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see you soon

Macao

China Posted on Mon, June 17, 2013 18:26:12

Tag 35 / 19.05.2013

Zusammen mit Lukas, einem unserer Zimmergenossen, fahren wir
mit der Fähre nach Macao. Macao war bis 1999 eine ehemalige portugiesische
Kolonie. Neben chinesisch und englisch ist daher auch portugiesisch offizielle
Amtssprache dort. Das fällt sofort an allen Beschilderungen und auch
Reklametafeln oder Speisekarten in Restaurants auf: alles steht nicht nur auf
Chinesisch (und teilweise Englisch), wie wir es bislang gewohnt sind, sondern
auch auf Portugiesisch. Das ist im ersten Moment irgendwie merkwürdig. Aber Sonia
gewöhnt sich schnell daran. smiley

In Macao angekommen, nutzen wir einen der kostenlosen
Shuttlebusse, die zwischen den Kasinos und dem Fähranleger fahren, um ins
Zentrum zu kommen. Wir lassen uns zum Wynn Kasino fahren. Von dort aus gehen
wir durch die Altstadt, kleine Gassen in denen unter anderem getrocknetes
Fleisch und Unmengen an Gebäck und Keksen verkauft werden, zu den alten Ruinen
der Pauluskirche. Lukas macht nur kurz ein Foto und geht dann zu der „The House
of Dancing Water“ Show. Da wir schwer mit der erdrückenden Hitze und
Luftfeuchtigkeit zu kämpfen haben, suchen wir Abkühlung in einem der vielen
Gebäckläden. Auch hier gilt wie in Hong Kong: drinnen kalt, draußen heiß. Wir
nutzen die Gelegenheit und testen die vielen angebotenen Proben verschiedenster
Kekse und Gebäcksorten durch bis wir von den vielen Menschen aus dem Laden gedrängt
werden. Das Wetter setzt Andy ganz schön zu, daher setzen wir uns zur weiteren
Abkühlung in ein Eiscafé. Danach geht es Andy besser und wir schlendern durch
die Straßen Macaos, fernab von den Kasinos. Viele Straßen sind sehr vom
portugiesischen Kolonialstil geprägt. Wir fühlen uns teilweise wie in Portugal.
Nur die ganzen chinesischen Zeichen stören. smiley Aber es gefällt uns. Schade ist
nur, dass so gut wie niemand portugiesisch spricht.

Abends treffen wir uns wieder mit Lukas am Wynn. Es folgt
unser erster Kasinobesuch an dem Abend. Der Junge will Blackjack spielen und
wir wollen mal schauen, was so geht. smiley Das Kasino ist unglaublich groß, aber leider ziemlich leer. Die Kasino-Atmosphäre
bleibt aus. Wir können noch nicht so richtig glauben, dass hier in den Kasinos
Macaos mehr Umsatz gemacht wird als in Las Vegas… Es gibt viele Bakkarat Tische, einige
merkwürdige asiatische Glücksspiele, Roulette und wenige Blackjack-Tische. Die
Mindesteinsätze sind mit umgerechnet 20 Euro pro Blackjack-Spiel sehr hoch.
Daher sind wir relativ schnell wieder draußen und klappern die nächsten Kasinos
ab. Grand Lisboa, Hotel Lisboa und wieder zurück ins Grand Lisboa. Im Grand
Lisboa kommt am ehesten Kasino-Stimmung auf, da es dort am vollsten ist und auf
einer Bühne nebenbei eine Show läuft. Lukas setzt sich dort an einen Tisch und
nach einem guten ersten Spiel verpasst er es, mit 40 Euro Gewinn aufzustehen und
ist dafür fünf Minuten später 60 Euro ärmer.

Wir entschließen uns auf die Insel Taipa zu fahren, die „andere
Seite“ Macaos, auf der die neuen Kasinos zu finden sind. Der Unterschied zur
„alten“ Seite Macaos wird relativ schnell deutlich. Die Kasinos sind noch
größer, es leuchtet und glitzert noch mehr. Das Venetian Macao, Hotel und Kasino, ist unglaublich groß – wir
glauben sofort, dass es um zwei Drittel größer sein soll als sein Vorbild in
Las Vegas und das größte Kasino der Welt ist. Anders als ein Wolkenkratzer ist
es sehr breit und wirkt wie ein riesiger Block. Wir sind ziemlich beeindruckt. Unser
Shuttlebus fährt daran vorbei und setzt uns vor dem Hard Rock Hotel ab. In dem
Kasino unter dem Hard Rock Hotel holen wir uns einen Chip als Souvenir bevor
wir ins Venetian gehen. Vor diesem riesigen Block wird mit Hilfe eines
künstlich angelegten Kanals und Gondeln Venedig nachgeahmt. Beim Eintritt ins
Venetian , werden wir von Glanz und Prunk erschlagen. Außerdem ist es so groß,
dass wir schnell die Orientierung verlieren. Die Einkaufsmeile im Venetian,
soll wieder an Venedig erinnern– inklusive Kanal und Gondeln, italienischen
Häuserfassaden und einem stets blauen Himmel mit Wolken als Decke. Es ist alles
so künstlich und doch irgendwie beeindruckend, wir können uns nicht ganz
entscheiden, ob wir es gut finden oder ob es zu viel des Guten ist.

Da wir in Macao sind, wollen auch wir kurz zocken. Wir setzen
uns an einen Einarmigen Banditen, schmeißen 10 Hong Kong Dollar rein und 5
Minuten später zahlen wir uns mit 24 Hong Kong Dollar aus. Tja, so macht man
das. Das entspricht übrigens 1,40 Euro Gewinn. smiley

Irgendwann haben wir genug von dem künstlichen Bling Bling
und wollen zurück. Es ist kurz vor 1 Uhr als wir am Fähranleger ankommen. Die Fähren
fahren alle 30 Minuten, aber die Economy-Tickets für die nächsten Fähren sind
ausverkauft; das nächste Economy-Ticket bekommen wir für die Fähre um 3.30 Uhr.
Das kommt uns komisch vor. Alle Economy-Fahrkarten verkauft, wie kann das sein?
Wir fragen den offiziellen Sicherheitsbeamten und werden prompt zum Schwarzmarkt
geschickt. Alles klar… -.- Der Schwarzmarkt-Kollege will natürlich ein wenig
mehr als die 180 Hong Kong Dollar, nämlich 240 HKD. Aber nicht mit uns, wir
handeln. Am Ende zahlen wir 220 HKD pro Ticket. Genervt sind wir trotzdem.

Unser Ticket gilt für die Fähre um 1.30 Uhr. Nach einer
Stunde Fahrt landen wir allerdings auf Hong Kong Island und nicht wie gewünscht
auf Kowloon. Wir müssen also noch auf die andere Insel. Da die Metro nicht mehr
fährt, nehmen wir uns ein Taxi. Um einen ungefähren Preis zu erfahren, fragt
Andy einen Taxifahrer, der sein Renteneintrittsalter schon weit überschritten
haben müsste, wie teuer die Fahrt sein wird. Der versteht leider kein Wort
Englisch. Andy wedelt daher mit 60 HKD
herum und der Taxifahrer nickt. Als das Taximeter 50 HKD anzeigt, stellt der
Taxifahrer es aus. Wir sind verwirrt. Der Taxifahrer zahlt 10 HKD Maut für den
Tunnel, um auf die andere Insel zu kommen und wir erhalten keine Antwort auf
die Frage, warum das Taximeter aus ist. Als wir am Hostel ankommen realisieren
wir, dass wir einen Preis ausgehandelt haben, der unter dem Taximeter Preis
lag. We like. smiley

PS: Lukas, falls du das hier liest: Du schuldest uns noch 20
Hong Kong Dollar – du Schnorrer!

AP & SP



Hong Kong

China Posted on Wed, June 12, 2013 12:32:32

Tag 30-34 / 14.-18.05.2013

Mit einer guten Stunde Verspätung landen wir in Hong Kong
gegen 22.30 Uhr. Da die Rezeption unseres Hostels nur bis Mitternacht besetzt
ist, sind wir wieder gehetzt. Wir wollen uns beeilen, aber unser Gepäck will
einfach nicht auf dem Gepäckband auftauchen… Nach einer “Vermisstenanzeige“ und
ca. einer halben Stunde Wartezeit sind unsere Rucksäcke schließlich
aufgefunden. Jetzt schnell los.

Da es im Flughafen relativ kalt war (ich hab mir meine Jacke
aus dem Rucksack geholt), waren wir ziemlich überrascht als wir unseren ersten
Schritt aus dem Flughafen machen. Es ist, als würde man gegen eine Wand aus
heißer Luft laufen – es ist furchtbar warm und sehr schwül und das, obwohl es
schon nach 23 Uhr ist. Später merken wir, so fühlt sich Hong Kong einfach an:
drinnen so stark klimatisiert, dass einem kalt ist und sobald man einen Schritt
nach draußen macht, ist da die Wand aus heißer Luft.

Wir nehmen den Bus, der uns direkt gegenüber von unserem
Hostel absetzt. Wir stehen auf der Nathan Road in Tsim Sha Tsui mitten im
Geschehen. Links und rechts Hochhäuser, überall Lichter und bunte Farben, die
uns von den vielen Schildern, Anzeige- und Reklametafeln anleuchten. Viele der Geschäfte,
aber vor allem Restaurants und Straßenstände sind noch geöffnet. An jeder Ecke
Frauen, die uns einen Zettel unter die Nase halten und „massage, massage“ rufen, Männer, die einem
„watch, Sir, good watch“ oder auch maßgeschneiderte Hemden anbieten. Man hat
nicht das Gefühl, dass es hier fast 1 Uhr morgens ist… Unser Hostel befindet
sich im 14. Stock eines der Hochhäuser. Ein Mitarbeiter hat netterweise auf
unsere Ankunft gewartet. Es ist ein neues Hostel, hat nur drei Zimmer auf
ziemlich engem Raum, aber wir finden es super. Denn neu heißt in diesem Fall
auch sauber. 🙂 Backpacks
abgelegt und wieder raus. Wir sind hungrig. Auf der Suche nach schnellem Essen,
stellen wir fest, dass Hong Kong, gerade im Vergleich zu Mainland China, ziemlich
teuer ist. 🙁 Wir landen also bei McDonald´s, ein ganzes BigMac-Menü für umgerechnet 2,10 €
ist unschlagbar günstig. Und sättigt erstmal.

Am nächsten Tag (Mittwoch) haben wir noch keinen richtigen
Plan, was wir machen möchten. Wir orientieren uns an einer Must-Do-in-Hong
Kong-Liste, die wir von unserer Freundin Nicole bekommen haben. Als wir das
Hostel verlassen, führt unser erster Weg zur Avenue of Stars, von wo aus wir auch die Aussicht auf
Hong Kong Island genießen. Anschließend geht es mit der Star Ferry rüber nach Hong
Kong Island, wo wir dann in Wan Chai zum Happy Valley Pferderennen gehen. Normalerweise
wetten wir eigentlich nicht, aber wir haben uns sagen lassen, dass man das mal
in Hong Kong gemacht haben muss. Und es stimmt. Die Atmosphäre ist irgendwie mitreißend,
sodass wir sogar mit wetten. Der Mindesteinsatz liegt bei umgerechnet 1 €, da
kann unser Budget grad noch so herhalten. 🙂

Für unseren zweiten Tag in Hong Kong (Donnerstag) hatten wir eigentlich einen Ausflug nach Macau
geplant. In einer Touristeninformation wollten wir fragen, wo genau die Fähre
nach Macau ablegt. Stattdessen bekommen wir dort eine Rundum-Beratung. Wir erfahren,
dass Buddhas Geburtstag, der in diesem Jahr auf den 17. Mai fällt, diese Woche
gefeiert wird und daher an der Big Buddha-Statue auf Lantau Island verschiedene
Shows stattfinden. Außerdem findet diese Woche auch das Cheung Chau Bun
Festival statt. Hierzu werden für Touristen
kostenlose Fähren nach Cheung Chau angeboten. Perfekt! Wir buchen uns zwei Plätze
für den nächsten Tag, und beschließen heute Buddha zu besuchen, das stand
sowieso noch auf unserer Must-Do-in-Hong Kong-Liste. Macao muss bis zum
Wochenende auf uns warten.

Auch heute ist es ziemlich warm und schwül, ca. 30° C. Aber
es regnet, so sehr, dass wir uns einen Regenschirm zulegen. Eine sehr gute
Entscheidung. Wir fahren mit der Metro nach Lantau Island, von der Station Tung
Chung kann man wahlweise mit einer Gondelbahn oder mit dem Bus nach Ngong Ping zur
Big Buddha Statue fahren. Gondelbahn fällt heute allerdings aufgrund von
Sturmwarnungen aus, wir nehmen den Bus. Was uns auf dem Weg auffällt: es ist
zwar ähnlich wie im Rest von China sehr voll in den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber
die Menschen stellen sich alle ganz geordnet in einer Reihe auf, um in die
Busse oder Metros einzusteigen. Kein Gedrängel und kein Geschubse – das gibt es
nur auf den Straßen. Die Gehwege sind zu schmal für die vielen Menschen. 🙂

Als wir in Ngong Ping ankommen, können wir die freistehende
Buddah-Statue nicht sehen, da es unglaublich neblig ist. Wir besuchen eine
Akrobaten- und Kung Fu-Show und hoffen, dass sich der Nebel in der Zeit legt.
Wir haben Glück. Wir erwischen einen Zeitpunkt, in dem wir freie Sicht auf die
Statue haben. Die Big Buddha-Statue ist mit 34m die, in sitzender Haltung, größte
freistehende Buddha-Statue der Welt und befindet sich auf einer Bergspitze. Wir
steigen die vielen Stufen hoch, um uns den Big Buddha von nahem anzusehen.
Kurze Zeit nachdem wir oben angekommen sind und die Aussicht genießen konnten,
taucht der Nebel wieder auf. Nach ein paar Nebelfotos, spazieren wir in der
Umgebung herum, steigen ein paar Hügel hinauf, bis wir zu dem Pfad der Weisheit
gelangen. Der Pfad führt durch 38 hölzerne Stele, auf denen Gebetsverse stehen. Es ist ziemlich verlassen dort oben,
wir begegnen nur einigen Mönchen. Weit weg vom lauten Hong Kong, empfinden wir
hier hier die Ruhe als ziemlich angenehm. Wir würden gern weiter durch die
Hügel wandern, aber da es kurz vor der Dämmerung ist, machen wir uns lieber auf
den Weg zurück ins Hostel. Wir erhaschen genau den richtigen Augenblick, wir
bekommen noch den letzten Bus zurück in Richtung Tung Chung.

Unsere Fähre nach
Cheung Chau fährt am nächsten Morgen (Freitag) um 11.00 Uhr. Wir stehen
pünktlich am Pier und kommen planmäßig gegen 12.00 Uhr in Cheung Chan an. Wir
schauen uns ein wenig auf der Insel um – es ist wahnsinnig voll – bevor das Bun
Festival losgeht. „Buns“ sind eine Art Gebäck, ein runder Teigklumpen gefüllt
mit einer Bohnenmasse, die werden hier heute an jeder Ecke verkauft. Das
Festival beginnt: Eine Lange Parade aus vielen, vielen Menschen läuft durch die
Insel. Einige spielen Musik, die anderen sind verkleidet, weitere halten große
Fahnen/Banner hoch. Eine Tradition des Festivals: kleine Kinder werden verkleidet
und durch die Parade getragen. Uns wurde erzählt, die Kinder sitzen währenddessen
auf einem Stuhl, aber wir sehen nur Kinder, die an eine Stange gebunden sind und
die ganze Zeit über in der Hitze in ihren Verkleidungen im Stehen durch die
Parade getragen werden. Einige der Kinder sehen da nach wenigen Stunden nicht
mehr so glücklich aus…

Zurück auf Hong Kong Island machen wir uns auf den Weg zum
Hong Kong Peak oder auch Victoria Peak. Der Peak ist der höchste Punkt und die
exklusive Wohngegend Hong Kongs. Wir
wollen eigentlich die Peak Tram hinauf nehmen, aber die Warteschlangen
schrecken uns ab. Wir nehmen das Taxi, da wir ansonsten den Sonnenuntergang
verpassen. Oben angekommen, suchen wir
uns einen guten Aussichtspunkt. Doch leider trübt uns auch heute der Nebel ein
bisschen die Sicht. Nach Sonnenuntergang essen wir in einem der vielen
Restaurants in einem Einkaufszentrum bevor wir mit dem Bus wieder hinunter
fahren – die Warteschlangen für die Peak Tram ließen wieder ca. 2 Stunden
Wartezeit vermuten. Eindeutig zu lang.

Bevor wir zurück ins Hostel gehen beschließen wir noch auf
den Temple Street Nachtmarkt zu gehen. Der findet jeden Tag nicht weit von
unserem Hostel entfernt statt. Los geht es zwischen 18 Uhr und 19 Uhr und gegen
Mitternacht schließen die Stände. Verkauft wird alles Mögliche: Kleidung,
Taschen, Elektronik, Brieftaschen, Schmuck usw. – natürlich viele gefälschte
Markenprodukte. Nach dem Temple Street Night Market statten wir auch dem
Ladies´ Market, der dort in der Nähe und ziemlich ähnlich ist, einen Besuch ab.
Da wir von Shanghai und Peking ziemlich verwöhnt sind, was (Fake-)Märkte
angeht, gefallen uns die beiden Märkte hier in Hong Kong weniger gut. Die
Verkäufer handeln ungern und sind irgendwie unfreundlicher. Aber vielleicht
haben wir auch einen falschen Tag erwischt…

Am Samstag beschließen wir, auch auf Empfehlung von Nicole,
hiken zu gehen. Mit Metro, Bus und wieder Bus gelangen wir bis Pak Tam Au, wo
der Wanderpfad mit dem Ziel Ham Tin Beach für uns beginnt. Der Weg ist
gepflastert und wir beginnen motiviert unsere Wanderung. Nach ca. einer halben
Stunde merken wir, dass wir diesen
Wanderpfad unterschätzt haben. Die steilen Neigungen kombiniert mit dem heißen
und schwülen Wetter machen das Wandern zu einer körperlichen Herausforderung.
Sonnen- und Mückenschutz, den wir vorher
aufgetragen hatten, hätten wir uns sparen können; weggeschwitzt. : ( Wir wandern
Berge hinauf, durch Wald und teilweise auch am Wasser entlang. Immer mal wieder bleiben wir stehen und
genießen die Aussicht auf das Grün, die Berge und das Wasser – kleine
Belohnungen, die von der körperlichen Anstrengung ablenken. Zwischendurch
hatten wir die Befürchtung gehabt, dass sich der ganze Weg nicht lohnen würde.
Kurz vorm Ziel fielen immer wieder Sätze wie „Wehe Nicole, der Ham Tin Strand
ist gammlig…“. Doch als wir nach gut zwei Stunden sehr durstig und erschöpft am Ham Tin Beach
ankommen, wissen wir, warum uns der Weg empfohlen wurde. Auch die vielen
Moskitostiche sind nun vergessen. Der Strand ist, von Bergen umrahmt, wirklich
sehr schön. Und das Beste ist, dass wir ihn mit vielleicht gerade mal 20-30
Personen teilen müssen. Als wir von einem Hong Konger Ehepaar gefragt werden,
wie wir von dem Wanderpfand und dem
Strand erfahren haben, normalerweise hielten sich dort keine Touristen auf,
wissen wir, dass wir anscheinend einen echten Geheimtipp bekommen haben. Vielen
Dank, Nicole! 🙂 Nach der ganzen Anstrengung genießen wir
jetzt die Ruhe und gehen schwimmen. Eigentlich ist in der Nähe des Strandes
noch ein Wasserfall, von wo aus man von einem Felsen ins Wasser springen kann.
Doch leider haben wir keine Zeit und Kraft mehr nach diesem zu suchen. Wir
nehmen das letzte angebotene Speedboat zurück nach Sai Kung, wo wir uns in
einem kleinen Fischrestaurant ein 4-Gang-Fischmenü gönnen, bevor wir wieder mit
Bus und Metro zurück ins Hostel fahren.

SP



Shanghai

China Posted on Tue, June 04, 2013 15:41:10

Tag 23-30 / 07.-14.05.2013

In 5 Stunden und 26 Minuten 1.318 km im Highspeed Zug nach
Shanghai. Die Geschwindigkeitsanzeige zeigt lange Zeit über 300 km/h an. Das Beeindruckende
ist, dass fast über den ganzen Tag hinweg 4-6 Züge pro Stunde Beijing in Richtung
Shanghai verlassen. Die Eisenbahnstrecke wurde innerhalb von 3 Jahren gebaut
und in Hochzeiten haben 135.000 Menschen gleichzeitig daran gearbeitet. Da
erklär mal einem Chinesen, dass wir für die Elbphilharmonie schon 6 Jahre
brauchen…

In Shanghai am Bahnhof Hongqiao angekommen prüfen wir kurz,
wie wir zu meinem Kumpel und Gastgeber Marius kommen. Er wohnt in Qingpu einem
leicht außerhalb liegenden Stadtbezirk Shanghais. Die Busnummer hatten wir
vorab in Beijing in Erfahrung gebracht und die Abfahrtstelle schnell gefunden.
Die mehr oder weniger aufdringlichen Taxifahrer haben wir gekonnt links liegen gelassen
und sind zur Haltestelle gegangen. Da Marius uns seine Adresse auch auf
Chinesisch zugeschickt hatte, haben wir versucht so herauszufinden, wo wir
aussteigen müssen. Das war gar nicht so leicht, hat am Ende aber dann doch
irgendwie geklappt. Als wir an der richtigen Bushaltestelle ausgestiegen sind,
haben wir nochmal nach dem Weg gefragt. Wir wussten bereits, dank unserer
Erlebnisse in Beijing, dass es ratsam ist, mehrere Menschen zu fragen, um
wirklich an sein Ziel zu gelangen. Als wir fast am Ziel waren, hat uns ein sehr
netter Chinese bis zur Haustür geführt. Da wir früher in Shanghai angekommen
sind, als gedacht und verabredet, haben wir kurz an der Haustür gewartet, bevor
wir herzlich von Marius empfangen wurden.

Ein schönes Gefühl mal wieder eine Küche und ein wenig mehr
Platz für sich zu haben. Daher haben wir die ersten 2 Tage in Qingpu genossen.
Mal wieder ganz normal einkaufen und kochen kann so schön sein. Mit einem
Schnitzel und Bratkartoffeln haben wir nicht nur uns, sondern auch Marius ein
Lächeln geschenkt.smiley Neben dem Kochen und Entspannen, haben wir auch die Planung für die Wochen nach
Shanghai in Angriff genommen. Erst am dritten Tag sind wir dann nach Shanghai
Downtown gefahren und haben uns die Nanjing Road und den Bund angesehen. Ein
wenig handeln im Fakemarket und flanieren durch Shanghai – schlendern ohne
Eile.

Am Tag darauf haben wir dann gemeinsam mit Marius und
Daniel, einem Arbeitskollegen von Marius, Shanghai unsicher gemacht. Das
chinesische Elitepartner.de ist der Hochzeitsmarkt am Peoples Square. Tausende
von Kontaktanzeigen mit Geburtsdatum, Foto, Beruf, Einkommen und vielem mehr
hängen dort. Zudem sieht man chinesische Eltern, die aussehen, als würden sie
verhandeln. Nach dem Hochzeitsmarkt ging es weiter durch Shanghai. Der
Sonnenuntergang von der Bar im Indigo Hotel und Schlemmen im japanischen all
you can eat Restaurant haben diesen Tag ganz besonders gemacht. Den letzten Bus
nach Qingpu haben wir ganz knapp verpasst. Er ist uns vor der Nase weggefahren.
Sehr ärgerlich, aber glücklicherweise ist eine lange Taxifahrt in China
bezahlbar.

Am fünften Tag nach unserer Ankunft hat Marius uns ein
Nachbardorf von Qingpu gezeigt. Mit den kleinen Kanälen und Gondeln ist es ein
kleines chinesisches Venedig. Genau richtig, um ein wenig zu spazieren, die
Stände und Leute zu beobachten und sich kurz zurück zu lehnen und den Tag zu
genießen. Am Abend ging es in eine Garküche – vielleicht sogar „die“ Garküche –
in Qingpu, wo die Tische und Stühle bis auf die Straße reichen. Das Essen ist
vorgepackt auf Tellern und wir wählen mit dem Finger aus, was wir gerne
möchten. Gemüse, Eier, Fleisch, echte Pilze und Pilze, die eigentlich
Hühnerherzen sind – in der Garküche bleibt kein Wunsch offen. Sehr lecker und
nicht das letzte Mal, das wir dort gegessen haben.

Einen Tag vor unserer Abreise nach Hong Kong haben wir uns
nochmal mit Dave getroffen, der frisch in Shanghai angekommen ist. Gemeinsam
mit ihm haben wir uns Yu Gardens angesehen. Ein netter chinesischer Garten
mitten in Shanghai, der den Großstadtlärm filtert und für ein wenig Ruhe sorgt.
Vorerst das letzte Mal, dass wir uns mit Dave treffen. Wir fliegen einen Tag
später nach Hong Kong und für Dave geht es von Shanghai nach Kambodscha, wo er
für 6 Wochen als freiwilliger Helfer Waisenkinder und Schüler unterrichtet.
Vielleicht klappt es, dass wir uns nochmal in Kambodscha oder Vietnam wieder
sehen. Wir würden uns auf jeden Fall darüber freuen. Am Abend ging es nochmal
in die Garküche, quasi das Abschiedsessen mit Marius und Daniel. Später ist
auch noch Nina, eine weitere Arbeitskollegin von Marius, mit ihrem Freund zu
uns gestoßen. Die Zeit ist schnell vergangen. Zurück in der Wohnung habe ich
erfahren, dass ich mein letztes Examen bestanden habe und somit bald mein
Diplomabschlusszeugnis erhalte. Somit bin ich jetzt offiziell kein Student
mehr, sondern ähm… arbeitssuchend?! Nicht wirklich suchend… smiley

Unser Flug nach Hong Kong ging um 18:55 vom Shanghaier
Flughafen Pudong, der im Osten der Stadt liegt. Qingpu liegt genau am anderen
Ende, daher haben wir für den Weg zum Flughafen gut zwei Stunden eingeplant. Am
Ende ist es dann doch knapp geworden, weil der Verkehr voll zugeschlagen hat
und die Metro, die eigentlich durch fährt, es doch nicht tut… wir mussten an
einer bestimmten Haltestelle den Zug wechseln. Am Ende haben wir es nicht nur
rechtzeitig geschafft, sondern hatten noch eine Menge Wartezeit, da unser Flug
mit einer Verspätung von einer Stunde geflogen ist. Wir nehmen uns vor das
nächste Mal noch mehr Zeit einzuplanen. Flughafenstories… Fortsetzung folgt.

PS: Vielen Dank nochmal an Marius für deine Gastfeundschaft und für die entspannte Woche, die wir bei dir genießen konnten.

AP



Beijing

China Posted on Tue, May 28, 2013 22:47:27

Tag 19-23 / 03.-07.05.2013

Um 14 Uhr am Bahnhof in Peking angekommen, verabreden wir
uns mit unserer Reisegruppe zu einem freiwilligen letzten gemeinsamen Abend
bevor wir uns von allen verabschieden. Ab jetzt geht jeder seiner eigenen
Reiseroute nach. Wir haben für unsere
Zeit in Peking bereits ein Hostel gebucht. Dave, der noch nicht weiß, wo er
schlafen soll, kommt mit uns und versucht sein Glück in unserem Hostel. Wir
freuen uns.

Raus aus dem Bahnhof für die Fernzüge, der erste kleinere
Kulturschock… Wir stehen auf einem großen Platz und mit uns gemeinsam so
unglaublich viele Menschen. Wir drei schauen uns um und lassen dieses laute
Chaos erst mal auf uns wirken. Irgendwie
finden wir es cool, auch wenn im ersten Moment keiner von uns etwas sagen kann.
Wir schauen uns an und lachen. Bei dem Versuch uns zu orientieren, erkennen wir schließlich
die Verkaufsstellen für die Metro-Fahrkarten. Wir stellen uns an den mind. 50m
langen (!) Schlangen an. Wahnsinn. Aber
es geht schnell voran. Wir kaufen 3 Fahrkarten für umgerechnet ca. 75 Cent. Kaum
zu glauben, dass jeder von uns für 25 Cent Metro fährt…

Um auf den Bahnsteig zu kommen, passiert man eine Sicherheitskontrolle.
Wir glauben zunächst, dass die Sicherheitskontrollen da sind, weil wir an einem
größeren Bahnhof angekommen sind. Später stellen wir fest, dass an allen
Metrostationen Sicherheitskontrollen durchgeführt werden. Also sobald man einen
Rucksack dabei hat, muss man diesen abnehmen und wie am Flughafen scannen
lassen. Unsere erste Metrofahrt ist ein kleines Erlebnis. Wie schon
festgestellt, gibt es eine Menge Chinesen. Und die wollen auch Metro fahren.
Sobald die Metro hält und sich die Türen öffnen, stürzen sich alle auf die
Eingänge. Schubsen, drängeln, anrempeln, quetschen – alles scheint völlig
normal zu sein. Während wir höflich jedem Menschen, den wir, dem allgemeinen
Massendrängen bedingt, anrempeln immer ein „sorry“ entgegen bringen, scheint niemand
um uns herum Wert drauf zu legen. Erste Lektion in China gelernt: Schubsen ist
nicht unhöflich. 🙂

Mit Hilfe von Wegbeschreibung und Kompass (es wird zum Running Gag, dass wir ständig gut vorbereitet sind, “you organised Germans!”)
finden wir den Weg zu unserem Hostel „Lucky Family“. Es liegt etwas abseits vom
Trubel in einer Seitenstraße inmitten von normalen Wohnhäusern – keine
Touristengegend. Uns wird unser 4-Bett-Zimmer mit eigenem Badezimmer gezeigt.
Dave wird in unserem Zimmer einquartiert, dass wir bis auf eine Nacht für uns
drei allein haben. Perfekt.

Nach einer kleinen Erholungsphase und einer Dusche, machen
wir uns auf den Weg, um etwas zu essen. Wir laufen ein bisschen in den Gassen in
der Nähe unseres Hostels herum und landen in einem ziemlich großen Restaurant,
das voll ist. Das Essen muss also gut sein. Glücklicherweise haben die Speisekarten
viele Bilder und alles ist auf Englisch übersetzt. Wir unter anderem Muscheln – auf der Speisekarte mit einer Chilischote
gekennzeichnet. Sollte in Ordnung gehen, es gibt Gerichte mit bis zu drei Chilischoten…
Die Muscheln werden in einer Bratschale mit Unmengen an Chili, dazwischen Knoblauch
und etwas Grünem, was wir nicht kennen, serviert. Unser erster Gedanke: wer kann diese Menge an
Chili essen? Na ja, vielleicht sind die Schoten ja milde Chilischoten…
Nach dem ersten Bissen, wissen wir, sie sind es nicht. Schnell fangen wir an zu
schwitzen, spülen mit viel Bier/Cola nach und trotzdem bekommen wir unsere Portion
nicht aufgegessen. Wir schauen uns um, was die Einheimischen tun. Sie lassen
die Chilischoten und die Soße übrig. Alles klar, machen wir auch. Zweite
Lektion in China: Wenn irgendwo spicy dran steht, dann ist es spicy. Als wir das
Restaurant verlassen, stehen die Leute Schlange, um hinein zu kommen. Sie haben
Wartenummern und warten bis sie aufgerufen werden. Scheint als wären wir in
einem richtig guten Restaurant gewesen. Yes! 🙂

Am nächsten Tag haben wir uns vorgenommen den Sommerpalast
zu besuchen. Der Sommerpalast ist eine Art riesiger Garten, vielleicht eher ein
Park, relativ hüglig, inklusive See und mehreren Pavillons/Palästen. Die
früheren Kaiser nutzen den Sommerpalast, um dort die schwülen Sommermonate zu
verbringen. Unser Fazit: auf jeden Fall sehenswert. Wenn es nicht so viele Besucher gäbe, wäre das
sogar ein guter Ort, um zu entspannen. Gerade, wenn man die Berge herauf geht,
hat man immer wieder tolle Aussichtspunkte, von denen man sowohl auf das
Gelände des Sommerpalastes als auch auf Peking schauen kann. Etwas störend
dabei ist allerding der Smog. Teilweise kann man leider nicht wirklich weit
gucken.

Abends waren wir zusammen mit Dave im Silk Market. Ein großes
Einkaufzentrum über mehrere Etagen, in dem man laut Daves Reiseführer
qualitativ hochwertige gefälschte Markenkleidung kaufen kann. Qualitativ
hochwertige Fälschungen also? Klingt nach einem Widerspruch. Wir sind
neugierig. Es stellt sich heraus, dass man an diesem Ort alles Mögliche kaufen
kann. Von Kleidung, über Accessoires , Schmuck, Souvenirs, Stoffe bis hin zu
Koffern, Taschen, Spielzeuge, Möbel… Aus
jedem der kleinen Geschäfte, die auf jeder Etage aneinander gereiht sind, hört
man… “Come in, sir“, „ I’ll make you a good price.”, “Good
quality, sir, good quality.” Wir sind überrascht, dass die Chinesen hier
relativ gutes Englisch sprechen. Normalerweise mühen wir uns ab und
kommunizieren mit Händen und Füßen. Wir waren in einigen Geschäften, ohne
wirklich etwas kaufen zu wollen, nur um ein bisschen aus Spaß zu handeln und zu
testen, wie weit die Verkäufer mit dem Preis runter gehen. 🙂

Anschließend waren wir in einem tibetischen Restaurant essen,
ebenfalls eine Empfehlung aus Daves Reiseführer. Es war nicht ganz leicht den
Weg zu finden. Wir lernen an diesem Tag die dritte Lektion für China: Wenn du
einen Chinesen nach dem Weg fragst, wird er nie zugeben, dass er den Weg nicht
kennt und dich einfach irgendwohin schicken. Wir haben an diesem Abend
insgesamt 7 Menschen nach dem Weg gefragt, davon hat uns eine Person in die richtige Richtung geschickt. Die letzte
Person, ein Mitarbeiter eines Hotels, hat uns schließlich das Hotel-Wifi nutzen
lassen, sodass wir mit Hilfe von google maps den Weg gefunden haben. Doch die Sucherei nach dem Restaurant
hat sich gelohnt; wir haben unter
anderem Yak probiert – lecker.

Den Tag darauf haben wir dazu genutzt, uns die Verbotene
Stadt anzuschauen. Der Sommerpalast war schon voll, aber hier war es richtig
voll. In der Verbotenen Stadt lebten früher die Kaiser Chinas. Der „normalen“
Bevölkerung war der Eintritt verwehrt, daher der Name. Die Fläche der
“Stadt” ist ziemlich groß (später gegoogelt: ca. 720.000m²),
innerhalb der Mauern befinden sich unzählige Paläste und Pavillons. Am Anfang
waren wir ziemlich beeindruckt, aber nach ca. einer Stunde hatten wir das Gefühl,
dass alles gleich aussieht… Irgendwie haben wir uns deswegen schon fast schlecht
gefühlt…

Abends haben wir uns, wie verabredet, mit unserer Vodkatrain-Gruppe
getroffen. Wir waren essen und haben anschließend den Nachtmarkt besucht. Der
Geruch war teilweise etwas unangenehm, aber die Atmosphäre irgendwie cool und
eklig zugleich… Wer experimentierfreudig ist, kann sich hier austoben:
Insekten, Spinnen, Schlangen, Seesterne, Schnecken am Spieß, alles dabei. Dave
war der Mutigste von uns und hat eine Spinne probiert. Einen Bissen hat er halb
runter bekommen, den Rest ausgespuckt. Er meint, der anfängliche Geschmack war
gar nicht so schlimm, aber der Nachgeschmack ist furchtbar. Wir sprechen ihm
unsere Anerkennung für seinen Mut aus und gehen auf Nummer sicher: wir probieren
frittiertes Eis und frittierte Bananen, Tintenfische am Spieß, dann haben wir
genug. Wir lassen den Abend in einem Café ausklingen.

Am nächsten Morgen bin ich aufgeregt! Wir wollen zur
Chinesischen Mauer fahren; die will ich unbedingt sehen. An jeder Ecke in Peking werden (unseriöse?) Touren dahin angeboten, im
Schnitt für umgerechnet ca. 20€ bis 45€. Es gibt auch offizielle Tourbusse, die
für umgerechnet ca. 1,50 € zur Mauer fahren. Allerdings haben wir gelesen, dass
es sehr schwer ist, die offizielle Bushaltestelle zu finden, weil sich einfach
hunderte Busse mit der gleichen Nummer in
die gleiche Straße stellen. Ohne ein Wort chinesisch zu sprechen, soll es so
gut wie unmöglich sein, herauszufinden, welcher der richtige offizielle Bus ist.
Na toll… Google verrät uns aber auch, dass es einen Zug gibt, der zur Mauer
fährt. Den wollen wir heute Morgen nehmen, also ab zum Bahnhof; Dave begleitet
uns. Wir kaufen für eine Strecke von ca. 65 km jeweils ein Ticket für 6 RMB,
das sind ca. 75 Cent… Unglaublich! Da kann sich Deutsche Bahn eine Scheibe
abschneiden.

An der Station „Badaling“ angekommen, folgen wir einfach der
Menschenmenge. Nach ca. einem Kilometer Fußmarsch stehen wir vor der Mauer. Wir
sind von Anfang an beeindruckt. Wir laufen einen Teil der Mauer herauf und wieder
runter, es ist ziemlich hügelig, was bei der Hitze und der Menschenmenge wirklich
anstrengend ist. Einige Teilabschnitte sind sehr steil und haben keine Stufen.
Andy und ich wundern uns, wie die Chinesen hier mit Flip Flops und HighHeels
unterwegs sein können. Wir sind froh, dass wir heute unsere Chucks gegen Wanderschuhe
ausgetauscht haben. Nach einer Weile beginne ich Dave dafür zu hassen, dass er
vor kurzem Marathon gelaufen ist und mit einer vermeintlichen Leichtigkeit
einen großen Vorsprung zu uns aufbaut – Dave, I still hate you. 🙂 Als wir uns
satt gesehen haben, starten wir den Rückweg. Wir gönnen uns für den Weg runter
ein sliding car.

Wieder zurück in Peking, gehen wir zu einer Kung Fu Show.
Die Show war eine Art Musical, nur dass es anstelle von Gesang Kung Fu gab. Wir
hatten weniger Schauspielerei und mehr Kung Fu erwartet, deswegen waren wie im
Endeffekt etwas enttäuscht, auch wenn die Kung Fu Einlagen beeindruckend
waren.

Am nächsten Tag endet bereits unser Aufenthalt in Peking.
Wir fahren mit dem Zug nach Shanghai. Wir sind etwas spät dran, als wir morgens
das Hostel verlassen, deswegen ziemlich in Eile. Wir haben die Menschenmengen
der morgendlichen Metro-Rush Hour unterschätzt…
Rush Hour bedeutet, dass die Leute noch mehr als sonst drängeln, schubsen, anrempeln. Als
wir in die erste Metro einsteigen, quetscht sich in letzter Sekunde ein kleine,
alte Chinesin in die Bahn, drückt Andy nach hinten, der deswegen gegen mich
fällt, was wiederum dazu führt, dass ich fast über einen Koffer, der im Gang steht, falle. Andy kann sich gerad noch an einer der Stangen festhalten und zieht mich hoch. Vielen Dank, Frau Chinesin. -.- Wir sind etwas
überfordert mit der Situation. 🙂 Eigentlich hatten wir uns an dieses Gedrängel gewöhnt. Aber in „Stressmomenten“, fällt man in seine routinierten (deutschen) Muster
zurück und das war an dieser Stelle: Anrempeln ist unhöflich. Und sich nicht zu
entschuldigen ist noch unhöflicher! Ich war kurze Zeit in Versuchung die alte
Frau an der nächsten Haltestelle aus der Metro zu schubsen. 🙂 Habe dann aber an
einen Rat gedacht, der mir vor Abreise gegeben wurde: Es wird nicht alles so
organisiert und strukturiert ablaufen, wie wir es von zu Hause gewohnt sind.
Und wenn das der Fall ist, dann einfach entspannt bleiben und chillen. Guter
Rat… 🙂 Im Endeffekt haben wir tatsächlich den Zug nach Shanghai verpasst, den wir
nehmen wollten und “mussten” dann den etwas teureren HighSpeed Zug
nehmen.

SP



Transsibirische Eisenbahn von Ulaan Baatar bis Beijing

China Posted on Fri, May 24, 2013 12:55:55

Tag 18-19 / 02.-03.05.2013

Die Zugstrecken werden immer kürzer, wir haben jetzt nur 31
Stunden Zugfahrt vor uns. Kurz nach 7 Uhr fahren wir vom Bahnhof in Ulaan
Baatar ab. Wir sind früh genug am Bahnhof, daher gehen vorher noch ein paar
Fotos am Bahnhof. Wir “verschleiern” uns also kurz und machen unser
obligatorisches Foto. Nach dem Foto blicken wir auf unsere Tickets und merken,
dass sie ab Ausstellungsdatum 2 Monate Gültigkeit haben – das glauben wir
zumindest. Uns kommt der Gedanke einfach mal verrückt zu sein und in der
Mongolei zu bleiben. Wir haben vielleicht noch 10-15 Minuten, um uns zu
entscheiden. Unser Gepäck ist schon im Abteil. Wir sehen uns an und denken “Ja”. Aber entschließen uns dann doch weiter zu fahren. Da wir leider niemanden
fragen können, ob die Tickets wirklich zwei Monate Gültigkeit haben (Enni hat
sich schon verabschiedet), überwiegt die Ungewissheit, ob wir die Aufschrift auf den Tickets wirklich richtig verstehen. Vielleicht
nächstes Mal…

Da wir nun weiter fahren, teilen wir uns unser Abteil
diesmal mit Charly und Joe, die wohlhabenden britischen frischgebackenen
Abiturienten. Sie haben die Tour hauptsächlich gebucht, weil der Name der Tour
Vodkatrain ist… Die meiste Zeit saßen wir diesmal in unserem Abteil und haben
Nudeln gegessen und gechillt. Charly und Joe haben ihren Rausch vom Tag zuvor
ausgeschlafen oder waren im Zug unterwegs. Sie waren gute Abteil-Genossen. smiley

Gegen 19 Uhr sind wir an der Grenze angekommen. Jetzt wurde
es spannend. Die Radgestelle müssen ausgetauscht werden, wenn man die Grenze
nach China überquert. In China sind die Schienen nämlich enger als in Russland
und in der Mongolei. Für den Wechsel der
Radgestelle fährt der Zug in eine Werkhalle, in der wohl beide Schienenbreiten
verlegt sind. Die einzelnen Waggons werden zunächst voneinander getrennt und in
zwei Reihen aufgestellt. Dann werden dieb Fahrgestelle gelöst, die Waggons
einzeln angehoben, die alten Radgestelle rausgefahren, die engeren reingerollt,
der Waggon wird wieder runtergelassen, um schließlich die neuen Radgestelle zu
verschrauben. Historisch soll der Grund dafür mit dem Transport von Militärgut
zusammenhängen. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich war so müde, dass ich zwar den
Radgestellwechsel mitbekommen habe, aber die Abfahrt vom Bahnhof habe ich
verpennt.

Nur ein Mal schlafen im Zug und schon ist man am Ziel. Ungewohnt…
Am nächsten Morgen fällt uns gleich die veränderte Landschaft auf: mehr Berge, insgesamt etwas grüner. Und Siedlungen,
die aus dem Boden gestampft werden. Es gibt aber auch mehr Chinesen als
Mongolen und die müssen ja auch irgendwo wohnen. smileyGegen 14 Uhr sind wir am Bahnhof in
Beijing angekommen.

AP