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see you soon

Nha Trang

Vietnam Posted on Tue, September 17, 2013 21:33:10

Tag 102 / 25.07.2013

Der Bus setzt uns morgens gegen 6 Uhr in Nha Trang ab.
Eigentlich ist diese Küstenstadt ein unfreiwilliger Stopp für uns. Eigentlich
wollten wir direkt nach Hoi An fahren. Aber die Open Bus Touren bieten keine
direkten Verbindung von Ho Chi Minh nach Hoi An an, deswegen müssen wir bis 19 Uhr warten bis wir weiter fahren können.
Wir stellen uns also darauf ein, 12 Stunden in einer Stadt zu warten, in der
wir eigentlich gar nicht sein wollten. Aber eigentlich ist halt eigentlich…

Wir werden direkt vor einem Reisebüro heraus gelassen.
Sofort versuchen die Mitarbeiter uns eine Bootstour für den Tag zu verkaufen.
Unsere erste intuitive Reaktion: „No, thank you.“ Aber beim zweiten Hinhören
klingt es nach einem wirklich guten Angebot. Für umgerechnet 7 USD wird uns ein
ganzes Tagesprogramm inklusive Mittagessen angeboten. Das klingt nicht
verkehrt. Wir buchen es…

Nach einem Frühstück in einem Café werden wir am Reisebüro
abgeholt. Wir fahren an der Küste entlang zum Bootsanleger. Als wir während
dieser Fahrt aus dem Fenster schauen und die vielen Strände sehen, wird mir zum
ersten Mal richtig bewusst, dass Vietnam eigentlich auch für Strandurlaub
geeignet ist. Schließlich hat dieses Land eine verdammt lange Küste… Und es
ist wirklich schön. Selbst von der Straße aus, kann man aufs Meer gucken und
sieht in weiter Ferner Felsbrocken aus dem Wasser ragen. Wenn das schon so cool
aussieht, dann freue ich mich schon auf die Halong Bucht. 🙂

Zurück zur Bootstour: wir werden am Bootsanleger abgesetzt.
Alle Mann aufs Boot. Wir fahren zuerst auf eine kleine Insel. Wer möchte, kann
hier ein Aquarium besuchen. Dave, Andy und ich möchten nicht, wir schauen uns
auf der Mini-Insel um, genießen die Aussicht aufs Meer und die anderen
Inseln/Felsbrocken und warten bis die Aquarium-Besucher zurück sind.

Danach geht es wieder aufs Boot. Schnorcheln ist angesagt. Sehr
cool. Das Wasser ist ziemlich klar und auch wenn wir nicht so viele Fische
sehen wie beim Schnorcheln vor Phi Phi in Thailand, haben wir unseren Spaß. Als
alle wieder zurück an Bord sind, gibt es ein ausgiebiges Mittagsbuffet – viel
Auswahl von Gemüse über Fisch bis Fleisch, ist alles dabei. Wir können kaum
glauben, was uns für 7 USD da geboten wird. 😀

Als wir nach dem Mittagessen glauben, „Okay, es geht es wohl
wieder zurück, das war schon mehr als top für das bisschen Geld“, geht es
weiter. Die Sitzbänke auf dem Boot werden zu einer Bühne und Tanzfläche umfunktioniert,
die Bootscrew wird zur Band: Livemusik; richtig cool. Alle singen mit, Red Hot
Chilli Peppers kennt ja fast jeder. Als die Bootscrew einige von uns bitten auf
die Bühne zu kommen, um mit ihnen zu singen, dreht die Stimmung richtig auf. Neben
anderem Zwangs-Freiwilligen darf Dave auf die Bühne und ein wohl ganz bekanntes
Lied aus Irland singen (Dave ist Ire). Und auch Andy wird aufgefordert ein
polnisches Lied mit der Band zu singen. Und die kannten die lyrics! Wir waren
richtig beeindruckt. Die letzten glücklichen Karaokesänger sind zwei Koreaner,
die natürlich mit der Band den Gangnam Style singen und vortanzen, das Boot hat
ordentlich geschaukelt. 🙂 Und ich freue mich am Ende, dass man mich nicht „Se eu te pego“ von Michel Teló
singen gelassen hat.

Nach dem kleinen Konzert gibt es noch eine Happy Hour im
Meer. Vom Boot aus wird ins Meer gesprungen, ein Rettungsring wird hinterher
geworfen, damit man gemütlich im Wasser treiben kann und ein „Barmann“ –
ebenfalls in einem Rettungsring – verteilt Drinks an seine schwimmenden Gäste.

Was für ein unverhofft cooler Tag! 🙂

SP



Ho Chi Minh

Vietnam Posted on Tue, September 17, 2013 18:28:11

Tag 99-101 / 22.07.-24.07.2013

Was einem zuerst auffällt, wenn man in Ho Chi Minh rein fährt,
sind Zweiräder. Überall Motorräder und Roller. Wir haben schon einige Städte
gesehen, die viele Rollerfahrer haben, in denen alles Mögliche auf zwei Rädern
transportiert wird, aber Ho Chi Minhs Rolleraufkommen ist extrem. Daher wird Ho
Chi Minh Stadt, neben Saigon auch Motobike City genannt. Das merkt man auch an
der besonderen Helmkultur dort. Es gibt Helme in allen Formen und Farben. Von
gewöhnlichen Helmen über Helme in Baseball Cap Form, kleine Kinderhelme mit
Angry Birds oder Spongebob drauf bis zu Totenkopfhelme ist alles auf den
Straßen zu sehen. Sogar Helme, die aussehen wie die vietnamesischen spitzen
Hüte, wobei manche wohl wirklich mit ihrem Hut fahren… Das gefällt uns und der
erste Eindruck von Ho Chi Minh Stadt ist sehr gut.

Wir schlafen in der Touristengegend, dem District 1, in
einer ruhigen Nebenstraße. In der „Lobby“, die wohl eher das Wohnzimmer mit
offener Küche inkl. Hausflur der Hotelbesitzerin ist, tummeln sich kleine
vietnamesische Kinder und Frauen in Pyjamas. Dave fühlt sich wohl: „I love
people wearing PJs on the street!“. Er sagt in Kambodscha ist es auch so, dass
die Leute in ihren Pyjamas vor ihren Häusern und in ihren Straßen chillen. Auch
wir haben uns schon daran gewöhnt. Selber machen wir es aber noch nicht. smiley

Unser erster Spaziergang führt uns durch das belebte
Touristenviertel mit viel Nachtleben. Auffällig sind die vielen Kioske mit
unzähligen kleinen Plastikhockern davor. Fast alle davon sind besetzt, die
Leute schlürfen ihr Bier für 10.000 vietnamesische Dong (0,50 Euro), schnacken
und schauen sich das wilde Treiben an. Wir essen unser erstes vietnamesisches
Abendessen und lassen den Abend nach einem Spaziergang durch die nähere
Umgebung ruhig ausklingen.

Wir schlafen aus, bekommen aber noch ein gutes Frühstücksbuffet
um die Ecke. Zum Trinken nehmen Dave und ich natürlich einen vietnamesischen
Kaffee. Schließlich ist Vietnam weltweit die Nummer 2, wenn es um Kaffeeexport
geht. Der Kaffee ist gewöhnungsbedürftig, nicht schlecht, aber
gewöhnungsbedürftig. Sonia hat eine Schniefnase und nimmt lieber einen Tee.
Nach dem Frühstück spazieren wir in das Kriegsopfermuseum. Auf dem Weg dorthin
wurde ich von einem Kokosnussverkäufer über den Tisch gezogen. Eigentlich
passiert mir so was nicht… Ich werde nachlässig. smiley Im Museum haben wir Einblicke in die Folgen des Vietnamkriegs erhalten. Vor
allem die Nachwirkungen, der Chemiewaffen Angriffe der USA, sind erschreckend.
Wir sehen viele Bilder von behinderten Kindern und daneben ihre Geschichten auf
Tafeln geschrieben. Bis heute werden Kinder mit Behinderung geboren, die auf
den Einsatz der Chemiewaffen (Agent Orange) zurückgeführt werden. Die Wirkung
kann eine Generation überspringen; d.h. ist dein Opa mit Agent Orange in
Kontakt gekommen und dein Vater ist gesund, heißt es nicht, dass er auch
gesunde Kinder bekommt. Viele kommen behindert zur Welt. Laut Angaben des Museums
zahlen die USA zwar an ihre eigenen Veteranen Schadenersatz, jedoch keinen
einzigen Cent an die vietnamesischen Opfer der Angriffe. Die TAZ bestätigt
diese Infos und wir verstehen die USA mal wieder nicht…

Da uns das Kriegsmuseum nicht genug Geschichtsunterricht
war, sind wir am nächsten Tag zu den Cu Chi Tunnels gefahren. Dabei handelt es
sich, um die Tunnel, die die Vietcong zur Verteidigung und zum Schutz vor den
Amerikanern im Vietnamkrieg angelegt haben. Unser Guide, der uns die Tunnel und
den damit verbundenen Teil der Geschichte Vietnams zeigt, ist direkt von dem
Vietnamkrieg betroffen. Er hat Narben von einem Napalm Angriff. Als er noch ein
Baby war, wurde der Ort in dem er gelebt hat, mit Napalm angegriffen. Seine
Mutter hat ihn unter ihrem Körper geschützt und ist dabei gestorben. Trotz
dieser traurigen Geschichte ist unser Guide ein sehr lustiger Kerl. Daher
bleibt diese die einzige Geschichte, die er ohne Lachen erzählt. Ansonsten ist
er für viele Späße zu haben. Gleich zu Beginn tut er so, als würden wir im
falschen Bus sitzen und kann damit einige Leute im Bus verunsichern. Und auch
sonst hat er immer einen kleinen Witz parat. Die Tunnel sind ca. 1 Busstunde
von Ho Chi Minh City entfernt und auf dem Weg gibt es einen obligatorischen
Stopp an einer großen Halle, in der Opfer des Vietnamkriegs künstlerisch tätig
sind und ihre Werke verkaufen. Der Stopp dauert nicht lange und kurze Zeit
später sind wir auch schon bei den Tunneln.

Die Tunnel von Cu Chi waren auf 4 Etagen unter der Erde
angelegt und haben eine eigene Stadt mit unter anderem einem Krankenhaus
beherbergt. Viele der Tunnel sind aufgrund des alljährlichen Monsuns
verschüttet und nicht mehr begehbar. Wir haben auf dem Gelände vieles über die
Sicht der Vietnamesen auf den Vietnamkrieg gesehen. Ein wenig Propaganda bzw.
Verherrlichung der Kriegshelden, aber auch vieles über die Kriegsführung. Vor
allem über die Fallen, die von den Vietnamesen genutzt wurden. Zu den
Attraktionen des Geländes gehört ein Schießstand auf dem man verschiedene
Gewähre abfeuern kann. Sonia und ich haben keine Lust eine AK47 abzufeuern,
aber Dave lässt sich den Spaß nicht nehmen. Eine Alternative zum „Kühe mit
einer Panzerfaust in die Luft jagen“. Angeblich wird das in Kambodscha
angeboten. Zum Ende der Tour über das Gelände dürfen wir durch einen Tunnel
kriechen. Dieser ist extrem eng, dabei wurde er bereits für westliche Touristen
angepasst und ist fast doppelt so groß wie die ursprünglichen Tunnel. Er misst
1,20 Meter mal 0,80 Meter und ist damit fast doppelt so groß, wie die
Originale.

Ein kurzer Aufenthalt in Ho Chi Minh, der Lust auf mehr
gemacht hat. Für die Reise durch Vietnam haben wir uns ein Ticket gekauft, mit
dem wir von Ho Chi Minh bis nach Hanoi fahren können. Dabei sind zwei Stopps
auf dem Weg geplant. Der eine in Nha Trang – eher ungewollt – und der andere in
Hoi An. Auf dem Weg nach Nha Trang sehe ich aus dem Sleeperbus einen der
schönsten Sonnenaufgänge, die ich jemals gesehen habe. Die leuchtenden Farben
(türkis, lila, orange usw.), die Reisfelder, die Hügel, die Flüsse und Boote,
die Form der Wolken, alles passt perfekt zusammen. Und gute Musik auf meinen
Ohren. Dave und Sonia schlafen. smiley

AP