Tag 81-84 / 04.07.-07.07.2013
Für unser Bangkok Part II haben wir uns wieder in dem Hostel
einquartiert, in dem wir im Mai schon einige Nächte geschlafen haben. Es ist
super, also warum ein Neues suchen? Never change a running system. Wir kommen
am späten Nachmittag in Bangkok an und auf dem Weg zu dem Hostel fühlen wir uns
wie in einer anderen Welt. Es ist so schön sauber, seinen Müll kann man in den
vorhandenen Abfalleimern entsorgen, es riecht nach frischer Luft statt nach
Kuhmist, keiner gafft mich an und überhaupt dreht sich niemand nach uns um. Es
interessiert keinen Menschen, dass wir hier sind. Und die paar Tuk Tuk- oder
Taxifahrer, die uns ansprechen, die können wir mit EINEM einfachen „No, thank
you, sir“ abwimmeln. Yes! Bei der sich erst bietenden Gelegenheit kaufen wir
ohne Bedenken gegrillte Fleischspieße an einem Straßenstand. Heute machen wir
uns darüber lustig, wie vorsichtig wir mit dem Straßenessen in Bangkok bei
unserem ersten Besuch waren. Thailand ist dreckig? Sorry, nicht wirklich… Alles
eine Frage von Relationen. Nach einer Dusche und einem leckeren Pad
Thai-Abendessen passiert an diesem Abend nicht mehr viel. Wir machen einen Plan
für die nächsten Tage und legen uns schlafen.
Am nächsten Tag schauen wir uns die Tempel an, für die wir
im Mai keine Zeit gefunden haben. Also mit unserem Lieblingstransportmittel dem
Wassertaxi zuerst zum Wat Pho, wo wir den liegenden Buddha finden und
anschließend zum Wat Arun. Danach spazieren wir durch die umliegenden Straßen,
essen Sushi von Straßenständen und freuen uns einfach in Bangkok zu sein. Es
gefällt uns richtig gut hier. Noch besser als beim ersten Mal. Kann aber an
unserer vorherigen Station liegen. Zum Abend hin fahren
wir in Richtung Siam Center und laufen dort durch die Straßenmärkte und
verschiedene Einkaufszentren – auf der
Suche nach Souvenirs.
Der nächste Tag beginnt früh für uns. Wir wollen nach
Maeklong, ca. 70 km von Bangkok entfernt, zu dem Markt, durch den acht Mal
täglich ein Zug fährt. Um 7.40 Uhr steigen wir in den Zug, der uns zunächst
nach Mahachai bringt. Pünktlich gegen 9 Uhr kommen wir dort an. Der Bahnhof ist
eigentlich eine Markthalle. Kaum sind wir aus dem Zug raus, steigt uns der
Geruch von Fisch und rohem Fleisch in die Nase. That´s Asia. Wir suchen schnell den
Weg raus, wir müssen zum Fähranleger. Mit der Fähre geht es dann rüber ans
andere Ufer des Flusses Tha Chin und dann zum Bahnhof Ban Laem. Um 10 Uhr soll
dort der Bummelzug losfahren, der durch den Markt fährt. Aber leider wurden
ausgerechnet für heute die Abfahrtszeiten geändert, der nächste Zug fährt erst
um 12 Uhr. Uff… 2,5 Stunden Wartezeit vertreibt Andy sich damit bei einem nahe
gelegenen Fußballschulturnier zuzugucken und ich hole etwas Schlaf am Bahnhof
nach.
Um 12 Uhr fährt dann endlich der Bummelzug los. Die Fahrt
soll insgesamt 1 Stunde dauern und kurz vor Ende fährt man dann durch den
Markt. Die Fahrt rüttelt uns ganz schön durch, die Schienen scheinen nicht mehr
die Besten zu sein. Wir fahren, gefühlt fernab von jeglicher Zivilisation,
durch Gestrüpp, Sümpfe und Bäume und Felder. Regelmäßig müssen wir den Kopf,
den wir aus dem Fenster halten, wieder einziehen, um nicht von einem Ast erwischt
zu werden. Trotz mangelnder Zivilisation halten wir unzählige Male und Menschen
steigen hinzu – die Fahrt scheint eeeeeewig zu dauern. Nach einer Stunde ist
noch lange kein Markt in Sicht. Ich lege mich wieder schlafen. Als wir bereits
seit knapp zwei Stunden unterwegs sind, weckt Andy mich. Einige Thais zeigen
uns mit Hand und Fuß, wir sollen nach vorne zum Lokführer gehen. Als wir uns vorn auf die ersten Plätze setzen
wollen, signalisiert uns der Schaffner wir sollen ins Zugführerabteil gehen.
Wie cool! Wir dürfen neben dem Lokführer stehen und dabei zuschauen, wie die
Marktverkäufer links und rechts ihre Stände beiseite räumen am Rand warten,
dass der Zug durchfährt. Obst und Gemüse, das direkt an den Schienen liegt,
wird nicht beiseite geräumt, der Zug ist ja ein Stück erhöht und fährt einfach
drüber. Außerdem schauen uns jede Menge Touristen an, die Fotos machen und uns
zuwinken. Auch wenn es „nur“ ein Zug ist, der durch einen Markt fährt, war das
schon ziemlich cool.
Wir steigen in Maeklong, die Endhaltestelle, aus und
checken, wann der Zug wieder zurück fährt – 30 Min. später. Alles klar. Wir
laufen durch den Mark, durch den wir gerade noch gefahren sind. Alles steht an
seinem Platz, nichts deutet darauf hin, dass hier in der Mitte vor wenigen
Minuten noch eine Lücke von gut 2-3 m war. Wir werden von einer Journalistin von
The Wall Street Journal angesprochen. Sie schreibt einen Artikel über diesen
Markt und fragt, ob sie uns interviewen darf. Klar darf sie. Kurze Zeit später: ein
Sirene läutet, alle Marktstandbesitzer hören auf zu tun, was sie bis dahin
getan haben. Sie fahren ihre rollbaren Stände zurück, rollen die Marquisen ein,
Körbe und Hocker werden eingesammelt, Touristen werden aufgefordert ganz nah an
den zusammengeräumten Marktständen zu stehen. Alles was relativ klein und flach
ist, bleibt auf dem Boden liegen. Dann klingelt die Sirene nochmal und der Zug kommt
langsam angerollt. Dieses Mal schauen wir von außen zu und finden das
eigentlich noch besser. Vor allem weil der Zug wahrscheinlich keine 20 cm entfernt
an uns vorbei fährt. Schon beeindruckend, wie hier alles abgestimmt ist. Und
kaum ist der Zug vorbei, packen alle ihre Sachen wieder aus und tun, was sie
vorher auch getan haben; wiegen, schnibbeln, abmessen, verpacken, verkaufen. Verrückt.
Hier in der Nähe soll ein Floating Market sein. Wir fragen
uns durch, was allerdings nicht so einfach ist, englisch scheint hier nicht oft
gebraucht zu werden. Wir verstehen (oder eher vermuten) von einem geduldigen
Erklärer, dass es einen Bus gibt, der zum Floating Market fährt. Wir gehen zur
Straße und sehen zufällig einen Minivan vorbei fahren, auf dem Floating Market
steht. Sehr gut. Wir halten den an – machen die Thais schließlich auch so. Wir werfen dem Fahrer
und seiner Beifahrerin ein freundlich „Floating Market?“ entgegen. Aber sie
verstehen uns nicht. Hmmm… Wir zeigen auf ihre Aufschrift „Floating Market“ auf
ihrem Wagen und fragen erneut „Floating Market?“. Nach einem kurzen Zögern
nicken sie und öffnen die Tür, wir sollen uns hinein setzen. Wir sind uns zwar
nicht sicher, ob die uns dahin bringen, wohin wir wollen, steigen aber ein. In
dem Wagen sitzen noch zwei Mädchen, die uns anschauen und immer wieder kichern.
Wir sehen halt schon lustig aus, wir verschwitzten Weißen… (Unerklärliches
Phänomen: während wir uns bei 35° halb tot schwitzen, sieht man bei den meisten
Thais kein einzigen Schweißtropfen.) Nach ca. 10 km Fahrt über einen Highway,
werden wir an einer Straße gebeten auszusteigen – wir sind am Ziel angekommen.
Hmmm…. Kein Floating Market in Sicht. Wir wollen gerade in einem Hotel fragen,
da versuchen die beiden Mädchen, die mit uns im Minivan gesessen haben, uns zu
fragen wo wir hin möchten. Wir sind nicht müde uns zu wiederholen und versuchen
es erneut mit „Floating Market?“. Wir haben keine Ahnung, ob sie uns verstehen,
aber sie führen uns auf die andere Straßenseite zu zwei Motorradfahrern, reden kurz
mit ihnen und die Fahrer signalisieren uns auf ihre Motorräder zu steigen. Keiner
der vier Personen spricht auch nur ein Wort Englisch. Andy und ich schauen uns
kurz an, zucken mit den Schultern und steigen auf. Das mit dem Bus hat ja auch
geklappt… Nach gefühlt zwei Minuten Fahrt werden wir an einer Verkaufsstelle
für Bootstouren durch die Floating Markets abgelassen und sind um 60 Baht (1,50
€) ärmer. Die Bootstour, die sowieso zu teuer ist, schenken wir uns. Wir folgen
zu Fuß den Straßenschildern und nach wenigen Minuten erreichen wir tatsächlich
den Damnoen Saduak Foating Market, den wir gesucht haben. Leider haben wir wohl
die Rush Hour verpasst. Es sind kaum noch Boote auf dem Wasser, die etwas
verkaufen. Dafür
dürfen wir aber dabei zusehen, wie ein Film oder eine Werbung an dem Markt
gedreht wird. Auch cool. Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zurück. Fast
Abend und wir haben noch keine Ahnung, wie wir zurück nach Bangkok kommen
sollen. Wir wissen nur, dass es einen Bus hier in der Nähe geben soll. In einem
7/11-Supermarkt holen wir uns was zu trinken und fragen den Verkäufer, ob er
weiß, wo der Bus nach Bangkok abfährt. Der meint, er kann uns einen Bus
besorgen, der uns hier abholt und uns günstig nach Bangkok fährt. Wir sind
skeptisch. Er ruft einfach so irgendwo an und dann kommt ein Bus und holt uns
ab? Er ist doch kein Reisebüro… Wir fragen nach, wie viel er haben will. 100
Baht pro Person (2,50€). Das ist tatsächlich günstig. Okay, machen wir. Der
Verkäufer ruft also irgendwo an und tatsächlich kommt ca. 10 Min. später ein
Minivan, der uns abholt. Nach langem Stau und gut 1,5 Stunden kommen wir in
Bangkok an.
An unserem letzten Tag
in Bangkok fahren wir morgens zu dem Taling
Chan Floating Market. Der ist zwar im vollen Gang, als wir ankommen, aber
leider nicht sehr groß. Wir sehen also nicht viel mehr Marktboote als am Tag
zuvor. Aber wenn wir schon mal hier sind, essen wir Seafood, das aus den Booten
heraus verkauft wird. Danach fahren wir weiter zum Chatuchak Weekendmarket. Der
ist riesig! Auf einer Fläche von ca. 1 km² kann man hier alles kaufen, wirklich
alles. Essen, Kleidung, Möbel, Souvenirs, Tiere und überhaupt. Es gibt echt
coole Sachen, aber wir bleiben stark – wir kaufen nicht viel, was sowieso nicht
mehr in unsere Rucksäcke passt. Am Nachmittag fahren wir völlig erschöpf wieder
zum Hostel. Der erste Besucher auf unserer
Reise ist heute in Bangkok gelandet, Özi. Juhuuu. Wir treffen uns abends, essen
im Siam Center und spazieren danach durch die Marktstände, die noch geöffnet
sind. Nach einem Kaffeestopp bei McDonald´s, wo wir wegen Ladenschluss
rausgeworfen werden, fahren wir zur Khaosan Road, eine „Touristenmeile“ mit
lauter Bars, Kneipen, Straßenhändlern, Massagesalons usw. Ein cooler erster gemeinsamer Abend mit einem
Skorpion und drei Fußmassagen.
PS: Beweis, dass ich mit dem Interview keinen Mist erzähle… http://blogs.wsj.com/searealtime/2013/07/12/playing-chicken-with-train-is-no-game-for-thai-vendors/
SP