Tag 218-224/
17.11.-23.11.2013

Nach unserer 40 Stunden Anreise, in der wir eine
Zeitverschiebung von insgesamt -9 Stunden überwunden haben, landen wir mit einer
kleinen Verspätung gegen 21:30 Uhr in Johannesburg. Da sind wir also, Afrika.
Keine Ahnung warum, aber wir zwei haben große Erwartungen, an unsere Zeit hier
und freuen uns schon lange darauf hier zu reisen. Aber jetzt ist das Einzige,
woran ich denken kann, schlafen. Also Taxi schnappen und ab ins Hostel. Denken
wir zumindest. smiley
Unsere Taxifahrerin kennt nämlich den Weg nicht, sodass wir ihr die
Wegbeschreibung unserer Buchungsbestätigung von hostelbookers.com vorlesen.
Irgendwie eine merkwürdige Situation, aber auch lustig. Als wir kurz nach 22
Uhr an unserem Hostel ankommen, ist die Besitzerin etwas überrascht, weil sie
nicht mit uns gerechnet hatte. Sie ist ziemlich verplant, was aber auch nicht schlimm
ist, weil ihr Hostel so gut wie leer war. Wir haben also das ganze dorm für uns
allein. Unsere Lieblingssituation: dorm bezahlen, Privatzimmer bekommen. smiley Ich bin an dem Abend
für nix mehr zu gebrauchen. Ich lege mich noch mit Klamotten ins Bett und
schlafe sofort ein.

Die nächsten Tage verbringen wir sehr entspannt. Wir haben
uns vorgenommen ein bisschen das Tempo aus unseren Ortswechseln rauszunehmen.
Statt möglichst schnell weiter zu reisen, lieber gemütlich unterwegs sein. Also
planen wir in aller Ruhe unsere Südafrikarundreise, schlafen viel, um unseren
Jetlag zu überwinden (unser Rekord liegt bei 16 Stunden am Stück!), schauen
Filme in der Hostellounge und spielen stundenlang Poker.

Irgendwann ist auch mal gut mit dem Chillen und wir möchten „raus“
und uns Johannesburg anschauen. Vorher reichten unsere Spaziergänge nur bis zum
nächsten Supermarkt. Das Hostel liegt ziemlich weit außerhalb des
Stadtzentrums. Als wir das Hostel rausgesucht hatten, waren wir verwundert,
warum keine Hostel zentral liegen. Heute erfahren wir warum. Wir packen unsere
Tasche; also wie immer, Geld und
Kreditkarte, Kamera und Laptop, falls wir ein cooles Café finden, in dem wir
ein wenig produktiv sein können. Wir sind nicht aus der Tür des Hostels raus,
da taucht plötzlich die Hostelbesitzerin auf, die vorher eher ein Geist war,
auf und fragt, wo wir denn hin möchten. „Jo-Burg, city center.“ – unsere
Antwort. Nächste Frage: „Was habt ihr in eurem Rucksack? Irgendwelche
Wertsachen?“ – „Eeeehh… joa!?“ – „Na
dann, lasst den Rucksack mal lieber hier.“ – Kritischer Blickaustausch zwischen
mir und meinem Mann. Zwei Dumme, ein Gedanke: „Chill Schwester, wir waren schon
an anderen „gefährlichen“ Orten dieser Welt, lass uns mal machen.“ Ronel merkt,
dass wir skeptisch sind. Da fängt sie an zu erklären: In den letzten zwei Monaten wurde so gut wie
jeder Gast, den sie hatte, in Johannesburg ausgeraubt. Ein armer Japaner wurde
an drei aufeinander folgenden Tagen ausgeraubt, am dritten Tag auf dem Weg zur
Polizei. Der arme Kerl hat seinen Mac, sein iPad, iPhone und Kreditkarten verloren.
Im Zentrum Von Johannesburg leben inzwischen nur Schwarze, also werden wir sofort
als Touristen auffallen. Masche: Eine Gruppe Männer umzingelt uns, einer von ihnen
wird mich von hinten packen und würgen und dann Andy die Tasche abnehmen. Sie
werden nicht darauf aus sein, uns zu verletzen, aber sie werden uns alles
abnehmen, was wertvoll sein könnte. Ronel betont, dass sie uns nicht warnt,
weil die Möglichkeit besteht, dass wir ausgeraubt werden. Nein, sie warnt uns,
weil wir definitiv ausgeraubt werden, wenn wir in die Innenstadt gehen. Hmmm….
Okay, das klingt nach einer Situation und einer „Gefahrenlage“, die wir so noch
nirgendwo auf der Reise erlebt haben. Also vielleicht doch überdenken, wo wir
den Rest des Tages verbringen. Sie
schlägt uns vor „in das neue Stadtzentrum“ zu fahren, nach Sandton. Das sei
ungefährlich und „nice“. Wir folgen ihrem Vorschlag und fahren nach Sandton,
laufen auf dem Mandela Sqaure herum und hängen in einem riesigen
Einkaufszentrum ab. Ja, Sandton scheint ungefährlich zu sein, aber „nice“ heißt
hier auch einfach langweilig. Ein paar nette Geschäfte, schicke Restaurant und
nette Cafés. Müssen wir uns nicht nochmal anschauen.

Was wir unbedingt noch sehen möchten, bevor wir Johannesburg verlassen ist das Apartheid Museum. Es liegt nicht direkt im Stadtzentrum Johannesburgs und ist somit nach Ronels Ansicht „safe“. Das Museum ist wirklich gut aufgemacht. Gleich beim Ticketkauf wird man zufällig als „non-white“ oder „white“ eingeteilt und muss den entsprechenden Eingang für seine Rasse nehmen. Man bekommt also gleich am Anfang ein Gespür davon, welche Auswirkungen die Apartheid hatte. Wirklich eindrucksvoll vermittelt das Museum mit allerlei Medien – Plakate, alte (Straßen)Schilder, Film- und Hörmaterial – sehr genau Informationen zur Apartheid und was diese für einzelne Personen und Familien, deren Angehörige auch durchaus unterschiedlichen Rassen zugeordnet wurden, bedeutete. Sehr interessant fanden wir auch die Sonderausstellung zu Mandelas Leben. Insgesamt war das Museum wirklich sehr gut, aber die Fülle an Informationen ist wirklich schwer aufzunehmen. Nach gut 4 Stunden rauchten unsere Köpfe und wir haben „aufgegeben“ alles zu lesen, obwohl wir es wirklich interessant fanden. Es ist immer wieder unglaublich, wozu Menschen fähig sind. smiley

Unsere Zeit in Johannesburg war also wesentlich
unspektakulärer als wir es erwartet haben…. Nachdem wir genug gechillt, unsere
Südafrikarundreise geplant und uns von dem Apartheid Museum beeindrucken haben
lassen, mieten wir uns ein Auto am Flughafen, kaufen uns ein Zelt und Isomatten
und fahren los; wir wollen Tiere sehen. smiley Erster Halt also: Kruger Nationalpark.

SP