Tag 23-30 / 07.-14.05.2013

In 5 Stunden und 26 Minuten 1.318 km im Highspeed Zug nach
Shanghai. Die Geschwindigkeitsanzeige zeigt lange Zeit über 300 km/h an. Das Beeindruckende
ist, dass fast über den ganzen Tag hinweg 4-6 Züge pro Stunde Beijing in Richtung
Shanghai verlassen. Die Eisenbahnstrecke wurde innerhalb von 3 Jahren gebaut
und in Hochzeiten haben 135.000 Menschen gleichzeitig daran gearbeitet. Da
erklär mal einem Chinesen, dass wir für die Elbphilharmonie schon 6 Jahre
brauchen…

In Shanghai am Bahnhof Hongqiao angekommen prüfen wir kurz,
wie wir zu meinem Kumpel und Gastgeber Marius kommen. Er wohnt in Qingpu einem
leicht außerhalb liegenden Stadtbezirk Shanghais. Die Busnummer hatten wir
vorab in Beijing in Erfahrung gebracht und die Abfahrtstelle schnell gefunden.
Die mehr oder weniger aufdringlichen Taxifahrer haben wir gekonnt links liegen gelassen
und sind zur Haltestelle gegangen. Da Marius uns seine Adresse auch auf
Chinesisch zugeschickt hatte, haben wir versucht so herauszufinden, wo wir
aussteigen müssen. Das war gar nicht so leicht, hat am Ende aber dann doch
irgendwie geklappt. Als wir an der richtigen Bushaltestelle ausgestiegen sind,
haben wir nochmal nach dem Weg gefragt. Wir wussten bereits, dank unserer
Erlebnisse in Beijing, dass es ratsam ist, mehrere Menschen zu fragen, um
wirklich an sein Ziel zu gelangen. Als wir fast am Ziel waren, hat uns ein sehr
netter Chinese bis zur Haustür geführt. Da wir früher in Shanghai angekommen
sind, als gedacht und verabredet, haben wir kurz an der Haustür gewartet, bevor
wir herzlich von Marius empfangen wurden.

Ein schönes Gefühl mal wieder eine Küche und ein wenig mehr
Platz für sich zu haben. Daher haben wir die ersten 2 Tage in Qingpu genossen.
Mal wieder ganz normal einkaufen und kochen kann so schön sein. Mit einem
Schnitzel und Bratkartoffeln haben wir nicht nur uns, sondern auch Marius ein
Lächeln geschenkt.smiley Neben dem Kochen und Entspannen, haben wir auch die Planung für die Wochen nach
Shanghai in Angriff genommen. Erst am dritten Tag sind wir dann nach Shanghai
Downtown gefahren und haben uns die Nanjing Road und den Bund angesehen. Ein
wenig handeln im Fakemarket und flanieren durch Shanghai – schlendern ohne
Eile.

Am Tag darauf haben wir dann gemeinsam mit Marius und
Daniel, einem Arbeitskollegen von Marius, Shanghai unsicher gemacht. Das
chinesische Elitepartner.de ist der Hochzeitsmarkt am Peoples Square. Tausende
von Kontaktanzeigen mit Geburtsdatum, Foto, Beruf, Einkommen und vielem mehr
hängen dort. Zudem sieht man chinesische Eltern, die aussehen, als würden sie
verhandeln. Nach dem Hochzeitsmarkt ging es weiter durch Shanghai. Der
Sonnenuntergang von der Bar im Indigo Hotel und Schlemmen im japanischen all
you can eat Restaurant haben diesen Tag ganz besonders gemacht. Den letzten Bus
nach Qingpu haben wir ganz knapp verpasst. Er ist uns vor der Nase weggefahren.
Sehr ärgerlich, aber glücklicherweise ist eine lange Taxifahrt in China
bezahlbar.

Am fünften Tag nach unserer Ankunft hat Marius uns ein
Nachbardorf von Qingpu gezeigt. Mit den kleinen Kanälen und Gondeln ist es ein
kleines chinesisches Venedig. Genau richtig, um ein wenig zu spazieren, die
Stände und Leute zu beobachten und sich kurz zurück zu lehnen und den Tag zu
genießen. Am Abend ging es in eine Garküche – vielleicht sogar „die“ Garküche –
in Qingpu, wo die Tische und Stühle bis auf die Straße reichen. Das Essen ist
vorgepackt auf Tellern und wir wählen mit dem Finger aus, was wir gerne
möchten. Gemüse, Eier, Fleisch, echte Pilze und Pilze, die eigentlich
Hühnerherzen sind – in der Garküche bleibt kein Wunsch offen. Sehr lecker und
nicht das letzte Mal, das wir dort gegessen haben.

Einen Tag vor unserer Abreise nach Hong Kong haben wir uns
nochmal mit Dave getroffen, der frisch in Shanghai angekommen ist. Gemeinsam
mit ihm haben wir uns Yu Gardens angesehen. Ein netter chinesischer Garten
mitten in Shanghai, der den Großstadtlärm filtert und für ein wenig Ruhe sorgt.
Vorerst das letzte Mal, dass wir uns mit Dave treffen. Wir fliegen einen Tag
später nach Hong Kong und für Dave geht es von Shanghai nach Kambodscha, wo er
für 6 Wochen als freiwilliger Helfer Waisenkinder und Schüler unterrichtet.
Vielleicht klappt es, dass wir uns nochmal in Kambodscha oder Vietnam wieder
sehen. Wir würden uns auf jeden Fall darüber freuen. Am Abend ging es nochmal
in die Garküche, quasi das Abschiedsessen mit Marius und Daniel. Später ist
auch noch Nina, eine weitere Arbeitskollegin von Marius, mit ihrem Freund zu
uns gestoßen. Die Zeit ist schnell vergangen. Zurück in der Wohnung habe ich
erfahren, dass ich mein letztes Examen bestanden habe und somit bald mein
Diplomabschlusszeugnis erhalte. Somit bin ich jetzt offiziell kein Student
mehr, sondern ähm… arbeitssuchend?! Nicht wirklich suchend… smiley

Unser Flug nach Hong Kong ging um 18:55 vom Shanghaier
Flughafen Pudong, der im Osten der Stadt liegt. Qingpu liegt genau am anderen
Ende, daher haben wir für den Weg zum Flughafen gut zwei Stunden eingeplant. Am
Ende ist es dann doch knapp geworden, weil der Verkehr voll zugeschlagen hat
und die Metro, die eigentlich durch fährt, es doch nicht tut… wir mussten an
einer bestimmten Haltestelle den Zug wechseln. Am Ende haben wir es nicht nur
rechtzeitig geschafft, sondern hatten noch eine Menge Wartezeit, da unser Flug
mit einer Verspätung von einer Stunde geflogen ist. Wir nehmen uns vor das
nächste Mal noch mehr Zeit einzuplanen. Flughafenstories… Fortsetzung folgt.

PS: Vielen Dank nochmal an Marius für deine Gastfeundschaft und für die entspannte Woche, die wir bei dir genießen konnten.

AP