Tag 224-226 / 23.11.-25.11.2013

Auf dem Weg zum Krüger Nationalpark sehen wir zum ersten Mal
bewusst, was uns später noch seeeeeeeeehr oft auf unseren Fahrten durchs Land
sehen werden. Unglaublich viele Menschen trampen hier. Immer mal wieder sehen
wir Personen, die direkt am Highway stehen oder Auffahrten hinauf gelaufen
kommen, um am Straßenrand entlang zu gehen und den Finger rauszuhalten. Am
Anfang dachten wir, dass es eine Art öffentliches Transportsystem wäre, das so
funktioniert. Die Menschen stellen sich entlang der Busroute auf die Straßen
und werden unterwegs von dem vorbeifahrenden Bus aufgesammelt. Teilweise ist es
wohl auch so, aber ein Großteil der Menschen, die am Straßenrand stehen, hoffen
auf eine Mitfahrgelegenheit.

Wir übernachten 50 m von den Zäunen entfernt südlich des
Kruger Nationalparks im Kruger View Backpackers. Der Besitzer dieses Hostels
soll ein erfahrener Reisender sein, deswegen hoffen wir uns bei ihm noch ein paar
Tipps holen zu können. Als wir ihn das erste Mal sehen, sind wir etwas
überrascht, was seine…. sagen wir äußerliche Erscheinung betrifft. Er ist
unglaublich dick. Nicht, dass die Statur eines Menschen hier an dieser Stelle
besondere Erwähnung finden müsste, aber wenn es um ihn geht, irgendwie schon.
Wir meinen nicht, dass er ein paar Steaks zu viel gegessen hat. Er ist wirklich
stark übergewichtig, keucht nach ein paar Schritten als er uns herum führt. Das
soll also der erfahrene traveller sein? Ich bin neugierig und frage ihn zu
seinen Reisen. Er erzählt, dass er 12 Jahre lang durch 44 Länder gereist ist;
vor ca. 5 Jahren hat er das Hostel eröffnet und ist sesshaft geworden. Sehr
interessant. Ich verkneife mir die Frage, wie er sein Gewicht durch die halbe
Welt über 12 Jahre hinweg getragen hat… Stattdessen befrage ich ihn zu einigen Orten, die wir auch noch sehen möchten.

Am nächsten Tag fahren wir gleich morgens los zum
Eingangstor des Kruger Nationalparks. Wir sind aufgeregt, wollen unbedingt „Africas
Big 5“, Elefanten, Büffel, Nashörner, Löwen und Leoparden sehen; insbesondere
die letzten beiden. Der Park ist riesig groß, wir konzentrieren uns auf den
Südosten des Parks, da dort die Wahrscheinlichkeit die Big 5 zu sehen am
höchsten ist. Wir fahren unsere ersten Kilometer in dem Park und entdecken
gleich ein paar Antilopen, Giraffen und Zebras. Das ist echt wahnsinnig cool. Und überhaupt nicht mit einem Zoobesuch zu vergleichen. Die Tiere scheinen sich nicht wirklich an den Autos zu stören, sie sind diese wahrscheinlich gewöhnt. Einige Tiere blockieren auch gern mal die Straßen. Da man nicht sehr
nah an sie heran fahren soll und sie sowieso immer Vorfahrt haben, kommt es oft zu Wartezeiten. Stört uns aber nicht wirklich, sind schießlich hier, um uns Tiere anzuschauen.

Mittags buchen wir unseren ersten Zeltplatz, wir wollen in
einem Camp im Kruger übernachten. Die „touristische Infrastruktur“ in dem Park
ist sehr gut. Es gibt mehrere Übernachtungsmöglichkeiten in verschiedenen Preiskategorien,
Kioske, Shops und Restaurants. Da wir bis zum Mittag zwar noch einige
Nilpferde, viele Affen, einige wenige Büffel und Elefanten gesehen haben, uns aber immer noch Löwen,
Leoparden und Nashörner fehlen, buchen wir in unserem Camp zusätzlich
einen „sunset drive“. Drei Stunden lang sind wir mit einem Guide, “Crazy Joe”, auf
Safari unterwegs. Das war mal sehr entspannt, weil man sich nicht aufs Fahren
und aufs Ausschauhalten konzentrieren muss. Doch im Prinzip fährt der Guide
auch keine anderen Straßen entlang als wir es tun, sodass es auf den ersten
Blick keinen deutlichen Mehrwert hat, wenn man sein eigenes Auto hat. Auf
den zweiten Blick aber gibt es schon einige Vorteile: der Guide kann einem natürlich
alle möglichen Informationen zu den gesichteten Tieren erzählen. Und im Rahmen der geführten
Safari-Touren kann man sowohl vor Sonnenaufgang als auch nach Sonnenuntergang
unterwegs sein und einige nachtaktive Tiere entdecken. Ist man im eigenen
Fahrzeug unterwegs, muss man bis Sonnenaufgang bzw. nach Sonnenuntergang in
einem der Camps sein oder den Park verlassen haben. Leider entdecken wir auch
während des sunset drives keine Löwen und Leoparden. 🙁 Nach dem Drive sehen
wir zu, uns mit genügend Mückenschutz einzusprühen und versuchen uns möglichst
in geschlossenen Räumen/Zelten aufzuhalten. Der Kruger Nationalpark ist nämlich
das einzige Malaria-Gebiet in Südafrika. Wir haben zwar Malaria-Prophylaxe
dabei, haben uns jedoch nach Durchsicht der Nebenwirkungen dazu entschieden, sie
nicht einzunehmen. Alpträume, Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen, Suizidgedanken sind irgendwie zu krass für zwei Tage
Safari. Und Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit ist irgendwie auch ungünstig.

Nacht ohne Mückenstich überstanden. Gleich morgens kurz nach
Sonnenaufgang wieder los, denn bei Dämmerung sollen Löwen und Leoparden aktiv
sein. Ihr merkt, wir lassen nicht locker. Doch leider haben wir auch an diesem Tag kein Glück mit denen. Wir sehen viele,
viele Wildschweine, Elefanten, Antilopen, Affen, einige Schildkröten und sogar
zwei Nashörner. Obwohl wir uns in den Camps immer wieder informieren, wo Löwen
gesichtet wurden – es gibt Tafeln, auf denen farblich gekennzeichnet wird, wo
welche Tiere gesichtet wurden – gibt es für uns keine Löwen und Leoparden. Aber
so ist das halt, die Tiere sind nicht eingesperrt, halten sich auf, wo sie
möchten und im Zweifel ist man nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort bzw.
fährt sogar an ihnen vorbei, weil sie sich so gut im Gebüsch oder hinter den
Bäumen verstecken. Und genau so ist es gut. Das macht das Ganze auch etwas
spannend. Auch wenn es anstrengend sein kann, stundenlang durch die Gegend zu fahren und
Ausschau zu halten. Denn manchmal sind die Tiere relativ weit weg, sodass man nicht
genau weiß, welches Tier man da eigentlich sieht. Und Aussteigen ist halt doof. 😉 Als wir schon jegliche Hoffnungen auf Leos und Lions aufgegeben haben, halten wir neben einem Auto, dessen Insassen offensichtlich etwas entdeckt haben. Fenster runter und schnell nachgefragt. Tatsächlich. Sie meinen, hinter einpaar Ästen, ca. 60 m entfernt, würde ein Leopard sitzen. Wir schauen auch in die Richtung und sehen tatsächlich etwas, was ein Kopf eines Leopards sein könnte. Keine Ahnung, wie sie den gesehen haben, dazu braucht man schon richtig gute Augen, um das im Vorbeifahren zu entdecken. So richtig können wir uns aber über den vermeintlichen Leo freuen. Näher war schon cooler.

Auf jeden Fall verlassen wir kurz vor Schließung des Parks
den Kruger und nehmen uns vor noch weitere Safaris zu machen. 3,5 von den Big 5
sind noch nicht genug, da geht noch was. 🙂

SP