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see you soon

Beijing

China Posted on Tue, May 28, 2013 22:47:27

Tag 19-23 / 03.-07.05.2013

Um 14 Uhr am Bahnhof in Peking angekommen, verabreden wir
uns mit unserer Reisegruppe zu einem freiwilligen letzten gemeinsamen Abend
bevor wir uns von allen verabschieden. Ab jetzt geht jeder seiner eigenen
Reiseroute nach. Wir haben für unsere
Zeit in Peking bereits ein Hostel gebucht. Dave, der noch nicht weiß, wo er
schlafen soll, kommt mit uns und versucht sein Glück in unserem Hostel. Wir
freuen uns.

Raus aus dem Bahnhof für die Fernzüge, der erste kleinere
Kulturschock… Wir stehen auf einem großen Platz und mit uns gemeinsam so
unglaublich viele Menschen. Wir drei schauen uns um und lassen dieses laute
Chaos erst mal auf uns wirken. Irgendwie
finden wir es cool, auch wenn im ersten Moment keiner von uns etwas sagen kann.
Wir schauen uns an und lachen. Bei dem Versuch uns zu orientieren, erkennen wir schließlich
die Verkaufsstellen für die Metro-Fahrkarten. Wir stellen uns an den mind. 50m
langen (!) Schlangen an. Wahnsinn. Aber
es geht schnell voran. Wir kaufen 3 Fahrkarten für umgerechnet ca. 75 Cent. Kaum
zu glauben, dass jeder von uns für 25 Cent Metro fährt…

Um auf den Bahnsteig zu kommen, passiert man eine Sicherheitskontrolle.
Wir glauben zunächst, dass die Sicherheitskontrollen da sind, weil wir an einem
größeren Bahnhof angekommen sind. Später stellen wir fest, dass an allen
Metrostationen Sicherheitskontrollen durchgeführt werden. Also sobald man einen
Rucksack dabei hat, muss man diesen abnehmen und wie am Flughafen scannen
lassen. Unsere erste Metrofahrt ist ein kleines Erlebnis. Wie schon
festgestellt, gibt es eine Menge Chinesen. Und die wollen auch Metro fahren.
Sobald die Metro hält und sich die Türen öffnen, stürzen sich alle auf die
Eingänge. Schubsen, drängeln, anrempeln, quetschen – alles scheint völlig
normal zu sein. Während wir höflich jedem Menschen, den wir, dem allgemeinen
Massendrängen bedingt, anrempeln immer ein „sorry“ entgegen bringen, scheint niemand
um uns herum Wert drauf zu legen. Erste Lektion in China gelernt: Schubsen ist
nicht unhöflich. 🙂

Mit Hilfe von Wegbeschreibung und Kompass (es wird zum Running Gag, dass wir ständig gut vorbereitet sind, “you organised Germans!”)
finden wir den Weg zu unserem Hostel „Lucky Family“. Es liegt etwas abseits vom
Trubel in einer Seitenstraße inmitten von normalen Wohnhäusern – keine
Touristengegend. Uns wird unser 4-Bett-Zimmer mit eigenem Badezimmer gezeigt.
Dave wird in unserem Zimmer einquartiert, dass wir bis auf eine Nacht für uns
drei allein haben. Perfekt.

Nach einer kleinen Erholungsphase und einer Dusche, machen
wir uns auf den Weg, um etwas zu essen. Wir laufen ein bisschen in den Gassen in
der Nähe unseres Hostels herum und landen in einem ziemlich großen Restaurant,
das voll ist. Das Essen muss also gut sein. Glücklicherweise haben die Speisekarten
viele Bilder und alles ist auf Englisch übersetzt. Wir unter anderem Muscheln – auf der Speisekarte mit einer Chilischote
gekennzeichnet. Sollte in Ordnung gehen, es gibt Gerichte mit bis zu drei Chilischoten…
Die Muscheln werden in einer Bratschale mit Unmengen an Chili, dazwischen Knoblauch
und etwas Grünem, was wir nicht kennen, serviert. Unser erster Gedanke: wer kann diese Menge an
Chili essen? Na ja, vielleicht sind die Schoten ja milde Chilischoten…
Nach dem ersten Bissen, wissen wir, sie sind es nicht. Schnell fangen wir an zu
schwitzen, spülen mit viel Bier/Cola nach und trotzdem bekommen wir unsere Portion
nicht aufgegessen. Wir schauen uns um, was die Einheimischen tun. Sie lassen
die Chilischoten und die Soße übrig. Alles klar, machen wir auch. Zweite
Lektion in China: Wenn irgendwo spicy dran steht, dann ist es spicy. Als wir das
Restaurant verlassen, stehen die Leute Schlange, um hinein zu kommen. Sie haben
Wartenummern und warten bis sie aufgerufen werden. Scheint als wären wir in
einem richtig guten Restaurant gewesen. Yes! 🙂

Am nächsten Tag haben wir uns vorgenommen den Sommerpalast
zu besuchen. Der Sommerpalast ist eine Art riesiger Garten, vielleicht eher ein
Park, relativ hüglig, inklusive See und mehreren Pavillons/Palästen. Die
früheren Kaiser nutzen den Sommerpalast, um dort die schwülen Sommermonate zu
verbringen. Unser Fazit: auf jeden Fall sehenswert. Wenn es nicht so viele Besucher gäbe, wäre das
sogar ein guter Ort, um zu entspannen. Gerade, wenn man die Berge herauf geht,
hat man immer wieder tolle Aussichtspunkte, von denen man sowohl auf das
Gelände des Sommerpalastes als auch auf Peking schauen kann. Etwas störend
dabei ist allerding der Smog. Teilweise kann man leider nicht wirklich weit
gucken.

Abends waren wir zusammen mit Dave im Silk Market. Ein großes
Einkaufzentrum über mehrere Etagen, in dem man laut Daves Reiseführer
qualitativ hochwertige gefälschte Markenkleidung kaufen kann. Qualitativ
hochwertige Fälschungen also? Klingt nach einem Widerspruch. Wir sind
neugierig. Es stellt sich heraus, dass man an diesem Ort alles Mögliche kaufen
kann. Von Kleidung, über Accessoires , Schmuck, Souvenirs, Stoffe bis hin zu
Koffern, Taschen, Spielzeuge, Möbel… Aus
jedem der kleinen Geschäfte, die auf jeder Etage aneinander gereiht sind, hört
man… “Come in, sir“, „ I’ll make you a good price.”, “Good
quality, sir, good quality.” Wir sind überrascht, dass die Chinesen hier
relativ gutes Englisch sprechen. Normalerweise mühen wir uns ab und
kommunizieren mit Händen und Füßen. Wir waren in einigen Geschäften, ohne
wirklich etwas kaufen zu wollen, nur um ein bisschen aus Spaß zu handeln und zu
testen, wie weit die Verkäufer mit dem Preis runter gehen. 🙂

Anschließend waren wir in einem tibetischen Restaurant essen,
ebenfalls eine Empfehlung aus Daves Reiseführer. Es war nicht ganz leicht den
Weg zu finden. Wir lernen an diesem Tag die dritte Lektion für China: Wenn du
einen Chinesen nach dem Weg fragst, wird er nie zugeben, dass er den Weg nicht
kennt und dich einfach irgendwohin schicken. Wir haben an diesem Abend
insgesamt 7 Menschen nach dem Weg gefragt, davon hat uns eine Person in die richtige Richtung geschickt. Die letzte
Person, ein Mitarbeiter eines Hotels, hat uns schließlich das Hotel-Wifi nutzen
lassen, sodass wir mit Hilfe von google maps den Weg gefunden haben. Doch die Sucherei nach dem Restaurant
hat sich gelohnt; wir haben unter
anderem Yak probiert – lecker.

Den Tag darauf haben wir dazu genutzt, uns die Verbotene
Stadt anzuschauen. Der Sommerpalast war schon voll, aber hier war es richtig
voll. In der Verbotenen Stadt lebten früher die Kaiser Chinas. Der „normalen“
Bevölkerung war der Eintritt verwehrt, daher der Name. Die Fläche der
“Stadt” ist ziemlich groß (später gegoogelt: ca. 720.000m²),
innerhalb der Mauern befinden sich unzählige Paläste und Pavillons. Am Anfang
waren wir ziemlich beeindruckt, aber nach ca. einer Stunde hatten wir das Gefühl,
dass alles gleich aussieht… Irgendwie haben wir uns deswegen schon fast schlecht
gefühlt…

Abends haben wir uns, wie verabredet, mit unserer Vodkatrain-Gruppe
getroffen. Wir waren essen und haben anschließend den Nachtmarkt besucht. Der
Geruch war teilweise etwas unangenehm, aber die Atmosphäre irgendwie cool und
eklig zugleich… Wer experimentierfreudig ist, kann sich hier austoben:
Insekten, Spinnen, Schlangen, Seesterne, Schnecken am Spieß, alles dabei. Dave
war der Mutigste von uns und hat eine Spinne probiert. Einen Bissen hat er halb
runter bekommen, den Rest ausgespuckt. Er meint, der anfängliche Geschmack war
gar nicht so schlimm, aber der Nachgeschmack ist furchtbar. Wir sprechen ihm
unsere Anerkennung für seinen Mut aus und gehen auf Nummer sicher: wir probieren
frittiertes Eis und frittierte Bananen, Tintenfische am Spieß, dann haben wir
genug. Wir lassen den Abend in einem Café ausklingen.

Am nächsten Morgen bin ich aufgeregt! Wir wollen zur
Chinesischen Mauer fahren; die will ich unbedingt sehen. An jeder Ecke in Peking werden (unseriöse?) Touren dahin angeboten, im
Schnitt für umgerechnet ca. 20€ bis 45€. Es gibt auch offizielle Tourbusse, die
für umgerechnet ca. 1,50 € zur Mauer fahren. Allerdings haben wir gelesen, dass
es sehr schwer ist, die offizielle Bushaltestelle zu finden, weil sich einfach
hunderte Busse mit der gleichen Nummer in
die gleiche Straße stellen. Ohne ein Wort chinesisch zu sprechen, soll es so
gut wie unmöglich sein, herauszufinden, welcher der richtige offizielle Bus ist.
Na toll… Google verrät uns aber auch, dass es einen Zug gibt, der zur Mauer
fährt. Den wollen wir heute Morgen nehmen, also ab zum Bahnhof; Dave begleitet
uns. Wir kaufen für eine Strecke von ca. 65 km jeweils ein Ticket für 6 RMB,
das sind ca. 75 Cent… Unglaublich! Da kann sich Deutsche Bahn eine Scheibe
abschneiden.

An der Station „Badaling“ angekommen, folgen wir einfach der
Menschenmenge. Nach ca. einem Kilometer Fußmarsch stehen wir vor der Mauer. Wir
sind von Anfang an beeindruckt. Wir laufen einen Teil der Mauer herauf und wieder
runter, es ist ziemlich hügelig, was bei der Hitze und der Menschenmenge wirklich
anstrengend ist. Einige Teilabschnitte sind sehr steil und haben keine Stufen.
Andy und ich wundern uns, wie die Chinesen hier mit Flip Flops und HighHeels
unterwegs sein können. Wir sind froh, dass wir heute unsere Chucks gegen Wanderschuhe
ausgetauscht haben. Nach einer Weile beginne ich Dave dafür zu hassen, dass er
vor kurzem Marathon gelaufen ist und mit einer vermeintlichen Leichtigkeit
einen großen Vorsprung zu uns aufbaut – Dave, I still hate you. 🙂 Als wir uns
satt gesehen haben, starten wir den Rückweg. Wir gönnen uns für den Weg runter
ein sliding car.

Wieder zurück in Peking, gehen wir zu einer Kung Fu Show.
Die Show war eine Art Musical, nur dass es anstelle von Gesang Kung Fu gab. Wir
hatten weniger Schauspielerei und mehr Kung Fu erwartet, deswegen waren wie im
Endeffekt etwas enttäuscht, auch wenn die Kung Fu Einlagen beeindruckend
waren.

Am nächsten Tag endet bereits unser Aufenthalt in Peking.
Wir fahren mit dem Zug nach Shanghai. Wir sind etwas spät dran, als wir morgens
das Hostel verlassen, deswegen ziemlich in Eile. Wir haben die Menschenmengen
der morgendlichen Metro-Rush Hour unterschätzt…
Rush Hour bedeutet, dass die Leute noch mehr als sonst drängeln, schubsen, anrempeln. Als
wir in die erste Metro einsteigen, quetscht sich in letzter Sekunde ein kleine,
alte Chinesin in die Bahn, drückt Andy nach hinten, der deswegen gegen mich
fällt, was wiederum dazu führt, dass ich fast über einen Koffer, der im Gang steht, falle. Andy kann sich gerad noch an einer der Stangen festhalten und zieht mich hoch. Vielen Dank, Frau Chinesin. -.- Wir sind etwas
überfordert mit der Situation. 🙂 Eigentlich hatten wir uns an dieses Gedrängel gewöhnt. Aber in „Stressmomenten“, fällt man in seine routinierten (deutschen) Muster
zurück und das war an dieser Stelle: Anrempeln ist unhöflich. Und sich nicht zu
entschuldigen ist noch unhöflicher! Ich war kurze Zeit in Versuchung die alte
Frau an der nächsten Haltestelle aus der Metro zu schubsen. 🙂 Habe dann aber an
einen Rat gedacht, der mir vor Abreise gegeben wurde: Es wird nicht alles so
organisiert und strukturiert ablaufen, wie wir es von zu Hause gewohnt sind.
Und wenn das der Fall ist, dann einfach entspannt bleiben und chillen. Guter
Rat… 🙂 Im Endeffekt haben wir tatsächlich den Zug nach Shanghai verpasst, den wir
nehmen wollten und “mussten” dann den etwas teureren HighSpeed Zug
nehmen.

SP



Transsibirische Eisenbahn von Ulaan Baatar bis Beijing

China Posted on Fri, May 24, 2013 12:55:55

Tag 18-19 / 02.-03.05.2013

Die Zugstrecken werden immer kürzer, wir haben jetzt nur 31
Stunden Zugfahrt vor uns. Kurz nach 7 Uhr fahren wir vom Bahnhof in Ulaan
Baatar ab. Wir sind früh genug am Bahnhof, daher gehen vorher noch ein paar
Fotos am Bahnhof. Wir “verschleiern” uns also kurz und machen unser
obligatorisches Foto. Nach dem Foto blicken wir auf unsere Tickets und merken,
dass sie ab Ausstellungsdatum 2 Monate Gültigkeit haben – das glauben wir
zumindest. Uns kommt der Gedanke einfach mal verrückt zu sein und in der
Mongolei zu bleiben. Wir haben vielleicht noch 10-15 Minuten, um uns zu
entscheiden. Unser Gepäck ist schon im Abteil. Wir sehen uns an und denken “Ja”. Aber entschließen uns dann doch weiter zu fahren. Da wir leider niemanden
fragen können, ob die Tickets wirklich zwei Monate Gültigkeit haben (Enni hat
sich schon verabschiedet), überwiegt die Ungewissheit, ob wir die Aufschrift auf den Tickets wirklich richtig verstehen. Vielleicht
nächstes Mal…

Da wir nun weiter fahren, teilen wir uns unser Abteil
diesmal mit Charly und Joe, die wohlhabenden britischen frischgebackenen
Abiturienten. Sie haben die Tour hauptsächlich gebucht, weil der Name der Tour
Vodkatrain ist… Die meiste Zeit saßen wir diesmal in unserem Abteil und haben
Nudeln gegessen und gechillt. Charly und Joe haben ihren Rausch vom Tag zuvor
ausgeschlafen oder waren im Zug unterwegs. Sie waren gute Abteil-Genossen. smiley

Gegen 19 Uhr sind wir an der Grenze angekommen. Jetzt wurde
es spannend. Die Radgestelle müssen ausgetauscht werden, wenn man die Grenze
nach China überquert. In China sind die Schienen nämlich enger als in Russland
und in der Mongolei. Für den Wechsel der
Radgestelle fährt der Zug in eine Werkhalle, in der wohl beide Schienenbreiten
verlegt sind. Die einzelnen Waggons werden zunächst voneinander getrennt und in
zwei Reihen aufgestellt. Dann werden dieb Fahrgestelle gelöst, die Waggons
einzeln angehoben, die alten Radgestelle rausgefahren, die engeren reingerollt,
der Waggon wird wieder runtergelassen, um schließlich die neuen Radgestelle zu
verschrauben. Historisch soll der Grund dafür mit dem Transport von Militärgut
zusammenhängen. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich war so müde, dass ich zwar den
Radgestellwechsel mitbekommen habe, aber die Abfahrt vom Bahnhof habe ich
verpennt.

Nur ein Mal schlafen im Zug und schon ist man am Ziel. Ungewohnt…
Am nächsten Morgen fällt uns gleich die veränderte Landschaft auf: mehr Berge, insgesamt etwas grüner. Und Siedlungen,
die aus dem Boden gestampft werden. Es gibt aber auch mehr Chinesen als
Mongolen und die müssen ja auch irgendwo wohnen. smileyGegen 14 Uhr sind wir am Bahnhof in
Beijing angekommen.

AP



Ulaan Baatar

Mongolei Posted on Tue, May 21, 2013 20:05:49

Tag 16-17 / 30.04.-01.05.2013

Ankunft früh am Morgen in Ulaan Baatar – es ist kurz nach 6
Uhr. Enni, unser Honcho für die Mongolei, steht schon am Bahnsteig, um uns zu
empfangen. Wir warten noch bis Anthony und Jess aus unserem Touristenwaggon
steigen, um ein Erinnerungsfoto mit den beiden zu schießen. Danach kann es
weiter gehen. Ein Bus steht schon bereit, Enni drückt uns ein kleines Heftchen
mit den wichtigsten Infos zur Mongolei und einem kleinen Wörterbuch in die Hand.
Dann erzählt sie uns, wie es weiter geht.

Wir fahren erst mal Geld wechseln – die Tugrik-Scheine sind
interessant und es gibt keine Münzen. Danach geht es ca. 55 km von Ulaan Baatar
entfernt in den Nationalpark – 55 km in der Mongolei sind ca. 1,5 Stunden
Busfahrt. Nach ca. 1 Stunde halten wir an einem Steinhaufen. Steinhaufen? Um
eine gute Reise zu haben, umkreist man den Steinhaufen drei Mal und schmeißt
bei jeder Umrundung einen Stein dazu und wünscht sich etwas – mongolischer bzw.
schamanischer Brauch. Wir kommen auf jeden Fall gesund und heil in unserem Camp
im Gorkhi Terelj Nationalpark an.

Bevor es mit dem Tagesprogramm weiter geht, haben wir die
Gelegenheit ein wenig Zeit für uns zu haben. Hinter unserem Ger (mongolische
Jurte) sind freie Plätze für weitere Gers. Während Sonia in unserem Ger schläft, lege
ich mich erst mal dort hin und genieße die Umgebung und das Wetter. Es ist
wunderschön.

Unsere erste Station nach der Ankunft im Camp ist der Turtle
Rock im Nationalpark. Wir klettern den Turtle Rock hinauf und zwängen uns dort
durch einen sehr engen Steinspalt – die Mongolen nennen es Wiedergeburt. Sehr
passend. Danach wandern wir in die Berge hinein zum Temple of Meditation.
Endlich mal ein wenig Bewegung nach dem ganzen Herumsitzen. Die Belohnung ist
eine schöne Aussicht, die wir leider nur kurz genießen können, da das Programm
straff ist.

Zurück im Camp gibt es ein mongolisches Mittagessen, bevor
es auf Pferden zu einer Nomadenfamilie geht. Die Pferde sind relativ klein und
jedes scheint anders zu sein. Sonias Pferd ist ziemlich trottelig und
verschlafen und meines ist eine Mischung aus stur und eigensinnig. Der Ritt zur
Nomadenfamilie war daher eher ein Spaziergang, obwohl ich meinem Pferd immer wieder
„Tschu, Tschu“ zugeflüstert habe, normalerweise das Gaspedal der Pferde. Bei
der mongolischen Familie angekommen, wurden unsere Pferde geparkt und wir
wurden im Ger der Familie empfangen. Wichtig ist dabei, sich auf der westliche
Seite des Gers zu setzen und alles, was einem angeboten wird, zu probieren bzw.
zumindest so zu tun und es mit der rechten Hand zu nehmen. Nach vier
verschiedenen Käsespezialitäten, einem Gebäck und einem mongolischen Milchtee –
ich habe alles davon probiert und den Tee ausgetrunken – haben wir Fragen an
die Frau des Hauses gestellt. Zum Abschluss ein Abschiedsfoto und rauf auf die
Pferde. Diesmal war mein Pferd ein wenig entschlossener. Im Galopp den
Anschluss zur Spitzengruppe, ermahnende Worte von den mongolischen Pferdebesitzern
nicht so schnell zu reiten und nach einem Abschlusssprint mit „Grey Lightning“
war das Pferdereiten vorbei. Für uns war es ein beeindruckender Ausflug und das
Highlight der letzten Tage. Im Camp angekommen gab es nochmal ein mongolisches
Abendessen und die Möglichkeit traditionelle mongolische Kleidung anzuziehen.

Am nächsten Morgen folgte nach einem Frühstück die Fahrt
nach Ulaan Baatar und nach dem Check-In im Hotel – was für ein Luxus nach den
letzten Tagen – die Besichtigung der Stadt. Ulaan Baatar ist keine schöne
Stadt, aber sie hat einen gewissen Charme. Immerhin wohnen 40-50 % aller
Mongolen hier; ca. 1 Millionen Menschen also. Such Baatar und Dschingis Khan
vor dem Regierungsgebäude und das Museum der Stadt waren die Hauptattraktionen,
bevor es zu einer traditionellen mongolischen Aufführung ging. Dort haben wir
Gesang, verschiedene landestypische Instrumente und Tanz gesehen – ein wenig
Kultur muss sein. Dann ging es zum Abschluss nochmal zu einem mongolischen
All-you-can-eat Barbecue, das die Kirsche auf dem “Sahnehäubchen Mongolei” war.
Normalerweise fällt man nach so einem Essen wie ein Stein ins Bett und schläft,
aber nicht, wenn man die Möglichkeit hat das Champions League Halbfinale
zwischen Barca und Bayern zu sehen. Also 2:45 Uhr Fernseher an und
schuuuuuuuuuuuub! Das mongolische Kommentatoren-Duo war zwar nicht so
euphorisch und mitreißend, aber so hat es Sonia wenigstens nicht aus dem Schlaf
gerissen. Da es um 6 Uhr schon weiter ging – der Zug nach Beijing ging um 7:15
Uhr los – ist der Schlaf an diesem Tag für mich ausgefallen.

Fazit: Ich habe die Mongolei, trotz meiner hohen
Erwartungen, als wunderbares Land kennengelernt. Die hohe Dichte an Dingen, die
wir getan haben, war nur möglich, weil unser Honcho Enni alles unglaublich gut
organisiert hat und ihr Wissen zur Mongolei weiter gereicht hat. Mongolei, ich
komme wieder!

AP



Transsibirische Eisenbahn von Irkutsk bis Ulaan Baatar

Mongolei Posted on Sun, May 12, 2013 18:36:34

Tag 14-16 / 28.-30.04.2013

Gegen 22 Uhr sitzen wir wieder im Zug. Dieses Mal in
Richtung Mongolei und tatsächlich in der zweiten Klasse. Jetzt wo wir in der
zweiten Klasse liegen, fällt uns auf, dass wir die dritte Klasse bevorzugen. In
unserem jetzigen Waggon sind die Matratzen zwar bequemer, aber die Abteile sind
ziemlich klein, sodass wir zu viert auf wirklich engem Raum leben. Ansonsten ist die
zweite Klasse auch nicht viel anders als die Dritte. Es gibt nur mehr
Steckdosen und der „Flur“ ist mit Teppich ausgelegt…

An diesem Abend lernen wir noch ein frisch verheiratetes
kanadisch-deutsches Paar kennen, das gerade auf Hochzeitsreise ist. Sie haben
uns für unsere Reise so einige Tipps gegeben. Vielen Dank Anthony & Jess! 🙂

Am nächsten Tag haben wir die Grenze zur Mongolei passiert. Der
Grenzübergang hat 8 Stunden gedauert – kein Tippfehler… Gegen 13 Uhr haben wir
kurz vor der Grenze auf russischer Seite gehalten. Wir dürfen aus dem Zug
aussteigen. Super Sache, weil hervorragendes Wetter ist. So ca. 1-2 Stunden passiert
gefühlt überhaupt nichts. Wir nutzen die Gelegenheit und gehen in nahe gelegene Märkte
einkaufen, essen und genießen die Sonne. Als wir dann wieder in den Zug
einsteigen wollen, um Sonnencreme zu holen, verweigert man uns sehr
unfreundlich den Eintritt. Warum? Absolut
keine Ahnung. Vielleicht werden unsere Kabinen durchsucht… Wer weiß das
schon? Die Russen sind nicht sehr mitteilungsfreudig… Wir warten also weiter
und spielen in der Zwischenzeit „Brain Dump“.

Plötzlich merken wir, dass unser Waggon von dem Zug abgekoppelt wird und rückwärts
wegfährt. Okay… Komisches Gefühl, wenn man dabei zuschaut, wie die Sachen, die man
die nächsten acht Monate tragen möchte, einfach wegfahren… Unsere Wertsachen
hatten wir bei uns, daher waren wir noch relativ entspannt.

Gegen 17 Uhr fordert man uns auf, in unseren Waggon zu steigen; er steht
inzwischen auf einem anderen Gleis. Also wie erwartet alles gut. Alle eingestiegen und
auf ihre Plätze, es folgt die (natürlich mehrmalige) Pass-, Visa- und Kabinenkontrolle
von verschiedenen Menschen, was nochmal ca. 2 Stunden in Anspruch genommen hat.
In der Zeit dürfen wir unsere Plätze nicht verlassen. Gegen 19:30 Uhr bewegt sich unser Zug, der inzwischen nur noch aus unserem Touristenwaggon und der Lok besteht, dann
endlich in Richtung Mongolei.

Kurz nach der Grenze dann wieder ein Halt. Erneute Passkontrolle und
Überprüfung der mongolischen Visa. Glücklicherweise sind die Mongolen aber sehr
viel schneller (und freundlicher), nach 30 Minuten ist alles vorbei. Wir haben noch eine Stunde Aufenthalt am Bahnhof; gegen 21 Uhr geht die Fahrt, nun mit weiteren Waggons, in denen auch Einheimische untergebracht sind,
nach Ulaan Baatar weiter.

Am nächsten Morgen fällt uns gleich die veränderte Landschaft auf: sehr
viel hügeliger, so gut wie keine Häuser, Menschen oder Bäume – im Licht des Sonnenaufgangs ist die Aussicht
auf diese Natur wirklich beeindruckend. Vor allem Andy ist hingerissen und kann
seinen Blick gar nicht mehr vom Fenster abwenden. Ich habe ihn selten so fasziniert
gesehen… Wir freuen uns und sind gespannt auf unsere Zeit in der Mongolei.

SP



Irkutsk

Russland Posted on Sat, May 11, 2013 23:39:03

Tag 13-14 / 27.-28.04.2013

Wir steigen am 27.04. um 9:19 Uhr am Bahnhof in Irkutsk aus.
Was für ein Gefühl! Nicht mehr Zug fahren… Dafür aber gleich in den Bus. Unser
Irkutsk-Honcho Ania erklärt uns, dass wir nach Listwjanka, einen ca. 70 km
entfernten Ort, direkt am Baikalsee fahren. Ich nutze die Stunde Busfahrt und
schlafe.

Kurz bevor wir ankommen, weckt Andy mich. Wir schauen aus
dem Fenster und sehen Wald, Berge und den Fluss Angara, der aus dem Baikalsee
fließt, und schließlich auch den Baikalsee selbst. Nach vier Tagen Steppe und
kahlen Bäumen, hin und wieder mal ein paar Häuser und einige Fabrikn, verschlägt uns diese
Aussicht die Sprache. Keiner im Bus sagt ein Wort, wir schauen aus dem
Fenster und sind fasziniert von der schönen Landschaft.

Wir werden an unserer Unterkunft für die kommende Nacht
abgesetzt. Es ist eine Art Ferienanlage in den Bergen, die aus einigen
Holzhütten besteht. Wir sind jeweils zu zweit in eigenen Räumen in teilweise
eigenen Hütten untergebracht; jedes „Paar“ hat sein eigenes Badezimmer. Wir
sind begeistert und genießen eine der besten Duschen unseres Lebens. 🙂 Woran wir uns hier trotzdem erstmal gewöhnen müssen: Klopapier nicht in die Toilette werfen, sondern in den Mülleimer daneben. Na gut…

Geduscht und aufgefrischt, treffen wir uns wieder mit
unserer Reisegruppe, spazieren unseren Hügel hinunter und essen in einem Café
direkt am Baikalsee – was für eine Sicht. Danach schlägt uns Ania vor, auf den
höchsten Aussichtspunkt in der Umgebung zu wandern, um den Blick von oben auf
den Baikalsee zu genießen. Da sind wir natürlich sofort dabei.

Auf dem Weg zum Aussichtspunkt – wir wandern einen Berg
hinauf – erklärt uns Ania, dass der Baikalsee ca. 630 km lang und zwischen 20
und 80 km breit ist. Er ist der tiefste See der Welt und an ca. 6 Monaten im Jahr
komplett zugefroren (November bis Anfang Mai). Die Winter sind hier in der
Gegend sehr kalt, die Temperaturen sinken bis auf -40 Grad.

Das letzte Stück des Berges bewältigen wir mit einer
Seilbahn. Bereits hier ist die Aussicht auf die Berge wirklich toll. Oben
angekommen, geht es noch ein kleines Stück zu Fuß weiter und dann schauen wir
direkt auf die Stelle, wo der Fluss Angara aus dem See fließt. Besonders
beeindruckend: der See ist zugefroren, der Fluss nicht. Das Wetter ist
hervorragend. Die Sonne scheint – das macht die Aussicht noch besser. Der lange
Weg nach oben hat sich auf jeden Fall gelohnt… Es sind diese Momente, in denen
wir wissen, warum wir diese Reise machen. Es gibt so tolle Orte auf dieser
Welt.

Zurück in der Unterkunft gibt es von der Hausherrin ein
leckeres russisches Abendessen, das uns allen nach den Instant-Nudeln sehr gut
tut.

Am nächsten Tag packen wir schon wieder unsere Sachen und
laden sie erneut in den Bus. Wir fahren zurück; heute ist Sightsseeing in
Irkutsk angesagt. Maria zeigt uns die Stelle am Fluss Angara, an der Irkutsk entstanden ist, eine große orthodoxe
Kirche, die Kirche der polnischen „Auswanderer“/sibirischen Gefangenen und
weitere Sehenswürdigkeiten. Im Laufe dieser Tour werden uns die Nachteile einer
organisierten Reise bewusst: wenig Zeit für die jeweiligen Sehenswürdigkeiten,
immer fix zum nächsten Ort hetzen; wir „müssen“ das geplante Programm durch
bekommen. Sonderlich viel Zeit für Fotos und eigene Pausen bleibt da leider
nicht – wir fühlen uns teilweise wie bei einem Schulausflug. Dennoch gefällt uns
Irkutsk sehr gut. Auch wenn diese Stadt mit ca. 600.000 Einwohnern im Vergleich
zu Moskau die wesentlich kleinere Stadt ist, finden wir sie um einiges charmanter. Und freundlicher. 🙂

Nach einem Abendessen landen wir in einem irischen Pub und trinken noch etwas gemeinsam bis es wieder Zeit wird, in
den Zug zu steigen.

SP



Transsibirische Eisenbahn von Moskau bis Irkutsk

Russland Posted on Sat, May 11, 2013 23:00:59

Tag 9-13 / 23.-27-04.2013

Am 23.4. geht es in die Transsibirische Eisenbahn. Maria
führt mit der Metro zum Bahnhof und zeigt uns den Zug. Wir betreten unseren
Waggon und müssen erst mal durchatmen. Erstens, weil der Weg durch die halbe
Stadt mit den Rucksäcken und Tüten, die wir mit Essen für die nächsten Tage
gefüllt haben, anstrengend ist und zweitens, weil wir wider Erwarten in der
dritten Klasse fahren. Wir waren irgendwie der Meinung, dass wir zweite Klasse
gebucht hatten…

Dritte Klasse heißt ein Waggon besteht aus einem Flur mit
Bereichen, in denen jeweils links vier Betten (zwei oben, zwei unten) quer zur
Fahrtrichtung und dem gegenüber dann rechts zwei Betten längs zur Fahrtrichtung
sind – alles nicht abschließbar. Nachdem wir uns damit abgefunden haben, dass
uns bei der Buchung der Tour andere Bilder gezeigt wurden, nämlich
abschließbare 4-Betten-Abteile, finden wir es gut.

Mit unserer Vodkatrain-Reisegruppe teilen wir uns drei
4-Bettenbereiche, die nebeneinander liegen. Wir haben uns gegenüber also immer
zwei „fremde“ Personen. In unserem 4-Bettbereich leben wir die nächsten vier
Tage mit Kayla aus Pittsburgh und Dave aus Dublin – wir freuen uns. 🙂 Unser Bereich ist der
Erste in dem Waggon, das heißt, dass die zwei Betten uns gegenüber von den
beiden provodnitsas, eine Art Stewardessen für den Zug, zum Essen genutzt
werden. Das untere Bett der „Längs-Betten“ kann nämlich in einen Tisch und zwei
Stühle umfunktioniert werden.

Der Zug fährt los, das Abenteuer beginnt. 🙂 Von den provodnitsas bekommen
wir, in Plastiktüten eingeschweißt, Bettwäsche und ein kleines Handtuch. Mehr
als wir erwartet haben, wir sind zufrieden. Wir beziehen unsere Betten und
verstauen unser Gepäck unter den unteren Betten bzw. auf einem Ablagebrett über
dem oberen Bett. Wie wir bald erfahren, heißen unsere provodnitsas Luba und
Irina. Sie sind nicht nur verantwortlich für die Ticketkontrolle und Verteilung
der Bettwäsche, sie sorgen für Ruhe und Ordnung, halten den Waggon sauber,
inklusive der Toilette. Sie werden uns vier, die ihnen ständig beim Essen
zuschauen, mögen. Andys gebrochenes bzw. charmantes russisch und Daves
freundliche Art werden sie überzeugen.

Wie verbringt man seine Zeit, wenn man vier Tage lang in
einem Zug sitzt? Eigentlich verlaufen die Tage alle ähnlich: wir schlafen
relativ lang, gegen Mittag kommt Luba oder Irina vorbei und putzt den Boden
unseres Waggons, nachmittags bis abends vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen,
Reisetagebuch schreiben, aus dem Fenster schauen, (Karten-)Spielen (Lieblingsspiel
„Wer bin ich?“ alias „Brain Dump“ – ja, es ist verdammt schwer zu erraten, dass
man Jesus Christ ist), essen und natürlich vielen, vielen Unterhaltungen über
alle mögliche Themen. Gegen 22 Uhr wird das Licht in dem Zug gedimmt. Gegen 23
Uhr wird das Licht ausgeschaltet, es leuchtet nur noch eine kleine Lampe. Wir
lassen uns von der Nachtruhe nicht beirren und unterhalten uns weiter, meist bis
tief in die Nacht hinein, und werden von Luba (sie übernimmt die Nachtschicht)
daran erinnert, zu flüstern – sie nimmt ihren Job für Ruhe zu sorgen sehr
ernst.

Der Zug hält immer mal wieder an. Die meisten Stopps sind
nur 2-3 Minuten lang, 2-4 Mal am Tag haben wir Stopps von 16 bis zu 49 Minuten
– unsere Highlights, wir können den Zug verlassen. 🙂 Einige Stopps sind etwas
merkwürdig: wir halten zwischen mehreren Gleisen, es gibt keinen Bahnsteig. Um
zum Bahnhof zu gelangen, spazieren wir also über die Schienen – verrückt. Wir
nutzen die längeren Stopps häufig dazu, um in nahegelegenen Kiosken und Märkten
etwas zu essen und/oder zu trinken zu kaufen. Dabei haben wir immer die Uhr im
Blick, denn der Zug fährt ohne Vorwarnung pünktlich weiter; keine Durchsage,
kein Signal. Da kommt man schon ins Schwitzen, wenn die Schlange an der Kasse
etwas länger ist.

Während eines längeren Stopps sowie jeweils 30 Minuten
vorher und nachher werden außerdem die Toilettenräume abgeschlossen. Das kann
schon zu leichter Verärgerung im Zug führen, wenn der gesamte Waggon 30 Minuten
vor Stopp nochmal versucht, auf die beiden Toiletten pro Waggon zu gehen…

Was essen wir eigentlich im Zug? Da wir im Zug heißes Wasser
zur Verfügung haben, ernähren wir uns hauptsächlich von Instant-Nudeln. In
Ergänzung dazu auch mal Kekse oder Cracker, Schokolade und kartoschkas
(frittierter Teig mit Kartoffelfüllung); also insgesamt sehr ausgewogen… Wir
könnten auch im dining car essen, aber das ist relativ teuer. Wir haben uns am
letzten Tag einen mickrigen Lachssalat und eine Portion Pommes gegönnt – wir
hätten unsere Mahlzeit zu keinem vorherigen Zeitpunkt mehr wertgeschätzt.
Unfassbar, wie sehr man sich über frische Tomaten freuen kann. 🙂

Wir versuchen außerdem insgesamt möglichst wenig zu trinken,
um möglichst selten die Toilette nutzen zu müssen. Das „Badezimmer“ ist ein
winzig kleiner Raum, der es einem fast unmöglich macht, sich umzuziehen ohne
irgendwas zu berühren. Es riecht und sieht nicht sehr ansehnlich aus. Vor allem
die Edelstahltoilette lässt Ekel aufkommen. Die „Spülung“ ist ein Pedal; sobald man drauf tritt, kann
man dabei zusehen, wie der Inhalt der Kloschüssel auf den Schienen landet. Fazit:
Keiner von uns hält sich länger in diesem Raum auf, als er muss. Wenn man
diesen Toilettenraum sieht, hat man großen Respekt vor der Arbeit der provodnitsas.

Entgegen aller Klischees ist Vodka trinken im Zug übrigens
nicht erwünscht. Es wird geduldet, allerdings nur, wenn die Flaschen nicht zu
sehen sind. Wenn mal doch eine der Vodkaflaschen der Partylöwen aus unserer
Reisegruppe zu sehen war, so baten Luba und Irina Andy darum, unseren
Mitreisenden an die Regeln zu erinnern.

Am 25.04. haben auch wir mal den russischen Vodka probiert. 😉 Die besagten
Partylöwen unserer Reisegruppe haben mir gemeinsam mit Kayla und Dave eine
liebe Karte gebastelt, für mich gesungen und mit uns angestoßen. Von Andy habe
ich meine Liebligssüßigkeiten aus der Heimat bekommen. Perfektes Geburtstagsgeschenk
für einen Tag im Zug! Hier nochmal: Danke an alle „zu Hause“, die an mich gedacht haben!

In unserem Zug sind relativ viele Soldaten mitgefahren.
Einige von ihnen trauten sich zu uns und versuchten mit uns ins Gespräch zu
kommen. Da unser russisch schlecht und deren englisch meist eher brüchig war,
erwies sich das nicht immer als sehr einfach, aber es war immer herrlich lustig
und interessant. Ich bin immer noch überrascht, wie viel man voneinander versteht,
obwohl man sich überwiegend mit Händen und Füßen unterhält. Einen neuen
Soldatenfreund haben wir ganz besonders ins Herz geschlossen: Andrej aka
Colt45. Colt45 ist nebenberuflich Rapper. 🙂 Mit ihm hat die Hand-Fuss-Kommunikation hervorragend funktioniert. Wir hatten
eine lustige Zeit mit ihm bis er angefangen hat uns Schimpfwörter auf Russisch
beizubringen. Da wurde er leider von Luba und Irina aus unserem Waggon
verwiesen. Die haben eine ungeheure Autorität, diese Damen…

Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: es gab auch einen
jungen Kerl, den wir bis zum Schluss nicht verstanden haben. Er hat unserer
Reisegruppe bestimmt zwei Stunden lang Gesellschaft geleistet und geduldig versucht
uns ein vermeintlich englisches Kartenspiel zu erklären. Obwohl wir mehrere
Runden mit aufgedeckten Karten gespielt haben, sind uns allen die Regeln bis
zum Schluss ein Rätsel geblieben. Und auch sonst haben wir leider nicht viel,
von dem verstanden, was er uns sagen wollte. Alles, was wir heute wissen: er
heißt Roman und ist Soldat. 🙂

Am 27.04.2013 kommen wir um 9 Uhr morgens am Bahnhof in Irkutsk
an. Vier lange Tage ohne Dusche und ohne richtige Mahlzeit. Wir haben
Instant-Nudeln satt und wollen auch nicht mehr in den Spiegel sehen bis wir die
nächste Dusche erreicht haben. Diese Zugfahrt gehört definitiv zu der Kategorie
„habe ich gemacht – war eine richtig coole Erfahrung, aber nochmal muss ich sie
nicht machen; es sei denn ich kann zwischendurch duschen“. 🙂

PS: Den Obelisken, der die Grenze zwischen Europa und Asien markiert, haben wir übrigens alle verschlafen. Aber wir müssen irgendwann am 24.04.2013 an ihm vorbei gefahren sein…

SP



Moskau

Russland Posted on Wed, May 08, 2013 19:12:44

Tag 6-9 / 20.-23.04.2013

In Moskau angekommen wird uns bewusst, dass dies das erste
Land unserer Reise ist, in dem wir beide nicht verstehen, was um uns herum
gesprochen wird. Sónia gefällt das. smiley

Visa- und
Passkontrolle problemlos passiert. Bei der Gepäckausgabe mussten wir nicht
warten, da unsere Rucksäcke schon auf dem Band waren. Schnell auf einen
Gepäckwagen gepackt und ab zum Ausgang. Für den Weg zu unserem Hostel haben wir
bereits bei der Buchung in Deutschland einen Shuttle-Service ausgehandelt und
der saß am Ausgang bereit. Alles reibungslos. Der Fahrer ist allerdings ein
bisschen merkwürdig: er stellt sich nicht vor und ist auch sonst ziemlich wortkarg. Er führt
uns zu seinem Auto – vermutlich sein Privatauto, kein Unternehmenslogo oder
überhaupt irgendein Hinweis auf eine organisierte Fahrt – öffnet seinen
Kofferraum und sieht dabei zu, wie Andy die Rucksäcke im Kofferraum verstaut. Als
Andy ihn fragt, wo wir den Gepäckwagen abstellen können, zuckt er die Schultern
und steigt in das Auto ein. Russische Gastfreundlichkeit. Klischee erfüllt. smiley

Wir fahren also vom Moskauer Flughafen Scheremetjewo zu
unserem Hostel. Autofahrer in Moskau interessieren sich nicht für Fahrstreifen, wie
auch ohne Fahrbahnmarkierungen? Nach ca. 30 Minuten sind wir in der Innenstadt
angekommen. Der Fahrer telefoniert immer wieder mal. Auch da ist er sehr
wortkarg. Aber wenn er was sagt, klingt es genervt. Wir glauben er telefoniert,
um zu erfahren, wo das Hostel genau ist, er scheint keine Ahnung zu haben, wo
er hinfahren muss Nach dem 4. Telefonat ist er extrem genervt, fährt das 3. Mal
in die gleiche Straße und bleibt an einer Ecke stehen, gibt uns mit Augen und
Händen zu verstehen, dass wir da sind. Wir steigen aus, er sieht wieder dabei
zu, wie Andy unsere Rucksäcke aus dem Kofferraum hievt und fährt ohne ein Wort
zu sagen weg. Was für ein Kerl… Wir stehen vor einem kleinen Schild, das wohl
den Eingang zu unserem Hostel anzeigen soll – sieht aus wie der Eingang in eine
Kellerbar.

An der Rezeption empfängt uns ein junger Mann herzlich. Das
Hostel macht von innen einen sehr guten
ersten Eindruck. Unser Zimmer ist 5 Meter von der Rezeption entfernt und
nachdem uns die Küche, Dusche, Bad und Lounge gezeigt wurde, sind wir dann in
unser Zimmer geführt worden. Es handelt sich um ein 10 Bett Zimmer – sehr
sauber und frische Bettwäsche und Handtücher lagen schon bereit. Sehr gut!

Da es erst kurz nach 13 Uhr war, sind wir einfach mal mit der
Umgebungskarte, die uns vom Rezeptionisten gegeben wurde, los marschiert.
Erstes kulinarisches Erlebnis und weiter
in Richtung Innenstadt; einer unserer Zimmergenossen hatte uns nämlich gesagt,
dass unser Hostel ca. 15 Min. zu Fuß von der Stadt entfernt liegt. Am Roten Platz angekommen, merken wir, dass
wir unsere Kamera gar nicht dabei haben. Schlechte Organisation. Wir schauen
uns also Auferstehungstor, Roter Platz, Basilius-Kathedrale, Lenin-Mausoleum
und Kreml von außen an, ohne Fotos zu machen. Zurück zum Hostel fahren wir mit
der Metro. Die Metro in Moskau ist klasse. Nicht nur die Preise sind gut, auch
die Züge kommen fast im 90 Sekunden Takt und die Stationen sehen aus, wie
Museen. Die näheste Metrostation zu unserem Hostel ist direkt am Moskauer
Zirkus. Wir beschließen morgen hier die Gelegenheit zu nutzen, um unsere ersten
Schnappschüsse zu machen. Auf dem Weg von
der Metrostation zurück zum Hostel gehen wir in einem Supermarkt einkaufen und kaufen
auf gut Glück russische Sachen ein und bereiten uns im Hostel ein Abendessen
vor. Danach geht es ab ins Bett.

In den nächsten zwei Tagen sind wir erneut zum Roten Platz
gefahren und haben uns den Kreml (von innen) angeschaut. Ja, drei Tage lange
hintereinander hat sich unser Sightseeing fast ausschließlich auf den Roten
Platz und den Kreml beschränkt. Leider haben wir den Gorky Park und das
Universitätsgebäude verpasst. Wir waren ziemlich unorganisiert und vor allem gerade
in den ersten zwei Tagen irgendwie nicht so richtig von der Stadt angetan,
sodass die Erkundungsfreude sich leider in Grenzen hielt. Die machte sich erst
bemerkbar als wir schon wieder abreisen mussten.

Auf jeden Fall fällt uns in dieser Stadt auf: viele große
und dicke Autos, teilweise mit abgedunkelten Scheiben und Fahrern, die schlafen
und auf irgendjemanden warten. Außerdem relativ viel Sicherheitspersonal in der
Stadt und unglaublich viel Reinigungspersonal, auch nachts. Die Russen
verstehen was von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Ein Lächeln von einer
russischen Verkäuferin zu ergattern, erweist sich zudem als schwierig, aber
Andy hat es mit ein paar Brocken charmantem russisch hin und wieder geschafft. smiley

Am 22. April, 2 Tage nach unserer Ankunft, haben wir die
Gruppe kennengelernt, mit der wir die Tour mit der Transsibirischen Eisenbahn
machen. Wir sind insgesamt 12 Leute und unser Ansprechpartner (Honcho) in
Moskau, Maria, fragt uns, was wir bisher gesehen haben. Ihrer Meinung nach ist
die Umgebung um den Roten Platz, das was es zu sehen gibt. Anscheinend haben
wir wohl nicht so viel falsch gemacht. Hmmm…. Fühlt sich aber nicht so an.

Alles in Allem war Moskau ein netter Start, aber umgehauen
hat uns die Stadt nicht. Was nehmen wir aus Moskau mit? Auf jeden Fall müssen
wir unsere nächsten Aufenthalte in Städten besser planen. Drei Tage Roter Platz
& Umgebung ist keine gute Zeitausnutzung…

SP & AP



Warszawa

Polen Posted on Sat, May 04, 2013 07:35:07

Tag 6 / 20.04.2013

Genau um 1.52 Uhr am Bahnhof in Warschau angekommen,
pünktlich diese Polen. Für den Weg zum Flughafen wollen wir mal wieder auf das
Taxi verzichten, wir probieren uns an dem Nachtbus. Wir hatten uns vorher
rausgesucht, wie wir zu der Bushaltestelle kommen, die ca. 2 km vom Bahnhof
entfernt liegt. Unsere erste kleine Wanderung mit den Rucksäcken auf den
Schultern, die immer schwerer werden… Dank
der hervorragenden Beschilderung sind wir an einen Weg gekommen, den man nachts
nicht gern entlang geht. Aber mit Hilfe unseres Kompasses 🙂 haben wir nach einigen
Metern in die falsche Richtung schließlich die richtige Bushaltestelle
gefunden. Für umgerechnet jeweils 1,10 € fahren wir also mitten in der Nacht
zum Warschauer Flughafen. Mies – wieder mindestens 13 € gespart! Wir gewöhnen
uns langsam an das Backpackerleben.

Gegen 3.30 Uhr kommen wir am Flughafen an, nutzen die
Maximaldauer von 30 Minuten kostenloses Wifi und geben danach unser Gepäck auf.
Dabei sehen wir zum ersten Mal, wie viel unsere Rucksäcke wiegen und sind uns
beide einig, das muss auf jeden Fall weniger werden.

Da wir keine richtige Zeit in Warschau verbracht haben,
beschließen wir zumindest ein paar Flughafenfotos zu machen. Dabei
fotografieren wir im Hintergrund die Sicherheitskontrollen mit und werden
prompt darauf hingewiesen, dass das nicht gestattet ist. Ups, sorry liebe
Warschauer. Ist aber zum Glück auch kein Problem – sind hier schließlich nicht
in China. Die Dame, die uns auf unser Missgeschick hinweist, ist super
nett und gibt sich damit zufrieden, dass wir die Fotos gelöscht haben.

Um 6 Uhr startet unser Flieger nach Moskau mit Zwischenstopp
in Riga. Wir bekommen überhaupt nichts mit: kaum im Flieger, schon
eingeschlafen. Wir haben Schlaf nachzuholen.

SP



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