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see you soon

Phnom Penh

Kambodscha Posted on Sat, September 14, 2013 20:19:10

Tag 95-99 / 18.07.-22.07.2013

Begrüßt von einem Regenbogen gehen wir erst mal in ein
Restaurant, um Wifi zu haben und mit Dave Kontakt aufzunehmen und zu fragen, ob
er uns ein Zimmer besorgen konnte. Im Restaurant gibt es leider kein
funktionierendes Wifi, daher schnappen wir uns nach einem kurzen Snack ein Tuk
Tuk und fahren zu dem Hotel, in dem Dave schläft. Mal sehen, ob etwas frei ist.

Als wir ankommen werden wir von sachlich unfreundlichen
Rezeptionsdamen empfangen, die zwar nicht wirklich wissen, wer wir sind, aber
uns ein Zimmer anbieten können. Wir checken also ein, schreiben Dave und
chillen erst mal eine Runde auf unserem Zimmer. Irgendwann schreibt Dave zurück
und sagt uns, dass er ein Stockwerk unter uns schläft. Wir gehen gemeinsam essen
und Dave erzählt uns ein paar lustige Geschichten, die er bereits in Kambodscha
erlebt hat. Auch wir bringen Dave auf den neuesten Stand und gemeinsam genießen
wir kambodschanisches Streetfood.

Am nächsten Tag stehen die Killing Fields von Choeung Ek auf dem
Programm. Ein sehr bewegender Besuch an diesem Ort der Stille und des Grauens.
Hier wurden Ende der 70er Jahre viele der insgesamt 1,8 Millionen ermordeten
Kambodschaner des Pol Pot Regimes getötet bzw. hingerichtet. An diesem Ort gibt
es keine lauten Guides oder Menschengruppen. Alle sind still mit ihren
Kopfhörern auf den Ohren und hören ihrem persönlichen Audio Guide zu. Es sind
keine schlecht übersetzten Texte, im Gegenteil der Deutsche Audio Guide ist ein
Muttersprachler und die 19 Kapitel, die man sich anhört, sind alle an Stationen
auf dem Gelände geknüpft. Die mit Abstand schrecklichste Station ist der Baum,
der neben einem Massengrab steht. An ihm hängen viele Armbänder, genauso wie an
dem Zaun, der das Massengrab abgrenzt. Kleinkinder wurden an diesem Baum hingerichtet.
Sie wurden an den Fußgelenken gegriffen und mit dem Kopf gegen den Baum
geschleudert. Danach unmittelbar in das Massengrab. Es ist so schrecklich und
verstörend, dass vor 35 Jahren in Kambodscha gut 25 % der Bevölkerung
hingerichtet wurden. Was uns jedoch noch mehr wundert, ist dass wir uns nicht
wirklich daran erinnern können, jemals im Schulunterricht davon gehört zu
haben. Bis heute werden noch Knochen in den Massengräbern an die Oberfläche
gespült. Besonders während der Monsunzeit. Die Knochen werden einmal im Monat
gesammelt und in einem Stupa gelagert. In dem Stupa liegen auf den ersten
Etagen die Schädel, der gefundenen Opfer. Der Anblick führt einem die
Geschichte unmittelbar vor Augen. Man sieht die Brüche der Schädel – die
meisten wurden mit Äxten, Hölzern mit Nägeln, Bambusstangen, Hämmern oder Schaufeln erschlagen und sind dann
in die Grube gefallen. Der Grund? Patronen sind zu teuer. Trotz alledem wurden
die Verantwortlichen des Massenmordes, die Khmer Rouge, noch lange Zeit von
vielen Ländern der UN als rechtmäßige Vertreter Kambodschas anerkannt. Darunter
auch Deutschland, die USA und Großbritannien. Sogar nach 1979 als die ersten
Massengräber entdeckt wurden und die Khmer Rouge weitestgehend von den
Vietnamesen aus Kambodscha vertrieben wurden. Pol Pot verbrachte lediglich die
letzten zwei Jahre seines Lebens in Hausarrest. Er wurde 82 Jahre alt. Viele
seiner Opfer wurden nicht einmal ein Jahr alt.

Nach den Killing Fields war im Tuk Tuk weitestgehend Stille
angesagt. Mit Sicherheit war auch der Taxifahrer in irgendeiner Weise von den
Taten der Khmer Rouge betroffen. In Kambodscha wird darüber aber ungern
gesprochen. Wir fahren also zu dem Russian Market und auch wenn wir in den
letzten Tagen viele Märkte gesehen haben, insbesondere in Thailand, merken wir,
dass Kambodscha irgendwie entspannter ist. Die Marktverkäufer chillen in ihren
Hängematten und warten entspannt bis jemand kommt. Danach sind wir mit dem Tuk
Tuk zu dem Waisenhaus gefahren, in dem Dave unterrichtet hat und haben einige
Kinder und die Geschäftsführer kennengelernt. Das Waisenhaus wird sehr gut
geführt. Wir sehen lachende Gesichter und die Kinder lenken uns von dem
traurigen Vormittag ab. Dennoch bleiben unsere Gedanken in den nächsten Tagen
immer wieder daran haften. Um uns noch ein wenig mehr abzulenken gehen wir
abends Pizza essen. Die berühmte Happy Pizza Phnom Penhs. Während des Essens
hat mich ein kleines Kambodschanisches Mädchen, das Armbänder, Schals und
weitere Kleinigkeiten aus ihrem Bauchladen verkauft zu einer Partie
„Stein-Schere-Papier“ herausgefordert. Das Ganze mit den Worten „Come on, be a
man – don’t be scared“. Der Wetteinsatz, „wie viel kaufe ich von ihr“. Zwei
Sätze, sechs Spiele, ein Sieg, eine Niederlage – ein Armband und ein Schal.
Coole Souvenirs und eine nette Anekdote zum Erzählen.

Am nächsten Tag vertiefen wir die Geschichtsstunde des
Vortages und gehen in das S-21. Eine Schule, die von den Khmer Rouge zu einem
Gefängnis bzw. einer Folterstätte umfunktioniert wurde. Heute ist es ein
Museum, das uns noch mehr Einblicke in die Geschichte Kambodschas gegeben hat. Am
Ende kaufen wir noch von dem Geld, das wir in der Tasche haben (eigentlich zwei
Dollar zu wenig) direkt von einem Überlebenden der Folter im S-21 ein Buch über
seine persönliche Geschichte. Ein weiteres cooles Souvenir.

Den letzten Tag in Phnom Penh verbringen wir im olympischen
Schwimmbad um die Ecke – Olympia in Phnom Penh, daran erinnert sich keiner. Der
Grund? Olympia fand nie in Kambodscha statt, aber der Olympia Park wäre da
gewesen. Wagemutig haben Dave und ich die Gelegenheit genutzt und sind vom 10er
gesprungen. Yeah!

Kurze drei Tage in Phnom Penh und dann geht es schon
gemeinsam mit Dave auf unsere kurze Reise durch Vietnam. Unsere erste Station
ist Ho-Chi-Minh, auch bekannt als Saigon und ebenso bekannt unter dem Namen
„The Motobike City“.

AP



Siem Reap

Kambodscha Posted on Wed, September 11, 2013 10:13:38

Tag 92-94 / 15.07.-17.07.2013

Nach einer kurzen Nacht in Bangkok, nehmen wir morgens früh
um kurz nach 6 Uhr den Zug nach Aranyaprathet, die letzte Stadt kurz vor der
Grenze zu Kambodscha. Der Zug, wieder so ein Bummelzug, fährt seeeeehr langsam
und ist ziemlich voll. Wir sitzen beide jeweils am Rand von zwei Sitzen. Andy
hat besonders viel Glück: er sitzt neben einem Thai, der eine Bierdose nach der
anderen leert und sich entsprechend verhält. Nach ca. 250 km kommen wir gegen
12 Uhr in Aranyaprathet an. Mit einem
Tuk Tuk fahren wir bis zur Grenze und dann spazieren wir zu Fuß über die Grenze
nach Kambodscha. smiley

Direkt hinter der Grenze werden wir von der Transportmafia
empfangen. Die Preise sind im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln hoch,
aber natürlich im Vergleich zu europäischen Preisen immer noch günstig. Wir
wollen ohne lange Wartezeit nach Siem Reap, was noch ca. 150 km entfernt liegt,
also zahlen wir 10 USD pro Person und lassen uns in einem klimatisierten
Minivan in die Stadt bringen. Gute vier Stunden später sind wir da.

Wir hatten uns am Vorabend in Bangkok zwei Guest Houses
rausgesucht, die wir uns anschauen wollten. Mit einem Tuk Tuk fahren wir zu der
Adresse des Ersten. Kein Guest House zu finden – auch nicht mit Hilfe von
google maps. Wir suchen zu Fuß weiter (die Straßen sind nicht gepflastert, vom
Regen sind die Wege schlammig, das macht mit dem Tuk Tuk keinen Spaß), doch
auch mit Hilfe einiger netten Kambodschaner finden wir es nicht. Wir fragen
schließlich in einem Hotel, ob wir das Guest House anrufen können. Die
Mitarbeiter sind total nett, telefonieren für uns, lassen sich eine
Wegbeschreibung geben und besorgen uns ein Tuk Tuk, das uns dorthin fährt. Am
Ende lag das Guest House ganz woanders, es war falsch in google maps
eingezeichnet. -.-

Endlich am Guest House angekommen, erfahren wir, dass sie
keine Zimmer frei haben. Wir sind total erschöpft; seit über 12 Stunden auf den
Beinen, durchgeschwitzt, inzwischen auch vom Regen nass und vor allem hungrig. Wir
legen kurz unsere Rucksäcke ab und fragen in den umliegenden Guest Houses nach
freien Zimmern. Alles belegt oder unverschämt hohe Preise. Also wieder zurück
und Rucksäcke abholen; wir wollen zum anderen Guest House auf unserer Liste
fahren. Doch dann sagt das Mädchen an der Rezeption, sie hätte doch ein Zimmer
für uns. Allerdings sei es „a bit smelly, because of painting, you know?“.
Because of Painting? Uns doch egal, Fenster auf und fertig. Wir schauen uns das
Zimmer an. Sie hat Recht, es wurde frisch gestrichen, überall sind Farbklekse.
Und ja, sie hat Recht, es ist „smelly“. Aber
das eine hat offensichtlich nichts mit dem anderen zu tun. Es riecht eher, als
wäre irgendetwas in dem Zimmer gestorben und sie hatten versucht mit dem
„painting“ irgendwas zu vertuschen. Ist also schon eine gammlige Unterkunft…
Wir fragen nach dem Preis, handeln sie auf 6 USD für zwei Personen inkl.
Frühstück runter und beschließen für eine Nacht zu bleiben. Uns ist egal, wie
es riecht, wir sind hungrig und wollen schlafen – bei offenem Fenster. smiley

Am nächsten Tag laufen wir zu Fuß in die Innenstadt,
besuchen den Old Market und laufen durch die Pub Street, die tagsüber noch
nicht so belebt ist. Wir sind inzwischen schon geübt darin, alle „Sir, taxi?
You need taxi?“ mit einem freundlichen Kopfschütteln und Lächeln abzuwimmeln.
Funktioniert einwandfrei. Hier gibt es aber zusätzlich noch: „Massage? Madame,
sir, you need massage?“. Anfangs lehnen wir auch hier freundlich ab, aber
irgendwann probieren wir einfach eine
Fußmassage. Bei 5 USD kann man nicht viel falsch machen. 😉 Und ja, man zahlt
in Kambodscha tatsächlich überall mit USD. Am Geldautomaten bekommt man… USD.
Die einheimische Währung, Riel, bekommt man nur als Rückgeld, wenn der Betrag
unter einem USD liegt.

Nach unserer wirklich guten Fußmassage, leihen wir uns für
sagenhafte 3 USD Fahrräder aus und fahren zum ca. 5 km entfernten Angkor, die
größte Tempelstadt der Welt. Deswegen sind wir schließlich hier her gekommen. smiley Für 20 USD kann man
täglich ab 16.45 Uhr Tickets am Schalter kaufen, die dann auch für den gesamten
nächsten Tag gültig sind.

Auf dem Gelände von Angkor befinden sich mehrere
Tempelanlagen, die berühmteste und größte ist Angkor Wat. Diese schauen wir uns
noch für knappe zwei Stunden an, bevor wir in der Pub Street essen und zurück
in unsere „smelly“ Unterkunft gehen. Wir haben beschlossen hier zu bleiben bis
wir nach Phnom Penh weiter ziehen. So schlimm ist es nämlich nicht und hey, es
ist ein Privatzimmer. Nach mehreren Wochen in Schlafsälen lernt man
Privatsphäre zu schätzen. Wir können eine Pause von lauten und alkoholisierten
Partyeulen, furzenden/rülpsenden Kerlen und nackten Tussis, die ihre gemachten
Brüste zur Schau stellen wollen (kein Spaß…), gebrauchen.

Unser dann eigentliche Angkor-Tour beginnt am nächsten Tag. Also wieder mit dem Fahrrad nach Angkor. Das Gelände ist riesig, man kann einen
großen oder einen kleinen Rundgang wählen, um sich die Tempel anzuschauen. Die
große Runde soll 25 km lang sein, wir entschließen uns für die kleine Runde. smiley

Wir starten also unsere Rundfahrt mit unseren coolen
Fahrrädern. Das Gelände ist wirklich schön, wir fahren durch einen großen Wald
mit unfassbar hohen Bäumen und auf dem Weg bleiben wir an den jeweiligen Tempelarealen
stehen und schauen uns um. An jedem Stopp erwarten uns übermotivierte
Getränkeverkäufer –„You need drink? Cold water?“, „No, thank you, I still
have.“, „Yeeeeees, but maybe need one more?“; aber auch kleine Kinder – klein
meint hier zwischen vier und zehn Jahren –, die ziemlich hartnäckig versuchen
aus einem Korb heraus, den sie um den Bauch herum geschnallt haben, Potkarten,
Bücher, Armbänder und weitere Souvenirs, zu verkaufen.

Die verschiedenen Tempelareale auf dem Gelände sind sehr
alt, man weiß nicht genau, wann sie gebaut wurden, vermutlich zwischen dem 10.
Und 13. Jahrhundert. Die großen
Tempelkomplexe waren früher von Siedlungen umgeben, die heute allerdings nicht
mehr erhalten sind. Die Tempelbauten an sich sind stark beschädigt, teilweise
haben wir das Gefühl, wir laufen durch Ruinen. Hin und wieder sehen wir auch mehrere Gerüste
an den Tempelanlagen, Instandhaltungsmaßnahmen sind hier im vollen Gang. Es ist
echt beeindruckend zu sehen, was vor so langer Zeit gebaut wurde. Besonders cool
fanden wir die Anlage von Angkor Thom und den Staatstempel Bayon mit den
Gesichtstürmen.

Das Gelände von Angkor ist viel zu groß, es ist unmöglich es
an einem Tag komplett zu sehen. Es gibt Tickets, die für eine ganze Woche
gültig sind… Nach dem kleinen Rundgang und dem vielen Spazieren, sind wir
abends ziemlich kaputt. Wir gönnen uns ein Barbecue in der Pub Street und eine
Massage (sind auf den Geschmack gekommen smiley). Am nächsten Tag soll es
mit dem Bus nach Phnom Penh gehen, wo wir uns mit Dave, den wir in der Transsib
kennen gelernt haben, treffen. Wir freuen uns!

SP