Tag 16-17 / 30.04.-01.05.2013

Ankunft früh am Morgen in Ulaan Baatar – es ist kurz nach 6
Uhr. Enni, unser Honcho für die Mongolei, steht schon am Bahnsteig, um uns zu
empfangen. Wir warten noch bis Anthony und Jess aus unserem Touristenwaggon
steigen, um ein Erinnerungsfoto mit den beiden zu schießen. Danach kann es
weiter gehen. Ein Bus steht schon bereit, Enni drückt uns ein kleines Heftchen
mit den wichtigsten Infos zur Mongolei und einem kleinen Wörterbuch in die Hand.
Dann erzählt sie uns, wie es weiter geht.

Wir fahren erst mal Geld wechseln – die Tugrik-Scheine sind
interessant und es gibt keine Münzen. Danach geht es ca. 55 km von Ulaan Baatar
entfernt in den Nationalpark – 55 km in der Mongolei sind ca. 1,5 Stunden
Busfahrt. Nach ca. 1 Stunde halten wir an einem Steinhaufen. Steinhaufen? Um
eine gute Reise zu haben, umkreist man den Steinhaufen drei Mal und schmeißt
bei jeder Umrundung einen Stein dazu und wünscht sich etwas – mongolischer bzw.
schamanischer Brauch. Wir kommen auf jeden Fall gesund und heil in unserem Camp
im Gorkhi Terelj Nationalpark an.

Bevor es mit dem Tagesprogramm weiter geht, haben wir die
Gelegenheit ein wenig Zeit für uns zu haben. Hinter unserem Ger (mongolische
Jurte) sind freie Plätze für weitere Gers. Während Sonia in unserem Ger schläft, lege
ich mich erst mal dort hin und genieße die Umgebung und das Wetter. Es ist
wunderschön.

Unsere erste Station nach der Ankunft im Camp ist der Turtle
Rock im Nationalpark. Wir klettern den Turtle Rock hinauf und zwängen uns dort
durch einen sehr engen Steinspalt – die Mongolen nennen es Wiedergeburt. Sehr
passend. Danach wandern wir in die Berge hinein zum Temple of Meditation.
Endlich mal ein wenig Bewegung nach dem ganzen Herumsitzen. Die Belohnung ist
eine schöne Aussicht, die wir leider nur kurz genießen können, da das Programm
straff ist.

Zurück im Camp gibt es ein mongolisches Mittagessen, bevor
es auf Pferden zu einer Nomadenfamilie geht. Die Pferde sind relativ klein und
jedes scheint anders zu sein. Sonias Pferd ist ziemlich trottelig und
verschlafen und meines ist eine Mischung aus stur und eigensinnig. Der Ritt zur
Nomadenfamilie war daher eher ein Spaziergang, obwohl ich meinem Pferd immer wieder
„Tschu, Tschu“ zugeflüstert habe, normalerweise das Gaspedal der Pferde. Bei
der mongolischen Familie angekommen, wurden unsere Pferde geparkt und wir
wurden im Ger der Familie empfangen. Wichtig ist dabei, sich auf der westliche
Seite des Gers zu setzen und alles, was einem angeboten wird, zu probieren bzw.
zumindest so zu tun und es mit der rechten Hand zu nehmen. Nach vier
verschiedenen Käsespezialitäten, einem Gebäck und einem mongolischen Milchtee –
ich habe alles davon probiert und den Tee ausgetrunken – haben wir Fragen an
die Frau des Hauses gestellt. Zum Abschluss ein Abschiedsfoto und rauf auf die
Pferde. Diesmal war mein Pferd ein wenig entschlossener. Im Galopp den
Anschluss zur Spitzengruppe, ermahnende Worte von den mongolischen Pferdebesitzern
nicht so schnell zu reiten und nach einem Abschlusssprint mit „Grey Lightning“
war das Pferdereiten vorbei. Für uns war es ein beeindruckender Ausflug und das
Highlight der letzten Tage. Im Camp angekommen gab es nochmal ein mongolisches
Abendessen und die Möglichkeit traditionelle mongolische Kleidung anzuziehen.

Am nächsten Morgen folgte nach einem Frühstück die Fahrt
nach Ulaan Baatar und nach dem Check-In im Hotel – was für ein Luxus nach den
letzten Tagen – die Besichtigung der Stadt. Ulaan Baatar ist keine schöne
Stadt, aber sie hat einen gewissen Charme. Immerhin wohnen 40-50 % aller
Mongolen hier; ca. 1 Millionen Menschen also. Such Baatar und Dschingis Khan
vor dem Regierungsgebäude und das Museum der Stadt waren die Hauptattraktionen,
bevor es zu einer traditionellen mongolischen Aufführung ging. Dort haben wir
Gesang, verschiedene landestypische Instrumente und Tanz gesehen – ein wenig
Kultur muss sein. Dann ging es zum Abschluss nochmal zu einem mongolischen
All-you-can-eat Barbecue, das die Kirsche auf dem “Sahnehäubchen Mongolei” war.
Normalerweise fällt man nach so einem Essen wie ein Stein ins Bett und schläft,
aber nicht, wenn man die Möglichkeit hat das Champions League Halbfinale
zwischen Barca und Bayern zu sehen. Also 2:45 Uhr Fernseher an und
schuuuuuuuuuuuub! Das mongolische Kommentatoren-Duo war zwar nicht so
euphorisch und mitreißend, aber so hat es Sonia wenigstens nicht aus dem Schlaf
gerissen. Da es um 6 Uhr schon weiter ging – der Zug nach Beijing ging um 7:15
Uhr los – ist der Schlaf an diesem Tag für mich ausgefallen.

Fazit: Ich habe die Mongolei, trotz meiner hohen
Erwartungen, als wunderbares Land kennengelernt. Die hohe Dichte an Dingen, die
wir getan haben, war nur möglich, weil unser Honcho Enni alles unglaublich gut
organisiert hat und ihr Wissen zur Mongolei weiter gereicht hat. Mongolei, ich
komme wieder!

AP