Tag 30-34 / 14.-18.05.2013

Mit einer guten Stunde Verspätung landen wir in Hong Kong
gegen 22.30 Uhr. Da die Rezeption unseres Hostels nur bis Mitternacht besetzt
ist, sind wir wieder gehetzt. Wir wollen uns beeilen, aber unser Gepäck will
einfach nicht auf dem Gepäckband auftauchen… Nach einer “Vermisstenanzeige“ und
ca. einer halben Stunde Wartezeit sind unsere Rucksäcke schließlich
aufgefunden. Jetzt schnell los.

Da es im Flughafen relativ kalt war (ich hab mir meine Jacke
aus dem Rucksack geholt), waren wir ziemlich überrascht als wir unseren ersten
Schritt aus dem Flughafen machen. Es ist, als würde man gegen eine Wand aus
heißer Luft laufen – es ist furchtbar warm und sehr schwül und das, obwohl es
schon nach 23 Uhr ist. Später merken wir, so fühlt sich Hong Kong einfach an:
drinnen so stark klimatisiert, dass einem kalt ist und sobald man einen Schritt
nach draußen macht, ist da die Wand aus heißer Luft.

Wir nehmen den Bus, der uns direkt gegenüber von unserem
Hostel absetzt. Wir stehen auf der Nathan Road in Tsim Sha Tsui mitten im
Geschehen. Links und rechts Hochhäuser, überall Lichter und bunte Farben, die
uns von den vielen Schildern, Anzeige- und Reklametafeln anleuchten. Viele der Geschäfte,
aber vor allem Restaurants und Straßenstände sind noch geöffnet. An jeder Ecke
Frauen, die uns einen Zettel unter die Nase halten und „massage, massage“ rufen, Männer, die einem
„watch, Sir, good watch“ oder auch maßgeschneiderte Hemden anbieten. Man hat
nicht das Gefühl, dass es hier fast 1 Uhr morgens ist… Unser Hostel befindet
sich im 14. Stock eines der Hochhäuser. Ein Mitarbeiter hat netterweise auf
unsere Ankunft gewartet. Es ist ein neues Hostel, hat nur drei Zimmer auf
ziemlich engem Raum, aber wir finden es super. Denn neu heißt in diesem Fall
auch sauber. 🙂 Backpacks
abgelegt und wieder raus. Wir sind hungrig. Auf der Suche nach schnellem Essen,
stellen wir fest, dass Hong Kong, gerade im Vergleich zu Mainland China, ziemlich
teuer ist. 🙁 Wir landen also bei McDonald´s, ein ganzes BigMac-Menü für umgerechnet 2,10 €
ist unschlagbar günstig. Und sättigt erstmal.

Am nächsten Tag (Mittwoch) haben wir noch keinen richtigen
Plan, was wir machen möchten. Wir orientieren uns an einer Must-Do-in-Hong
Kong-Liste, die wir von unserer Freundin Nicole bekommen haben. Als wir das
Hostel verlassen, führt unser erster Weg zur Avenue of Stars, von wo aus wir auch die Aussicht auf
Hong Kong Island genießen. Anschließend geht es mit der Star Ferry rüber nach Hong
Kong Island, wo wir dann in Wan Chai zum Happy Valley Pferderennen gehen. Normalerweise
wetten wir eigentlich nicht, aber wir haben uns sagen lassen, dass man das mal
in Hong Kong gemacht haben muss. Und es stimmt. Die Atmosphäre ist irgendwie mitreißend,
sodass wir sogar mit wetten. Der Mindesteinsatz liegt bei umgerechnet 1 €, da
kann unser Budget grad noch so herhalten. 🙂

Für unseren zweiten Tag in Hong Kong (Donnerstag) hatten wir eigentlich einen Ausflug nach Macau
geplant. In einer Touristeninformation wollten wir fragen, wo genau die Fähre
nach Macau ablegt. Stattdessen bekommen wir dort eine Rundum-Beratung. Wir erfahren,
dass Buddhas Geburtstag, der in diesem Jahr auf den 17. Mai fällt, diese Woche
gefeiert wird und daher an der Big Buddha-Statue auf Lantau Island verschiedene
Shows stattfinden. Außerdem findet diese Woche auch das Cheung Chau Bun
Festival statt. Hierzu werden für Touristen
kostenlose Fähren nach Cheung Chau angeboten. Perfekt! Wir buchen uns zwei Plätze
für den nächsten Tag, und beschließen heute Buddha zu besuchen, das stand
sowieso noch auf unserer Must-Do-in-Hong Kong-Liste. Macao muss bis zum
Wochenende auf uns warten.

Auch heute ist es ziemlich warm und schwül, ca. 30° C. Aber
es regnet, so sehr, dass wir uns einen Regenschirm zulegen. Eine sehr gute
Entscheidung. Wir fahren mit der Metro nach Lantau Island, von der Station Tung
Chung kann man wahlweise mit einer Gondelbahn oder mit dem Bus nach Ngong Ping zur
Big Buddha Statue fahren. Gondelbahn fällt heute allerdings aufgrund von
Sturmwarnungen aus, wir nehmen den Bus. Was uns auf dem Weg auffällt: es ist
zwar ähnlich wie im Rest von China sehr voll in den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber
die Menschen stellen sich alle ganz geordnet in einer Reihe auf, um in die
Busse oder Metros einzusteigen. Kein Gedrängel und kein Geschubse – das gibt es
nur auf den Straßen. Die Gehwege sind zu schmal für die vielen Menschen. 🙂

Als wir in Ngong Ping ankommen, können wir die freistehende
Buddah-Statue nicht sehen, da es unglaublich neblig ist. Wir besuchen eine
Akrobaten- und Kung Fu-Show und hoffen, dass sich der Nebel in der Zeit legt.
Wir haben Glück. Wir erwischen einen Zeitpunkt, in dem wir freie Sicht auf die
Statue haben. Die Big Buddha-Statue ist mit 34m die, in sitzender Haltung, größte
freistehende Buddha-Statue der Welt und befindet sich auf einer Bergspitze. Wir
steigen die vielen Stufen hoch, um uns den Big Buddha von nahem anzusehen.
Kurze Zeit nachdem wir oben angekommen sind und die Aussicht genießen konnten,
taucht der Nebel wieder auf. Nach ein paar Nebelfotos, spazieren wir in der
Umgebung herum, steigen ein paar Hügel hinauf, bis wir zu dem Pfad der Weisheit
gelangen. Der Pfad führt durch 38 hölzerne Stele, auf denen Gebetsverse stehen. Es ist ziemlich verlassen dort oben,
wir begegnen nur einigen Mönchen. Weit weg vom lauten Hong Kong, empfinden wir
hier hier die Ruhe als ziemlich angenehm. Wir würden gern weiter durch die
Hügel wandern, aber da es kurz vor der Dämmerung ist, machen wir uns lieber auf
den Weg zurück ins Hostel. Wir erhaschen genau den richtigen Augenblick, wir
bekommen noch den letzten Bus zurück in Richtung Tung Chung.

Unsere Fähre nach
Cheung Chau fährt am nächsten Morgen (Freitag) um 11.00 Uhr. Wir stehen
pünktlich am Pier und kommen planmäßig gegen 12.00 Uhr in Cheung Chan an. Wir
schauen uns ein wenig auf der Insel um – es ist wahnsinnig voll – bevor das Bun
Festival losgeht. „Buns“ sind eine Art Gebäck, ein runder Teigklumpen gefüllt
mit einer Bohnenmasse, die werden hier heute an jeder Ecke verkauft. Das
Festival beginnt: Eine Lange Parade aus vielen, vielen Menschen läuft durch die
Insel. Einige spielen Musik, die anderen sind verkleidet, weitere halten große
Fahnen/Banner hoch. Eine Tradition des Festivals: kleine Kinder werden verkleidet
und durch die Parade getragen. Uns wurde erzählt, die Kinder sitzen währenddessen
auf einem Stuhl, aber wir sehen nur Kinder, die an eine Stange gebunden sind und
die ganze Zeit über in der Hitze in ihren Verkleidungen im Stehen durch die
Parade getragen werden. Einige der Kinder sehen da nach wenigen Stunden nicht
mehr so glücklich aus…

Zurück auf Hong Kong Island machen wir uns auf den Weg zum
Hong Kong Peak oder auch Victoria Peak. Der Peak ist der höchste Punkt und die
exklusive Wohngegend Hong Kongs. Wir
wollen eigentlich die Peak Tram hinauf nehmen, aber die Warteschlangen
schrecken uns ab. Wir nehmen das Taxi, da wir ansonsten den Sonnenuntergang
verpassen. Oben angekommen, suchen wir
uns einen guten Aussichtspunkt. Doch leider trübt uns auch heute der Nebel ein
bisschen die Sicht. Nach Sonnenuntergang essen wir in einem der vielen
Restaurants in einem Einkaufszentrum bevor wir mit dem Bus wieder hinunter
fahren – die Warteschlangen für die Peak Tram ließen wieder ca. 2 Stunden
Wartezeit vermuten. Eindeutig zu lang.

Bevor wir zurück ins Hostel gehen beschließen wir noch auf
den Temple Street Nachtmarkt zu gehen. Der findet jeden Tag nicht weit von
unserem Hostel entfernt statt. Los geht es zwischen 18 Uhr und 19 Uhr und gegen
Mitternacht schließen die Stände. Verkauft wird alles Mögliche: Kleidung,
Taschen, Elektronik, Brieftaschen, Schmuck usw. – natürlich viele gefälschte
Markenprodukte. Nach dem Temple Street Night Market statten wir auch dem
Ladies´ Market, der dort in der Nähe und ziemlich ähnlich ist, einen Besuch ab.
Da wir von Shanghai und Peking ziemlich verwöhnt sind, was (Fake-)Märkte
angeht, gefallen uns die beiden Märkte hier in Hong Kong weniger gut. Die
Verkäufer handeln ungern und sind irgendwie unfreundlicher. Aber vielleicht
haben wir auch einen falschen Tag erwischt…

Am Samstag beschließen wir, auch auf Empfehlung von Nicole,
hiken zu gehen. Mit Metro, Bus und wieder Bus gelangen wir bis Pak Tam Au, wo
der Wanderpfad mit dem Ziel Ham Tin Beach für uns beginnt. Der Weg ist
gepflastert und wir beginnen motiviert unsere Wanderung. Nach ca. einer halben
Stunde merken wir, dass wir diesen
Wanderpfad unterschätzt haben. Die steilen Neigungen kombiniert mit dem heißen
und schwülen Wetter machen das Wandern zu einer körperlichen Herausforderung.
Sonnen- und Mückenschutz, den wir vorher
aufgetragen hatten, hätten wir uns sparen können; weggeschwitzt. : ( Wir wandern
Berge hinauf, durch Wald und teilweise auch am Wasser entlang. Immer mal wieder bleiben wir stehen und
genießen die Aussicht auf das Grün, die Berge und das Wasser – kleine
Belohnungen, die von der körperlichen Anstrengung ablenken. Zwischendurch
hatten wir die Befürchtung gehabt, dass sich der ganze Weg nicht lohnen würde.
Kurz vorm Ziel fielen immer wieder Sätze wie „Wehe Nicole, der Ham Tin Strand
ist gammlig…“. Doch als wir nach gut zwei Stunden sehr durstig und erschöpft am Ham Tin Beach
ankommen, wissen wir, warum uns der Weg empfohlen wurde. Auch die vielen
Moskitostiche sind nun vergessen. Der Strand ist, von Bergen umrahmt, wirklich
sehr schön. Und das Beste ist, dass wir ihn mit vielleicht gerade mal 20-30
Personen teilen müssen. Als wir von einem Hong Konger Ehepaar gefragt werden,
wie wir von dem Wanderpfand und dem
Strand erfahren haben, normalerweise hielten sich dort keine Touristen auf,
wissen wir, dass wir anscheinend einen echten Geheimtipp bekommen haben. Vielen
Dank, Nicole! 🙂 Nach der ganzen Anstrengung genießen wir
jetzt die Ruhe und gehen schwimmen. Eigentlich ist in der Nähe des Strandes
noch ein Wasserfall, von wo aus man von einem Felsen ins Wasser springen kann.
Doch leider haben wir keine Zeit und Kraft mehr nach diesem zu suchen. Wir
nehmen das letzte angebotene Speedboat zurück nach Sai Kung, wo wir uns in
einem kleinen Fischrestaurant ein 4-Gang-Fischmenü gönnen, bevor wir wieder mit
Bus und Metro zurück ins Hostel fahren.

SP