Tag 92-94 / 15.07.-17.07.2013

Nach einer kurzen Nacht in Bangkok, nehmen wir morgens früh
um kurz nach 6 Uhr den Zug nach Aranyaprathet, die letzte Stadt kurz vor der
Grenze zu Kambodscha. Der Zug, wieder so ein Bummelzug, fährt seeeeehr langsam
und ist ziemlich voll. Wir sitzen beide jeweils am Rand von zwei Sitzen. Andy
hat besonders viel Glück: er sitzt neben einem Thai, der eine Bierdose nach der
anderen leert und sich entsprechend verhält. Nach ca. 250 km kommen wir gegen
12 Uhr in Aranyaprathet an. Mit einem
Tuk Tuk fahren wir bis zur Grenze und dann spazieren wir zu Fuß über die Grenze
nach Kambodscha. smiley

Direkt hinter der Grenze werden wir von der Transportmafia
empfangen. Die Preise sind im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln hoch,
aber natürlich im Vergleich zu europäischen Preisen immer noch günstig. Wir
wollen ohne lange Wartezeit nach Siem Reap, was noch ca. 150 km entfernt liegt,
also zahlen wir 10 USD pro Person und lassen uns in einem klimatisierten
Minivan in die Stadt bringen. Gute vier Stunden später sind wir da.

Wir hatten uns am Vorabend in Bangkok zwei Guest Houses
rausgesucht, die wir uns anschauen wollten. Mit einem Tuk Tuk fahren wir zu der
Adresse des Ersten. Kein Guest House zu finden – auch nicht mit Hilfe von
google maps. Wir suchen zu Fuß weiter (die Straßen sind nicht gepflastert, vom
Regen sind die Wege schlammig, das macht mit dem Tuk Tuk keinen Spaß), doch
auch mit Hilfe einiger netten Kambodschaner finden wir es nicht. Wir fragen
schließlich in einem Hotel, ob wir das Guest House anrufen können. Die
Mitarbeiter sind total nett, telefonieren für uns, lassen sich eine
Wegbeschreibung geben und besorgen uns ein Tuk Tuk, das uns dorthin fährt. Am
Ende lag das Guest House ganz woanders, es war falsch in google maps
eingezeichnet. -.-

Endlich am Guest House angekommen, erfahren wir, dass sie
keine Zimmer frei haben. Wir sind total erschöpft; seit über 12 Stunden auf den
Beinen, durchgeschwitzt, inzwischen auch vom Regen nass und vor allem hungrig. Wir
legen kurz unsere Rucksäcke ab und fragen in den umliegenden Guest Houses nach
freien Zimmern. Alles belegt oder unverschämt hohe Preise. Also wieder zurück
und Rucksäcke abholen; wir wollen zum anderen Guest House auf unserer Liste
fahren. Doch dann sagt das Mädchen an der Rezeption, sie hätte doch ein Zimmer
für uns. Allerdings sei es „a bit smelly, because of painting, you know?“.
Because of Painting? Uns doch egal, Fenster auf und fertig. Wir schauen uns das
Zimmer an. Sie hat Recht, es wurde frisch gestrichen, überall sind Farbklekse.
Und ja, sie hat Recht, es ist „smelly“. Aber
das eine hat offensichtlich nichts mit dem anderen zu tun. Es riecht eher, als
wäre irgendetwas in dem Zimmer gestorben und sie hatten versucht mit dem
„painting“ irgendwas zu vertuschen. Ist also schon eine gammlige Unterkunft…
Wir fragen nach dem Preis, handeln sie auf 6 USD für zwei Personen inkl.
Frühstück runter und beschließen für eine Nacht zu bleiben. Uns ist egal, wie
es riecht, wir sind hungrig und wollen schlafen – bei offenem Fenster. smiley

Am nächsten Tag laufen wir zu Fuß in die Innenstadt,
besuchen den Old Market und laufen durch die Pub Street, die tagsüber noch
nicht so belebt ist. Wir sind inzwischen schon geübt darin, alle „Sir, taxi?
You need taxi?“ mit einem freundlichen Kopfschütteln und Lächeln abzuwimmeln.
Funktioniert einwandfrei. Hier gibt es aber zusätzlich noch: „Massage? Madame,
sir, you need massage?“. Anfangs lehnen wir auch hier freundlich ab, aber
irgendwann probieren wir einfach eine
Fußmassage. Bei 5 USD kann man nicht viel falsch machen. 😉 Und ja, man zahlt
in Kambodscha tatsächlich überall mit USD. Am Geldautomaten bekommt man… USD.
Die einheimische Währung, Riel, bekommt man nur als Rückgeld, wenn der Betrag
unter einem USD liegt.

Nach unserer wirklich guten Fußmassage, leihen wir uns für
sagenhafte 3 USD Fahrräder aus und fahren zum ca. 5 km entfernten Angkor, die
größte Tempelstadt der Welt. Deswegen sind wir schließlich hier her gekommen. smiley Für 20 USD kann man
täglich ab 16.45 Uhr Tickets am Schalter kaufen, die dann auch für den gesamten
nächsten Tag gültig sind.

Auf dem Gelände von Angkor befinden sich mehrere
Tempelanlagen, die berühmteste und größte ist Angkor Wat. Diese schauen wir uns
noch für knappe zwei Stunden an, bevor wir in der Pub Street essen und zurück
in unsere „smelly“ Unterkunft gehen. Wir haben beschlossen hier zu bleiben bis
wir nach Phnom Penh weiter ziehen. So schlimm ist es nämlich nicht und hey, es
ist ein Privatzimmer. Nach mehreren Wochen in Schlafsälen lernt man
Privatsphäre zu schätzen. Wir können eine Pause von lauten und alkoholisierten
Partyeulen, furzenden/rülpsenden Kerlen und nackten Tussis, die ihre gemachten
Brüste zur Schau stellen wollen (kein Spaß…), gebrauchen.

Unser dann eigentliche Angkor-Tour beginnt am nächsten Tag. Also wieder mit dem Fahrrad nach Angkor. Das Gelände ist riesig, man kann einen
großen oder einen kleinen Rundgang wählen, um sich die Tempel anzuschauen. Die
große Runde soll 25 km lang sein, wir entschließen uns für die kleine Runde. smiley

Wir starten also unsere Rundfahrt mit unseren coolen
Fahrrädern. Das Gelände ist wirklich schön, wir fahren durch einen großen Wald
mit unfassbar hohen Bäumen und auf dem Weg bleiben wir an den jeweiligen Tempelarealen
stehen und schauen uns um. An jedem Stopp erwarten uns übermotivierte
Getränkeverkäufer –„You need drink? Cold water?“, „No, thank you, I still
have.“, „Yeeeeees, but maybe need one more?“; aber auch kleine Kinder – klein
meint hier zwischen vier und zehn Jahren –, die ziemlich hartnäckig versuchen
aus einem Korb heraus, den sie um den Bauch herum geschnallt haben, Potkarten,
Bücher, Armbänder und weitere Souvenirs, zu verkaufen.

Die verschiedenen Tempelareale auf dem Gelände sind sehr
alt, man weiß nicht genau, wann sie gebaut wurden, vermutlich zwischen dem 10.
Und 13. Jahrhundert. Die großen
Tempelkomplexe waren früher von Siedlungen umgeben, die heute allerdings nicht
mehr erhalten sind. Die Tempelbauten an sich sind stark beschädigt, teilweise
haben wir das Gefühl, wir laufen durch Ruinen. Hin und wieder sehen wir auch mehrere Gerüste
an den Tempelanlagen, Instandhaltungsmaßnahmen sind hier im vollen Gang. Es ist
echt beeindruckend zu sehen, was vor so langer Zeit gebaut wurde. Besonders cool
fanden wir die Anlage von Angkor Thom und den Staatstempel Bayon mit den
Gesichtstürmen.

Das Gelände von Angkor ist viel zu groß, es ist unmöglich es
an einem Tag komplett zu sehen. Es gibt Tickets, die für eine ganze Woche
gültig sind… Nach dem kleinen Rundgang und dem vielen Spazieren, sind wir
abends ziemlich kaputt. Wir gönnen uns ein Barbecue in der Pub Street und eine
Massage (sind auf den Geschmack gekommen smiley). Am nächsten Tag soll es
mit dem Bus nach Phnom Penh gehen, wo wir uns mit Dave, den wir in der Transsib
kennen gelernt haben, treffen. Wir freuen uns!

SP