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see you soon

Kolkata

Indien Posted on Tue, August 13, 2013 20:41:21

Tag 81 / 04.07.2013

Ein kurzes Gastspiel in der Stadt, dessen Flughafen wir
bereits ausgiebig studiert haben, zumindest den Transitbereich. Als wir aus dem
Zug rauskommen, haben wir das Gefühl, wir wären nicht mehr in Indien. Es sieht
alles sauberer aus, sogar Mülleimer sind zu sehen und die Bahnhofshalle sieht
europäisch aus. Wie auch immer, wir müssen zum Flughafen und informieren uns
über die verschiedenen Möglichkeiten, entscheiden uns für das Taxi und gehen
diesmal zum Prepaid Taxi Stand. Es kann uns auch kein Rickshaw Fahrer abhalten,
da es hier wohl keine gibt. Zumindest scheinen sie am Bahnhof verboten zu sein.
Außerdem sehen die Taxis so cool aus, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt,
nicht mit denen zu fahren.

Auf dem Weg zum Flughafen sehen wir zwar wieder Anzeichen,
dass wir Indien noch nicht verlassen haben – Träger, vollgepackte Fahrräder, Menschen,
die auf dem Boden hocken und Steine klein schlagen und natürlich auch ab und zu
mal eine Kuh – dennoch macht Kolkata einen guten Eindruck auf uns. Wir kommen
pünktlich am Flughafen an und, weil alles reibungslos klappt, gibt es sogar ein
kleines Trinkgeld für den Fahrer. smiley Indien verabschiedet sich von seiner besten (von uns gesehenen) Seite.

Tschüssssssssssss Indien!

AP



Varanasi

Indien Posted on Tue, August 13, 2013 20:40:21

Tag 79-80 / 02.07.-03.07.2013

Ein beschwerlicher Weg hier her. Dann wollen wir mal sehen,
was Varanasi zu bieten hat. Raus aus dem Bahnhof und ab zum Prepaid Taxi Stand.
Dort gibt man an, wo man hin will und bekommt dann einen Taxifahrer vermittelt,
der einen bis zum Ziel fährt. Bezahlt wird vorher an einen Vermittler, der
dafür sorgt, dass man wirklich am Ziel ankommt und nicht zu viel bezahlt. Auf
dem Weg zu dem Taxi Stand ignorieren wir alle Inder, die uns anquatschen und
überlegen, ob wir eine Autorickshaw nehmen sollen, statt eines Taxis. Klingt
nicht schlecht, kostet schließlich die Hälfte und ist meistens schneller auf
kurzen Strecken. Am Prepaid Autorickshaw Stand werden wir von einem Fahrer
angesprochen, der uns sagt, er fährt uns und wir müssen keine Kommission an den
Prepaid Stand zahlen. Auf den Deal lassen wir uns ein. Natürlich erst nach 5
Minuten diskutieren mit dem Fahrer – wie immer. Seine Autorickshaw ist
zugeparkt, also helfe ich ihm die anderen weg zuschieben und ihm den Weg frei
zu machen. Wir packen unsere Rucksäcke ein und los geht es. Wir wollen zu den
Ghats (Link) am Ganges. Dort gibt es Hotels en masse. Wir haben zwar schon zwei
im Auge, haben aber nicht vorher gebucht, weil wir uns die Hotels erst mal live
ansehen wollten. Die Fotos im Internet sahen nämlich schon ziemlich schäbig
aus.

Wie wir bereits wissen, kann uns der Rickshaw Fahrer nur bis
zu einem bestimmten Punkt fahren. Den letzten knappen Kilometer müssen wir zu Fuß
gehen, weil dort ein Rickshaw- und Autoverbot herrscht. Der Fahrer scheint nett
zu sein. Der aufmerksame Leser merkt jetzt schon, dass diese Fahrt nicht ganz
so gut endet. Der Fahrer lässt uns gut 800 Meter vor der eigentlichen Rickshaw
Sperre raus. Leider an einem Punkt, wo viele Rickshaws wenden und warten,
sodass wir nicht daran gezweifelt haben, dass er nicht weiter fahren darf. Kaum
haben wir unsere Rucksäcke aufgesetzt und bezahlt, sehen wir, dass er uns zu
früh raus gelassen hat… Leider zu spät. Wir gehen also gut 1,7 Kilometer zu Fuß
mit unseren Rucksäcken bis wir an den Ghats ankommen. Jetzt heißt es, Hotel
finden. Laut Google Maps müsste es eigentlich nach links gehen… hmmm… die blöde
Monsunzeit führt dazu, dass der Weg geflutet ist. Aber uns hilft ein „netter“
Inder weiter. Er hat uns schon vorher versucht sein Hotel anzudrehen – wir
hatten ihn erfolgreich ignoriert. Als wir ihm gesagt haben, welches Hotel wir
suchen, schlägt er uns vor, es uns zu zeigen. Er sagt uns, dass wir in sein
Hotel können, falls wir mit den anderen nicht zufrieden sind. Wir gehen ihm
also hinterher und umkurven einige Kühe in den engen Gassen Varanasis. Wir sind
skeptisch, aber laut Google Maps könnte es passen, was er sagt. Und tatsächlich
kommen wir am Hotel Alka an. Durchgeschwitzt und erschöpft. Wir sehen uns die
Räume an und sie sind, naja, so wie auf den Fotos…

Auch wenn wir erschöpft sind, schauen wir uns noch das
andere Hotel an, dass wir rausgesucht hatten. Es ist direkt nebenan. Auch dort
sieht es wie auf den Fotos aus. Ich frage unseren „netten“ Inder, wo sein Hotel
ist. Er sagt, es sind nur 5 Minuten. Es stellte sich heraus, dass es 5 Tiger
Minuten
sind… Komplett durchgeschwitzt kommen wir in
seinem Hotel an und sehen uns seine Räume an. Sie erinnern an Gefängniszellen
und wir entschließen uns zurück zu gehen. Er fragt uns, ob uns sein Hotel nicht
gefällt? Ähhhm, Hotel? Ein kurzes „Doch es ist sehr schön, aber ein wenig weit
weg von der Straße“, hilft, wenn man es oft genug wiederholt. Wir gehen also
zurück durch das Labyrinth und auch wenn wir sein Hotel nicht nehmen, hilft er
uns zurück. Vielleicht ist er nicht nur ein „netter“ Inder sondern tatsächlich
ein netter Inder. smiley

Wir entscheiden uns also für das Hotel Alka. Es ist gammlig,
aber es hat gute Bewertungen auf Tripadvisor und wir sind einfach nur noch
kaputt. Duschen, Kleidung wechseln, beschweren, dass die internationalen
Fernsehsender nicht funktionieren und mental auf den Tag vorbereiten. Was
wollen wir eigentlich hier? Wir wollen sehen, was diese für Hindus heilige
Stadt eigentlich zu bieten hat. Unter anderem die Ghats, an denen die
Verstorbenen verbrannt und in den Ganges geworfen werden. Genau genommen wird
die Asche in den Ganges geworfen und die Teile, die nicht komplett verbrennen.
Diese sind überwiegend Knochen des Rumpfes. Die Aufgabe die Leiche anzuzünden
und die Teile in den Ganges zu werfen, übernimmt der nächste älteste Nachfahre.
Aber nicht alle werden verbrannt: Kinder, Schwangere, Priester und Kranke
werden nicht verbrannt, sondern eingewickelt, mit Steinen beschwert und in der
Mitte des Ganges von einem Boot geschmissen. All das erfahren wir von einem
Aufseher (so hat er sich vorgestellt, wir glauben im Nachhinein, dass es ein obdachloser
Trinker war), als wir zu einem der Burning Ghats gehen, dem Haupt-Burning Gath
Manikarnika. Er führt uns direkt zu der Plattform, auf der 24 Stunden am Tag an
diesem Ghat 200-300 Menschen verbrannt werden. Wir stehen für einige Zeit
direkt neben den brennenden Holzhaufen unter denen Leichen liegen. Merkwürdiges
Gefühl. Für jede Leiche werden ca. 300 Kilogramm Holz benötigt. Daher bittet
uns der Aufseher darum, eine Spende in Kilogramm Holz zu leisten. Wieder muss
man verhandeln und sich rauswinden und am Ende so wenig wie möglich in seine
Hand drücken. 1 kg oder so ähnlich haben wir gespendet. In Ruppies sind das ca.
200 Ruppies (2,40 Euro). Kaum hat er die Kohle, ist er weg. Aber er hat uns
einiges erzählt, daher ist es „okay“…

Wir entschließen uns noch kurz aus der Distanz zu gucken,
was hier passiert. Eingewickelte Leichen stehen bereit, die Schlange ist lang.
Hindus aus ganz Indien werden hier her gebracht, um am Ganges verbrannt zu
werden. Alte und/oder kranke Menschen reisen kurz vor Ihrem Tod nach Varanasi,
um hier zu sterben. Diese Menschen sieht man zuhauf in den Gassen Varanasis.
Alte Menschen, die auf der Straße sitzen, schlafen, wohnen und auf ihren Tod
warten… Als wir den Ghat verlassen
wollen, kommt der Nächste auf uns zu und will Geld. Ich verweigere und erkläre,
dass ich bereits gespendet habe. Er wird aggressiv, wir bleiben standhaft,
sagen ihm, dass wir nichts mehr geben und gehen. Einfach nur anstrengend… Das
ist ein Ort, an dem Menschen ihre letzte Ruhe finden sollen und die machen ein
Geschäft daraus. Das ist einfach schwer nachvollziehbar. Schwer nachvollziehbar
ist auch, dass in diesem Fluss, in dem sich Leichen, Asche und verkohlte Knochen
befinden, die Leute nicht nur die
Kleidung und das Geschirr waschen, sondern auch sich selber – ja, sogar die
Zähne.

Überzeugen können wir uns davon am nächsten Morgen, als wir
zum Sonnenaufgang (5 Uhr morgens) mit einem Boot auf dem Ganges schippern. Das
Wasser des Ganges befreit sie dem Glauben nach von ihren Sünden. Die
Bootsfahrer/Ruderer erklären uns noch ein wenig zum Ganges und zu den
Verbrennungen. Wir sehen neben der morgendlichen Prozedur des Zähneputzens,
Rasierens und Waschens auch ein totes Schwein den Ganges hinunter treiben.
Irgendwie ist das alles surreal! Irgendjemand muss denen mal sagen, dass das
nicht gesund ist… Wir wundern uns, dass hier keine Seuche ausbricht. Wie wir
bereits bei unserer Ankunft gesehen haben, ist der Wasserstand des Ganges ein
wenig höher während der Monsunzeit. Wobei „ein wenig“ laut unseren Ruderjungs
bis zu 10 Meter sind. Das heißt, wenn der Wasserstand nach der Monsunzeit
wieder sinkt, dann ist es laut den Jungs nicht ungewöhnlich, dass man Leichen
am Flussufer sieht, die von der Strömung dorthin gespült wurden. Wenn sich die
Steine an der Leiche lösen, dann sieht man wohl auch Menschen an der
Wasseroberfläche treiben. Wir sehen, dass nur die Dächer einiger Tempel aus dem
Wasser ragen und einige Etagen von Wohnhäusern geflutet sind. Beeindruckend
ist, wie die Jungs gegen die Strömung rudern – ziemlich gutes Training. Dafür
haben sie sich die Kohle verdient. Auch, wenn sie uns zu Beginn abziehen
wollten. Auch da war wieder verhandeln angesagt. Wobei die Verhandlung so weit
ging, dass wir einfach weg gegangen sind. Immer wieder solche Umstände – es
nervt. Nach der Bootstour gehen wir zurück ins Hotel und machen erst mal ein
Nickerchen, immerhin sind wir um 5 Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang im
Boot auf dem dreckigen Ganges zu genießen. Was tun wir hier eigentlich?

Unser Nickerchen hat ein wenig länger gedauert, sodass wir erst
kurz vor der Check-out aufgewacht sind.
Wir haben unsere Rucksäcke schnell gepackt und 5 vor 12 wurden wir schon dazu gedrängt
uns zu beeilen. Nach einem weiteren kurzen Rundgang in den Gassen um unser
Hotel herum, genießen wir ein letztes Mittagessen in Indien und machen uns auf
den Weg zum Bahnhof.

Unser Zug hat insgesamt gut drei Stunden Verspätung. Wir
rechnen nach, ob wir unseren Flug am nächsten Morgen nach Bangkok verpassen
werden. Könnte knapp werden… Während wir am Bahngleis stehen und versuchen die
unzähligen Durchsagen zu verstehen, wundern wir uns schon gar nicht mehr über
die Kühe, die auch hier stehen. Die eine Kuh pisst mitten auf den Bahnsteig.
Was machen die Inder? Sie lachen und verpassen der Kuh einen Tritt. Und wir? Wir
freuen uns, dass wir morgen dieses Land verlassen.

AP



Agra-Tundla-Varanasi

Indien Posted on Mon, August 12, 2013 23:16:34

Tag 77-78 / 30.06.-01.07.2013

Unsere nächste Station: Varanasi. Da wir kein direktes Ticket
von Agra nach Varansi bekommen haben, fahren wir am späten Nachmittag mit einem
Tuk Tuk in das ca. 30 km entfernte Tundla. Die Fahrt läuft wider Erwarten
reibungslos, sodass wir früh dran sind als wir gegen 18 Uhr am Bahnhof in
Tundla ankommen; unser Zug startet um 20.18 Uhr.

Wir setzen uns an einen Taxistand und warten mit Genehmigung
der Taxifahrer dort. Wieso Taxistand? Ganz einfach, der einzige Ort im Umkreis
des Bahnhofs, an dem sich nicht allzu viele Tiere aufhalten und der Gestank nach
Müll, verdorbenem Essen, Urin und anderen menschlichen und tierischen
Ausscheidungen nicht erdrückend ist. Außerdem ist der gesamte Bahnhof von
Menschen überfüllt. Die, die keinen Platz auf einem der wenigen Bänke bekommen
haben, sitzen auf dem Boden – und das sind viele. Schwer zu sagen, ob die
vielen Menschen hier warten oder hier leben.

Nach ca. 30 Minuten kommt ein porter zu uns und meint unser
Zug werde ausfallen. „Ja klar“, denken wir, „mal wieder so ein plumper Trick…“.
Der porter lässt sich von uns aber nicht abwimmeln, ist ziemlich hartnäckig,
sodass wir widerwillig mit ihm zur Anzeigetafel gehen. Und er hat leider Recht.
Hinter unserem Zug steht „CANCELED“. Wir, total genervt, fragen den porter, wie
wir jetzt nach Varansi kommen, schließlich haben wir dort übermorgen eine
Weiterfahrt nach Kolkata, wo wir unseren Flug nach Bangkok bekommen möchten.

Der Ort Tundla ist so klein, dass es hier am Bahnhof keinen
Touristenschalter gibt. Das ist für uns ein Problem, weil die Inder hinter den
„normalen“ Ticketschaltern uns entweder nicht verstehen oder nicht verstehen
wollen. Der porter bringt uns an der
Schlange vorbei durch die Hintertür in das ticket office und hilft beim
Übersetzen. Wir erfahren, dass es keinen Grund gibt, warum unser Zug ausfällt,
es ist einfach so. Es gibt wohl einen Zug um 22.20 Uhr, der ebenfalls nach
Varanasi fährt, aber man könne uns nicht sagen, ob es dort noch zwei freie
Plätze in der zweiten Klasse mit a/c gibt… Außerdem müssten wir erst unser
Ticket umschreiben lassen, falls wir diesen Zug nehmen wollten, dafür müssten
wir zum Ticket Officer. Aha…

Unser porter bringt uns also weiter in das Büro des ticket
officers, das direkt am Bahnsteig ist. Auch hier: der ticket officer kann oder
will kein Wort Englisch können. Er spricht mit dem porter auf Hindi und immer
wieder fangen alle Anwesenden im Raum an zu lachen und schauen uns an. Was ist
hier eigentlich los? Andy und ich fühlen uns verarscht. Andy fragt, was los ist,
wir würden auch gern mitlachen. Der porter übersetzt nach einer Weile, dass der
ticket officer das Ticket nicht umschreiben kann, hierfür müssten wir zum Chief
Ticket Officer. -.- Andy und der porter
verschwinden also für eine Weile ins Büros des Chief Ticket Officers, während
ich mit unserem Gepäck in dem booking office warte. Es sind insgesamt drei Männer und zwei kleine
Mädchen anwesend. Während die Mädchen mich beschämt anlächeln, sprechen die Männer
offensichtlich über mich, schauen immer wieder an mir hoch und wieder runter
und sagen mir ständig, ich solle doch meinen Rucksack abnehmen und mich
hinsetzen. Mein wiederholtes „It´s okay, I´m fine.“ hilft wenig.

Andys Sicht der Dinge: Was geschah im Büro des Chief Ticket
Officers?

Unter anderem wurde eine Ratte gefüttert. Aber das war wohl
eher die Nebenhandlung. Als der porter und ich dort ankamen hat der CTO gerade
telefoniert. Auf seinem Schreibtisch standen 4 Telefone. Eines davon hatte
lediglich eine oder zwei Tasten, eine Art Direktleitung zu irgendjemandem.
Vielleicht dem indischen Präsidenten oder einem Guru? Wie auch immer. Als der
CTO aufhört zu telefonieren, schildert der porter auf Hindi, was unser Problem
ist. Der CTO reagiert wenig interessiert. Als ich ihn auf Englisch anspreche
und frage, wie unsere Optionen aussehen, erklärt er mir, dass es zwei
Möglichkeiten gibt: Entweder wir lassen uns das Geld erstatten und versuchen
ein neues Ticket zu buchen oder er schreibt unser Ticket um und wir warten zwei
Stunden auf einen der nächsten Züge nach Varanasi. Ich frage ihn mehrmals, ob
wir einen Platz im A/C-Abteil zweiter Klasse bekommen. Ich versuche bisschen
psychischen Druck aufzubauen, indem ich sage, dass ich mit meiner Frau reise
und sie Knieprobleme hat – außerdem ist sie schwanger (Scherz smiley). Er sagt, es sei
möglich. Vielleicht aber auch nicht. Mal sehen. Es kommt auf den Schaffner an.
Aber es müsste klappen. Ich versichere mich mehrmals, wie das Ganze ablaufen
soll. Er sagt, der porter wird sich darum kümmern. Ich solle dem porter und dem
Schaffner ein wenig Bakschisch, Schmiergeld, geben. Ich frage nach, wie viel?
Er sagt „ahhh, 200 Ruppies müssten okay sein“. Die Ratte läuft während des
Gesprächs unzählige Male von links nach rechts durch den Raum. Ich bin zwar
erschöpft, aber noch geht es. Ich sage ihm, er solle das Ticket umschreiben und
sage ihm zum Abschied, dass ich hoffe, dass alles so läuft wie er es mir
versichert. Auch, wenn er mir nichts versichert hat. smiley

Der Porter und ich verlassen das Büro und ich hole noch kurz
Geld. Nicht zu viel, damit ich nicht zu viel Schmiergeld geben kann. Als ich
zurück zu Sonia komme, steht sie da und wartet darauf, dass ich ihr erzähle,
was jetzt passiert. Wir gehen in den Warteraum für Frauen der ersten Klasse und
warten auf den Zug. Hier sind zwar keine Männer, die Sonia ständig anstarren,
aber der Geruch nach Pisse ist so stark, dass wir in den Warteraum mit Männern
wechseln. Auch hier im Warteraum hat uns eine Ratte kurz besucht… Es ist
unglaublich warm, ach was heiß! Während wir warten, hoffen wir einfach nur,
dass wir Liegeplätze in der zweiten Klasse bekommen. Denn wenn nicht, haben wir
ein Problem. Die ganze Nacht im Sitzen im unklimatisierten Wagon kommt nicht in
Frage. Und eine Übernachtfahrt in der Sleeper Class kommt auch nicht in Frage.
Das ist die Klasse, für die unbegrenzt viele Tickets verkauft werden, jeder,
der mitfahren will, ist willkommen. Das heißt, im Zweifel nicht nur stehen, sondern
halb aus dem Wagon raushängen, weil es so voll ist. Und das ist kein Scherz.

Gegen 21:30 ist es so weit, unser porter holt uns ab. Wir
gehen zum Gleis, wo wir auf viele Ratten, Obdachlose und wartende Reisende
treffen, wobei Letztere beiden manchmal kaum voneinander zu unterscheiden sind.
Der Zug verspätet sich, sodass wir im Endeffekt mindestens noch 40 Minuten am
Gleis warten. Als der Zug endlich eintrifft, ist die Anspannung groß. Wenn wir
keinen Platz im Zug bekommen, brauchen wir einen Platz zum Schlafen. Ich weiß
nicht, ob wir die Nacht auf diesem Bahnhof verbringen können, egal darüber
machen wir uns Gedanken, wenn wir wirklich müssen. Also erst mal warten, was
der Schaffner sagt. Der Porter diskutiert mit dem Schaffner und es sieht nicht
gut aus. Der Schaffner ignoriert ihn. Wir haben keine Ahnung, was der Porter
ihm sagt. Irgendwann kommt das okay und der Porter zeigt uns unsere Plätze.
Zweite Klasse A/C – sehr gut. Der Porter sagt, der Schaffner bekommt 500
Ruppies. Ich bin zu müde und angestrengt, um wegen 3 Euro zu handeln. Ich sage
okay und gebe ihm die 500. Danach will ich ihm 100 Ruppies für seine Dienste
geben. Er sagt, seine Rate wäre 300 Ruppies. Auch wenn ich erschöpft bin, ist
mir das dann doch zu dreist. Vor allem, weil er nicht die Macht des Schaffners
hat. Er ist weg, sobald der Zug losfährt. Ich gebe ihm 220 Rupies und sage ich
brauche den Rest, weil es mein letztes Geld ist. Er gibt sich mehr oder weniger
zufrieden und wir beziehen unsere Plätze. In dem Abteil sind vier Betten und
die anderen beiden werden von einem deutschen Mann und seiner Tochter belegt.
Als der Zug anfährt, sind wir einfach nur froh und erleichtert, dass wir jetzt
abschalten können. Varanasi, wir kommen!

SP & AP



Agra

Indien Posted on Mon, August 12, 2013 21:53:43

Tag 74-77 / 27.06.-30.06.2013

Wir kommen am frühen Nachmittag am Bahnhof in Agra an. Mit
einem Taxi fahren wir in die Nähe des Taj Mahals und zu einem Hotel, das wir
vorher rausgesucht hatten. Es ist für eine Nacht okay. Das liegt aber eher
daran, dass wir den Preis um mehr als die Hälfte drücken und wir keine große
Lust hatten bei ca. 40° Grad und gefühlter Luftfeuchtigkeit von 90% weiter zu
suchen. Also Rucksäcke im Zimmer abgelegt und auf die Suche nach etwas zu Essen
gemacht.

In der Nähe unseres Hotels ist eine Art Einkaufszentrum. Wir
hoffen auf Essensauswahl. Aber bis auf McDonald´s und ein bis zwei andere Läden
ist das Einkaufszentrum komplett leer. Wir haben keine Ahnung, ob das Center
erst vor kurzem gebaut wurde und die Läden noch nicht vermietet sind oder ob
die Läden bereits vermietet waren und inzwischen verlassen wurden. Denn in den
einzelnen Läden liegt – wie überall auf den Straßen – Müll, Müll, Müll, in
einigen auch Bauschutt. Insgesamt fällt auf, dass Agra kein richtiges
Stadtzentrum hat. Die Stadt besteht aus einigen Straßen, mit einigen
Restaurants vielen Straßenhändlern und unzähligen Hotels. Wir sind verwundert,
dass eine solche Stadt, die jährlich so viele Touristen empfängt, so wenig
bietet, um Touristen dort länger als einen Tag zu halten. Was es dort zu sehen
gibt, den Taj Mahal und das Agra Fort, kann man problemlos an einem Tag
besichtigen.

Nach einer ausgewogenen McDonald´s Mahlzeit klappern wir ein
paar weitere Hotels ab, um zu checken, ob wir für die weitern zwei Nächte, die
wir hier verbringen werden – haben leider kein Zugticket nach Varanasi vorher
bekommen – ein besseres Hotel finden. Finden wir. Auch hier begegnet uns auf
den Straßen das Gleiche wie in Delhi: „Where are you going, sir?“, „Hey madam,
you go wrong way.“ (auch wenn er keinen Schimmer hat, wo wir hingehen möchten), „Taxi?Rikscha?“. Wir gehen schnell zurück ins Hotel. Morgen ist früh aufstehen angesagt und dann Taj Mahal bei Sonnenaufgang anschauen.

Am nächsten Tag stehen wir um 5.15 Uhr auf, verlassen das
Hotel um 5.30 Uhr, um uns eine Rikscha zum Taj Mahal zu besorgen. Als wir das
Hotel verlassen, stellen wir fest, dass die Sonne schon aufgegangen ist (unser
Zimmer hatte kein Fenster nach außen). Määäähhhh… Doof. Wir beschließen
trotzdem zum Taj Mahal zu fahren und vor Ort zu entscheiden, ob wir hinein
gehen oder einen zweiten Versuch am nächsten Tag starten. Wach sind wir eh
schon. Am Taj Mahal angekommen, laufen uns erstmal jede Menge Affen über den
Weg und Kamele laufen uns entgegen. Vor den Eintrittsmauern sind wir schon von
dem beeindruckt, was wir von außen sehen können. Deswegen entscheiden wir uns morgen noch
früher aufzustehen und erneut herzukommen.

Wir nutzen den Vormittag und die noch nicht allzu hohen
Temperaturen und fahren zum Agra Fort. Auch hier gibt es wie in Kathmandu
unterschiedliche Eintrittspreise für Einheimische, Chinesen und die restlichen
Touristen… :/ Ist ja okay, wenn wir als Touristen das Doppelte oder sogar den
dreifachen Preis zahlen, aber das 10-fache?! Frech. Aber auch hier glaubt uns
keiner, dass wir aus China kommen, also zahlen wir den Westler-Preis. Das Agra
Fort, eine Festungs- und Palastanlage, gefällt total richtig gut. Wir haben
eine tolle Sicht auf das Taj Mahal. Die gleiche Aussicht, die der Mogul hatte,
der das Taj Mahal als Grabstätte für seine Lieblingsfrau bauen ließ und anschließend
von seinem Sohn vom Thron gestürzt und hier bis zu seinem Tod eingesperrt
wurde. Nette Familiengeschichte. 🙂

Nach unserem Agra-Fort Besuch fahren wir zurück ins Hotel
und „genießen“ unser kostenloses Frühstück. Die gekochten Eier sind von innen
schon schwarz… Lecker. Frühstück ist also schneller beendet, als wir dachten.
Schnell Sachen aus dem Zimmer holen und im neuen Hotel einchecken, das nur
einen kurzen Fußweg entfernt liegt. Da es in Agra nicht viel mehr zu sehen
gibt, bleiben wir in unserem Zimmer, holen Schlaf nach und genießen die
Klimaanlage. Abends möchten wir in einem Restaurant essen gehen, dass wir uns
auf Tripadvisor raus gesucht hatten. Als wir am Eingang stehen und nach einem
Tisch für zwei Personen fragen, erklären uns die Kellner, dass das Restaurant
geschlossen ist. Wir sind verwundert, weil wir Menschen sehen, die in dem
Restaurant sitzen und essen. Wir fragen also nach. Die Antwort: das Restaurant
ist heute nur für Chinesen geöffnet. Was zur Hölle…?! Wir schauen uns die Gäste
genauer an; tatsächlich nur Chinesen.
Racism eveywhere… Die Kellner geben uns die Adresse von einer weiteren Filiale,
die das Restaurant hat und fahren wir dorthin. Im Endeffekt war das Essen okay,
aber für indische Verhältnisse überteuert. Egal, Hauptsache keine faulen Eier.

Versuch den Taj Mahal bei Sonnenaufgang zu sehen, die
Zweite, beginnt für uns morgens um 4.15 Uhr. Als wir das Hotel verlassen, freuen
wir uns zu sehen, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Also schnell eine
Rikscha besorgen und zum Taj Mahal. Dort angekommen, geht die Sonne bereits
auf. Aber leider sehen wir wenig von dem Farbspiel, in dem das Taj Mahal so
wunderschön aussehen soll, weil es sehr wolkig ist. Lange traurig sind wir
deswegen nicht, der Taj Mahal als solches ist Entschädigung genug. Obwohl
unsere Begeisterungsfähigkeit für Sehenswürdigkeiten deutlich nachgelassen hat,
ist sie hier wieder angekurbelt. Dieses Gebäude ist unglaublich beeindruckend. Selbst
Andy, der seit Tagen über dieses Land flucht, gibt jetzt zu, dass die Reise
nach Indien sich gelohnt hat, nur um das Taj Mahal live sehen zu können. 🙂 Wir können gar nicht
so genau sagen, was so beeindruckend ist. Vielleicht, dass es so hell ist und
deswegen ohne prunkvolles Gold sehr edel wirkt? Vielleicht aber auch, weil es von
allen Seiten gleich aussieht, es ist vollkommen symmetrisch angelegt. Der
einzige Bruch der Symmetrie: im Inneren des Taj Mahals liegen zwei Särge, der
eine liegt genau in der Mitte (der Sarg der verstorbenen Lieblingsfrau des Moguls)
und links daneben liegt ein der Sarg des Moguls, der nach seinem Tod ebenfalls
dort beerdigt wurde. Später lesen wir, dass die verstorbene Frau des Königs ihn
auf dem Sterbebett darum gebeten hatte, für sie ein Grabmal bauen zu lassen,
das die Welt noch nicht gesehen hat. Das hat der König aber mal ernst genommen.

Wir verbringen unglaubliche 4 Stunden auf dem Gelände des
Taj Mahals, schauen einfach nur immer wieder auf dieses Gebäude und machen
einen Haufen (Quatsch)Fotos. Gegen 10 Uhr, als wir wirklich hungrig sind, das
Gelände sich mit immer mehr Indern füllt, die Fotos mit uns machen wollen und
vor allem die Temperaturen wieder drückend werden, fahren wir zurück ins Hotel.
Nach einem ausgiebigen Frühstücksbrunch legen wir uns wieder schlafen. Den Rest
des Tages verbringen wir abgesehen von einem kurzen Spaziergang zum Supermarkt,
im Hotel. Wir sind langsam müde uns mit den anstrengenden Menschen auf der
Straße auseinander zu setzen. 🙂

SP



Delhi

Indien Posted on Mon, August 12, 2013 21:38:51

Tag 71-74/ 24.06.-27.06.2013

Delhi – Indien, was soll ich dazu sagen… Wenn ich nur drei
Worte hätte: Dreck, Gestank und Kühe. Nette Menschen? Nur, wenn sie dir was
verticken wollen. Du fragst nach dem Weg und der „freundliche Inder“ versucht
dich in das Reisebüro seines Cousins zu schicken. Aber ich fange mal von vorne
an.

Erster Abend in Delhi. Wir werden vom Flughafen abgeholt und
in unser Hotel gefahren. Der erste Eindruck: wer in Bangladesch war, den kann
nichts mehr schocken. Es gibt gepflasterte Straßen ganz ohne Schlaglöcher, das
haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen. Autofahrt mal wieder angenehm ohne
ständig aus dem Sitz zu fliegen. J
Als wir am Hotel ankommen, sind wir begeistert. Es ist richtig gut! Dafür haben wir aber auch
viel Zeit in die Suche investiert. Bloomrooms heißt es, falls jemand mit dem
Gedanken spielt nach Delhi zu fahren, können wir das Hotel wärmstens empfehlen.
Der nette Portier a.k.a Kuschelbär, wie Sonia Ihn nennt, besorgt uns
fürsorglich eine Autorickshaw, auch bekannt als Tuk Tuk oder CNG, je nachdem,
wo man gerade ist, und wir fahren zum Connaught Place – die Einkaufsmeile
Delhis. Drei große Kreisverkehre mit einem Park zur Entspannung in der Mitte.
Wir finden schnell etwas zu Essen und der Eindruck bleibt positiv. Wir haben
uns Indien chaotischer und anstrengender vorgestellt. Für den Weg ins Hotel
wollten wir uns auch schnell eine Autorickshaw besorgen, einen guten Preis
kennen wir schon von der Hinfahrt, daher dürfte das nicht so schwer werden.
Plötzlich spricht uns ein Taxifahrer an und sagt er fährt uns auch für den
Autorickshaw Preis. Normalerweise sind Taxis teurer, aber der Kerl scheint
verzweifelt zu sein und sein Taxi sieht auch nicht mehr so frisch aus. Egal,
rein da. Als er mir die Tür öffnet, rieche ich seine Alkoholfahne – das wird
lustig… Kaum sind wir im Taxi fängt er mit dem Smalltalk an.

„Seid ihr ein Paar?“
„Nein, verheiratet – Familie.“
„Oh, habt ihr schon Kinder?“
„Nein.“
„Wollt ihr Spaß haben in Delhi?“
„Delhi ist eine schöne Stadt.“
„Ich kann euch was besorgen, damit werdet ihr Delhi auf jeden Fall genießen.“
„Aha…“
„Wollt ihr was zu rauchen?“
„Nein, wir rauchen nicht.“
„Madam, du willst doch bestimmt, oder?“
„Nein!“
„Ihr werdet Delhi dann richtig genießen!“
„Diggi, wir rauchen kein Gras (…und ganz bestimmt nicht von dir).“
„Okay wir sind da, steigt aus, das ist gleich da vorne.“,
„Nein, ist es nicht.“
„Doch, doch. Wenn ihr nichts kauft, dann steigt mal aus. “

Natürlich hat er auch nicht genug Wechselgeld… 5 Minuten
Fahrt für einen knappen Euro. Mitten auf der Straße rausgelassen. Was für ein Idiot.
Willkommen in Indien. Der erste Eindruck wurde sofort korrigiert. So schnell
wie möglich haben wir uns einen Rickshaw Fahrer für weitere 60 Cent besorgt,
der uns dann ins Hotel gestrampelt hat. Eigentlich hat der Arme sich den Euro
verdient und nicht dieser Affe im Taxi. Zum Glück war es bei dem Taxifahrer nur
so ein kleiner Betrag, sonst hätten wir nicht einfach so nachgegeben.

Tag zwei in Delhi beginnt mit der Suche nach einer
Bushaltestelle für Stadtrundfahrten. Wegen der vielen Warnungen von allen
möglichen Leuten, denen wir gesagt haben, dass wir nach Delhi fahren und der
knappen Zeit, wollen wir auf Nummer sicher gehen und uns die Stadt erst mal von
einem klimatisierten Bus aus anschauen. Wir steigen also in eine Autorickschaw
und sagen, wo wir hinwollen. Der Fahrer macht auf nett, verwickelt uns in ein
Gespräch, fragt wie lange wir schon in Delhi sind, was wir uns anschauen
wollen, warum wir genau an dem Ort, den wir ihm genannt haben, rausgelassen
werden möchten. Unser Fehler: wir antworten wahrheitsgemäß. Er erzählt uns,
dass auf dem Weg zu dem Ort noch eine Touristeninformation liegt, die er uns
empfehlen kann. Er berechnet dafür natürlich keinen Extra-Preis, da es „ganz in
der Nähe“ liegt. Wir merken aber, dass er komplett in die falsche Richtung
fährt. Er lässt uns also an einem Touribüro raus, in dem wir natürlich auch die
Tickets für die Stadtrundfahrt kaufen können… Da er uns direkt vor dem Eingang des auf
keinen Fall offiziellen Touristenbüros heraus lässt, sind wir genötigt hinein
zu gehen. Drinnen werden wir durch zwei Türen in ein winziges „Büro“ geschoben
und auf zwei klapprige Stühle gegenüber von einem nervös wirkendenden Mann
gesetzt. Er erzählt uns, dass die Busse der Stadtrundfahrt, heute nur einen
halben Tag fahren, weil irgendein Feiertag sei, bla bla bla. Als er uns den
Preis für die angeblich letzten Tickets für den Tag nennt, wissen wir, dass er
zu hoch ist. Wir sagen ihm also, dass wir auf die Stadtrundfahrt verzichten
wollen, schließlich lohnt ein halber Tag ja nicht. Dann versucht er uns
irgendwelche Städtetrips anzudrehen. „You have to go to Jaipur. If you don´t
know Jaipur, you don´t know India. Must go there. And what about Agra and
Varanasi? Also beauuuutiful cities.“ Er nervt uns. Wir lassen uns ein paar
Broschüren zeigen und sagen ihm dann, dass wir erst was essen gehen und uns
dann entscheiden. Er begleitet uns vor die Tür und zeigt uns, wo man „gut essen
gehen kann“. Um sicher zu gehen, dass wir nach dem Essen wieder kommen, schickt
er uns einen seiner Kumpels, die vor dem Büro stehen, hinterher. Wir merken
relativ schnell, dass wir verfolgt werden und versuchen ihn loszuwerden. Keine
Chance. Wir laufen ins nächste McDonald´s und bestellen einfach was zu trinken
und einen Burger, um an einem Tisch kurz zu warten. Unser Verfolger steht vor
der Tür und wartet… Irgendwann als er nicht guckt, laufen wir raus. Verfolger
abhängen – die Zweite. Er folgt uns weiter, aber wir schlängeln uns geschickt
durch die Menschenmassen. Dieses Mal werden wir ihn erfolgreich los.

Wir suchen auf eigene Faust und vor allem zu Fuß die
Haltestelle der öffentlichen Stadtrundfahrten. Währenddessen, werden wir immer
wieder angequatscht. „Sir, where you go? I help you, sir. Where you go?“ Wenn
wir höflich antworten, dass wir keine Hilfe brauchen, dann laufen die uns
einfach hinterher und lassen nicht locker. Anstrengend! Das einzige was hilft ist,
ignorieren und einfach weiter gehen. Was
wir in Bangladesch und Nepal nie getan hätten, wenn wir angesprochen wurden,
mussten wir uns hier schnell angewöhnen. Aber nicht nur daran müssen wir uns
gewöhnen. Je länger wir in Delhi sind, desto mehr wird klar, dass unser erster
Eindruck nicht stimmt. Es herrscht mehr Ordnung im Straßenverkehr, als in
Bangladesch – das stimmt! Aber Dhaka hat laut Wikipedia auch einen der
schlimmsten Verkehre der Welt und das können wir unterschreiben. Auf jeden Fall
ist Delhi dreckiger und stinkiger, als das was wir in Bangladesch gesehen
haben. Überall wird uriniert und wir haben auch gesehen, wie ein kleiner Junge
mitten auf dem Connaught Place sein großes Geschäft verrichtet hat. Direkt vor
unserer Nase… Der übliche Müll wie z.B. Verpackungen, leere Dosen oder
Zigarettenstummel fällt uns eigentlich gar nicht mehr auf. Aber Komposthaufen
und Fäkalien zu sehen und vor allem zu riechen, fast egal wo man ist, fällt
schwer auszublenden. Außerdem ist es erschreckend, wie viel Armut in Delhi
herrscht. In einem Land, das wirtschaftlich so aufstrebend ist, scheint es
vielen so egal zu sein, dass Kinder sich in Pfützen die Zähne putzen. Dass Menschen
ganze Siedlungen unter Brücken errichten oder vor der Metro Station ihr „Zuhause“
haben. Es wird über sie gestiegen und das Ticket gezogen. Delhi ist auf jeden Fall
überbevölkert und es fällt uns schwer zu glauben, dass Leute das gleiche Delhi
gesehen haben, wenn sie uns sagen, dass es ihnen gefallen hat.

Wir finden schließlich die Verkaufsstelle der Tickets für
die Stadtrundfahrten. Natürlich fahren die Busse ganz normal, kein Feiertag.
Wir kaufen Tickets, die zwei Tage gültig sind und nehmen uns vor heute eine
komplette Tour mit dem Bus zu fahren und nicht auszusteigen. Wir haben erst mal
genug von „Sir, Sir, where you go?“.

Insgesamt haben wir uns dann von Taxis fern und uns vor
allem an die öffentlichen Verkehrsmittel bzw. städtische Stadtrundfahrt
gehalten. Schön zu sehen war, dass es in der Metro ein eigenes Abteil nur für
Frauen gibt. Obwohl wenn ich so recht überlege, sollte das gar nicht nötig
sein… Dank der Stadtrundfahrt haben wir den Lotus Tempel, die Safdarjung Tomb,
das India Gate und das Parlamentsgebäude genauer angesehen. Im Red Fort haben
wir uns noch eine Lichtshow auf Hindi angeschaut, die englische Version lief zu
spät abends, da wollten wir nicht mehr unterwegs sein. Die Hindi-Show hat uns
aber nicht wirklich überzeugt, sodass wir nach 5 Minuten wieder weg waren. Ziemlich
schön war die Jama Masjid, die größte Moschee Indiens. Doch selbst hier
versuchen die Inder ein Geschäft aus uns zu schlagen. Nach dem Besuch der
Moschee will einer Geld dafür, dass auf unsere Schuhe aufgepasst wurde? Ehm,
nicht mit uns. Wir zahlen nicht und gehen. Nervig!

Auch wenn wir nur einen kurzen Einblick in Delhi bekommen
haben, ist schnell klar geworden, dass dies nicht unsere Stadt ist. Daher sind
wir zur New Delhi Railway Station gegangen, die nur 5 Minuten zu Fuß von
unserem Hotel entfernt liegt, und haben uns Tickets für die Fahrt quer durch
Nord Indien geholt. Zuerst nach Agra, Taj Mahal gucken, dann nach Varanasi, den
Ganges erleben und dann nach Kolkata, den Flughafen kennen wir ja schon, von wo
aus unser Flug raus aus Indien nach Bangkok ging. Zugtickets kaufen ist kein
großes Problem in Delhi. Es gibt einen extra für Touristen eingerichteten
Ticketschalter und wir hatten das Glück einen sehr geduldigen und netten Mann
am Schalter zu haben. Während wir überlegen, trällert er ein Bollywood-Lied vor sich hin. 🙂 Und so konnte es schon einen Tag nach dem Ticketkauf nach
Agra gehen.

AP



Kathmandu II

Nepal Posted on Mon, July 22, 2013 00:40:03

Tag 69-70 / 22.06.-23.06.2013

Nach einer erneuten sieben stündigen Busfahrt kommen wir
gegen 14 Uhr in Kathmandu an. Da wir kein Hotel vorher gebucht hatten, machen
wir uns zunächst auf die Suche nach einem Ort, an dem wir zwei Nächte bis zu
unserer Abreise nach Delhi schlafen können. Wir klappern also zwei/drei Hotels
ab bis wir uns für ein Hotel entscheiden.

An diesem Tag schlendern wir erneut durch die Straßen Thamels auf der Suche nach geeigneten Souvenir(s), die nicht allzu viel Platz in unseren Rücksäcken einnehmen. Abends gehen wir in einem Restaurant essen, in dem wir bereits vor unserem Ausflug nach Pokhara waren, und dass uns gut gefallen hatte. Dieses Mal hatten wir weniger Glück. Das Essen war leider nicht so gut wie beim ersten Besuch, bestellte Getränke, die trotz wiederholter Bestellung nicht kamen und zu guter Letzt eine Kakerlake, die mein Bein hochkrabbelt während wir essen… Also schnell aufgegessen und zurück ins Hotel.

Am Tag darauf fahren wir nach Bhaktapur, eine Stadt in der Nähe von Kathmandu, die berühmt für ihren Durbar Square ist. Begriff “Durbar Square” wird in Nepal allgemein für Plätze vor alten Palästen benutzt. Oft stehen dort einige Tempel. Der Eintritt in den Durbar Square in Bhaktapur hat uns ca. 15 USD gekostet, was für Nepal wirklich viel Geld ist. Wären wir Chinesen oder Inder hätte uns der Eintritt weniger gekostet. Nachdem wir uns kurz ärgern, dass man uns nicht glaubt, dass wir chinese residents sind, starten wir unseren Rundgang durch den Durbar Square. Im Prinzip ist es ein schöner Ort, den man sich anschauen kann, aber wir merken, dass wir langsam unsere Aufnahmefähigkeit für Sehenswürdigkeiten verlieren… Statt “wow, was für ein toller Tempel” klingen wir eher nach “oh… noch ein Tempel… aha, nett”.

Anschließend lassen wir uns zum Durbar Square in Kathmandu fahren. Wir wollen sicher gehen nichts “verpasst” zu haben und uns anschauen, ob der Durbar Square dort anders aussieht. Da er von außen ähnlich aussah wie der, in Bhaktapur und wir uns einig sind, dass 15 USD pro Person für Tempel, die uns nicht wirklich umhauen für einen Tag genug sind, beschließen wir ein wenig durch die nahe liegenden Märkte Kathmandus zurück zu unserem Hotel zu laufen.

Abends gehen wir essenstechnisch auf Nummer sicher und gehen in unser Lieblingsrestaurant. Da in unserem Hotel mal wieder ein Stromausfall ist, verbringen wir den Rest des Abends in dem Restaurant, zapfen das Wifi an und treffen letzte Vorbereitungen für unseren Aufenthalt in Indien. Andy war eigentlich nie begeistert nach Indien zu fahren. Das lag nicht unbedingt an den letzten negativen Berichterstattungen aus Indien, sondern eher daran, dass uns sämtliche Menschen, die wir auf der Reise kennen gelernt haben, inklusive Inder, gewarnt haben. Wir sollen bitte sehr vorsichtig sein und auf uns aufpassen. Das führte dazu, dass wir sehr viel übers Reisen in Indien im Internet gelesen haben, was allerdings dazu führte, dass wir beide ein mulmiges Gefühl hatten nach Indien zu fliegen. Ich möchte mir aber unbedingt ein eigenes Bild von Indien machen. Selbst entdecken, ob es wirklich so anstrengend ist, dort zu reisen. Schließlich gibt es einige Leute die total begeistert von diesem Land sind. Was ist es, was dieses Land einige Leute so fasziniert und andere wiederum so unglaublich anstrengt? Ich bin gespannt…

SP



Pokhara

Nepal Posted on Mon, July 22, 2013 00:09:56

Tag 61-68 / 14.06.-21.06.2013

Pokhara. Was soll ich über Pokhara sagen? Die Fahrt dorthin
kostet 600-700 Nepalesische Rupien (ca. 6-7 Euro) und kann mit folgenden Worten
beschrieben werden: Hopalla hopalla hopalla hops, hopalla hopalla hopalla
hopsasa, hops hops! Genau, viele fiese Straßen mit Löchern und Schotterpisten
mit großen Mulden. Da wird man öfter mal aus dem Sitz gerissen und in die Luft
geschleudert und das ist nicht übertrieben. Nach 6 bis 7 Stunden hat man die
250 Kilometer hinter sich und freut sich da zu sein. Vor allem weil das Wetter
an dem Tag blendend war. Wunderschöner Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

Pokhara liegt am Phewa See und ist ein Touristen Ort, in dem
viele ihre Trekking Touren in die Annapurna Region starten. Aber nicht nur
Trekking sondern auch Paragliden, Motorradfahren, Rudern auf dem See und mehr
sind in Pokhara möglich. Wir haben uns für eine fünftägige Trekking Tour zum
Poon Hill entschieden, die zwei Tage nach unserer Ankunft losging. Unseren
Guide haben wir einen Tag vorher kennengelernt und mit ihm die Details
besprochen. Das Wetter ist schon langsam um geschwungen, aber wir waren noch
guter Hoffnung, dass es wieder besser wird. Wir kauften uns noch einen
Tagesrucksack und haben die Tour am nächsten Morgen um 7 Uhr begonnen. Mit dem
Taxi sind wir 45 Minuten bis zu unserem Startpunkt gefahren. Und begleitet hat
uns der Regen. Unser Guide hat sich noch schnell einen Regenschirm gekauft, was
uns schon ein wenig stutzig gemacht hat. Sollten wir das auch tun? Ach, wir
haben doch gute Regenjacken, das passt schon. Nach ca. 1 Stunden haben wir eine
erste kurze Teepause gemacht. Kaum ein wenig getrocknet ging es wieder in den
Regen. Weitere 2 Stunden und unzählige Regentropfen später haben wir dann zu
Mittag gegessen. Eine Stunde Pause und der Regen wird nicht müde. Also wieder
ein wenig getrocknet und weiter ging es. Nach ca. 1,5 Stunden ist unsere
Motivation ziemlich weit unten und der Regen wird immer stärker, bis auch
unsere Jacken nicht mehr dicht halten wollen. Daher nehmen wir den Stopp, den
unser Guide uns vorschlägt gerne an. Die Lodge an der wir halten, hat den
schönen Namen „See You Lodge“ – passt doch. smiley Schnell wird uns klar, dass der Regen heute nicht mehr aufhört, daher
entschließen wir uns dort zu bleiben. Wir legen uns auf unsere Betten und
genießen ein wenig Mittagsschlaf. Wir wachen spät nachmittags auf und bevor wir
aus dem Fenster sehen können, wissen wir schon, dass es immer noch regnet. Die
dicken Regentropfen plätschern weiterhin aufs Dach. Beim Abendessen sagen wir
unserem Guide, dass wir überlegen am nächsten Morgen umzukehren, wenn keinerlei
Besserung in Sicht ist. Schließlich wollen wir Trekken, weil es angenehm ist
und nicht, um irgendein persönliches Ziel zu erreichen. Genießen fällt schwer,
wenn man ständig auf den Boden guckt, weil der Regen einem in die Augen
plätschert. Außerdem bezweifeln wir, dass unsere Sachen über Nacht trocknen.
Und selbst wenn… nach spätestens einer Stunde ist alles wieder nass –
Regenjacke hin oder her. Die ganze Zeit in nasser Kleidung rumlaufen ist keine
gute Vorbereitung für unseren Aufenthalt in Delhi. Krank werden ist an anderen
Orten auf jeden Fall angenehmer, das wissen wir schon in Nepal.

Zu jedem Zeitpunkt an dem ich meine Augen offen hatte, hat
es geregnet. In der Nacht gab es leichte Gewitter und auch am nächsten Morgen
wurde es nicht besser. Daher haben wir uns dazu entschlossen den Weg zurück zu
bestreiten und uns lieber ein paar schöne Tage in Pokhara zu machen, wo wir in
warmen, kuscheligen Cafés und Restaurants bei sehr gutem Essen entspannen
können. Und sollte das Wetter tatsächlich noch gut werden, können wir auf den
See oder einen Tagesausflug machen. Das waren unsere Gedanken. Der Weg zurück
war selbstverständlich wieder durch den Regen geprägt und ohne jegliche Pausen
haben wir ihn in gut 2,5 Stunden bewältigt. Unser Fahrer hat schon auf uns
gewartet und die Vorfreude auf trockene Kleidung war groß.

Wir haben Recht behalten und unsere Entscheidung war die
Richtige. Wir hatten die nächsten Tage Regen und das nicht zu knapp. Die
Regenfälle haben Teile Nepals und Indiens so stark überflutet, dass viele
Dörfer weggespült wurden. Erstaunlicherweise war davon nur sehr wenig in den
deutschen Medien zu lesen. In den meisten Online Zeitungen sogar nichts. Dabei
haben mehrere tausend Menschen ihr zu Hause verloren und einige auch ihr Leben.
Auch in Deutschland waren zu der Zeit die Wasserspiegel gestiegen und daher
haben die deutschen Zeitungen sich eher auf überflutete Keller und
Versicherungsansprüche konzentriert.

Auch wenn unsere Trekking Tour nicht so geklappt hat, wie
wir uns das vorgestellt haben, hatten wir eine gute Zeit in Pokhara. Am
vorletzten Tag hatten wir nochmal richtig gutes Wetter und haben uns ein
Motorrad gemietet. Damit ging es dann die steilen Serpentinen hoch, um an einen
ca. 30 Minuten entfernten Aussichtspunkt zu kommen. Die letzten 1,5 Kilometer
haben wir jedoch zu Fuß absolviert. Am Sarangkot Aussichtspunkt angekommen,
haben die Wolken zwar die Berge bedeckt, dennoch war es eine wunderbare
Aussicht. Dass dort wirklich Berge hinter den Wolken sind, haben wir ab und zu
von unserer Hotelterrasse gesehen. Die Gipfel aus den Wolken ragen zu sehen,
ist schon beeindruckend. Nepal, das Dach der Welt!

Am letzten Tag haben wir nochmal mit dem Gedanken gespielt
Paragliding auszuprobieren, haben uns jedoch dagegen entschieden. Das machen
wir das nächste Mal in Pokhara. Im Nachhinein war das Wetter auch nicht
geeignet, um es zu machen. Am letzten Abend wurden wir von dem stärksten
Gewitter verabschiedet, das ich je erlebt habe. Blitze und Donner
durchschnittlich im 30 Sekunden Takt. Einige der Donner klangen so, als wäre
der Blitz nur wenige Meter von uns eingeschlagen. Keine halbe Sekunde verging
zwischen Blitz und Donner. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das wir uns von
unserem Hotelflur angesehen haben.

Unser Fazit: Pokhara wir kommen wieder und dann geht es zum
Poon Hill und das Paragliding nehmen wir dann auch mit. Am liebsten mit unseren
Freunden. Wer ist dabei? smiley

AP



Kathmandu

Nepal Posted on Mon, July 22, 2013 00:06:38

Tag 57-60 / 10.06.-13.06.2013

Wir fliegen mit der vertrauenerweckenden Biman Airline von Dhaka nach Nepal, landen pünktlich gegen 11.10 Uhr und sicher in
Kathmandu. Der Pick-Up-Service unseres Hotels steht schon bereit. In dem Auto
sitzen zwei Männer – der Fahrer und ein weiterer, der sich nicht vorstellt, von
dem wir zunächst ausgehen, dass er der Hotelmitarbeiter ist, mit dem wir
gemailt hatten. Er ist sehr nett, verwickelt uns in ein Gespräch und langsam
merken wir, dass er gar kein Hotelmitarbeiter ist, sondern ein Mitarbeiter einer tourist agency. Ehe wir uns versehen, sind wir für den nächsten Morgen in unserer
Hotel Lobby mit ihm verabredet; er möchte uns gern ein Angebot für eine
Trekkingtour machen. :/

Auf der Fahrt zu unserem Hotel stellen wir fest, dass es hier
ähnlich zu Bangladesch ist. Auch hier fahren Autos, Rikschas, Motorräder völlig
durcheinander. Hupen im Sekundentakt. Das Hupen ist hier kein Warnsignal,
sondern eher eine Info: „Vorsicht, jetzt komme ich.“ Bei einer Bremsung, kann unser
Fahrer nicht rechtzeitig ausweichen und fährt einen Motorradfahrer an. Der
schaut nur kurz hinten auf sein Motorrad, ob alles in Ordnung ist und fährt
dann einfach weiter. So läuft das hier. smiley Trotzdem sind wir uns einig, mit dem Verkehrsaufkommen in Dhaka kann es
Kathmandu nicht aufnehmen. Dafür geht es
zu schnell voran und ist zu geordnet, es ist eher „Dhaka light“.

Das Auswärtige Amt empfiehlt Ausländern sich aus
Sicherheitsgründen eine Unterkunft in Thamel, dem Touristenstadtteil
Kathmandus, zu suchen. Wir gehen dieser Empfehlung nach. Für 16 USD schlafen wir in einem Hotel in
einem Doppelzimmer mit eigenem Bad. In Singapur haben wir mehr als das pro
Person gezahlt – für ein 12-Bett-Zimmer. Thamel ist komplett auf Touristen
ausgerichtet. Es gibt nebeneinander, eng an eng, unzählige Hotels, Restaurants,
Bars, Cafés, Reisebüros, Kioske und kleine Läden, in denen (handgemachte)
Souvenirs, Trekkingsachen, Kleidung usw. gekauft werden können.

Unseren ersten Tag in Kathmandu verbringen wir nach einem
kurzen Rundgang in Thamel hauptsächlich im Hotelzimmer. Wir erholen uns von den
krassen Temperaturen in Bangladesch; wir fühlen uns beide nicht sonderlich fit,
sind müde und haben Magenbeschwerden. 🙁 Wir nutzen die Zeit, um zu planen, wie wir unsere zwei Wochen in Nepal
verbringen möchten. Wir entscheiden uns
für eine 5-tägige Trekkingtour im Annapurna Himalaya. Die Tour soll in Pokhara
starten, einer Stadt, ca. 200 km von Kathmandu entfernt.

Am nächsten Morgen empfängt uns der komische Mensch vom
Vortag, wie verabredet, in unserer Hotellounge. Wir erzählen ihm, für was wir
uns entschieden haben und er versichert uns ein gutes Angebot zu machen. Wir
begleiten ihn in sein Büro. Ein kleiner
schäbiger Raum, in dem ein abgelaufenes Zertifikat an der Wand hängt. Hmmm… Der
Typ und ein weiterer Kollege versuchen so krampfhaft nett zu sein und uns einen
„good price including all service“ zu machen, dass es schon unangenehm ist. Sie
machen uns ein Angebot, dass uns teuer vorkommt. Wir wollen uns
Alternativangebote einholen und sagen dem Typen, dass wir frühstücken gehen
werden und uns dann entscheiden. Da er natürlich einen guten Ort zum
Frühstücken kennt, kommt er mit uns. -.- Während des Frühstücks versucht er Vertrauen
aufzubauen, in dem er viele Fragen über uns stellt und krampfhaft freundlich
lächelt. Immer wieder sagt er so etwas wie „I like you guys, you are so nice. I
even told my wife yesterday about you. You look so happy together“. Es geht so
weit, dass er uns zu sich nach Hause zum Abendessen einlädt. Er habe eine
kleine Tochter, das wäre bestimmt eine nette Runde. Es ist schwer zu sagen, ob
er wirklich einfach nur nett ist oder nur so tut… Zwischendurch geht er immer
wieder mit seinem Preis für die Trekkingtour runter. Er scheint wirklich
verzweifelt zu sein und will unbedingt diesen Deal mit uns machen. Als er uns
irgendwann fragt, ob unsere Ringe aus Weißgold sind, steht fest: egal, ob er
nett ist oder nicht, er ist ein Freak. Wir wimmeln ihn nach dem Frühstück ab
und sagen ihm, dass wir uns abends entscheiden und ihm eine Antwort geben.

Den restlichen Vormittag und Mittag verbringen wir damit in
Thamel uns Gegenangebote einzuholen. Wir stellen fest, dass das Angebot, das
uns von dem Komischen gemacht wurde, gar nicht schlecht ist. Dennoch wollen wir
es nicht annehmen. Er ist komisch und Komische bekommen kein Geld von uns. Zurück
im Hotel legen wir uns hin, wir sind immer noch nicht ganz fit. Am späten
Nachmittag klingelt das Telefon in unserem Zimmer. Wir sind uns sicher, wer das
ist und gehen nicht ran. Kurz danach klopft es an unserer Tür. Dass der Freak
weiß, wo wir wohnen, macht die Sache nicht angenehmer. Wir sind genervt von ihm
und davon, dass er uns nicht in Ruhe lässt. Wir beschließen in sein Büro zu
gehen und ihm endgültig abzusagen. Beschlossen, getan.

In den nächsten zwei Tagen kümmern wir uns allein um unsere
Busfahrt nach Pokhara, um ein Hotel und unsere Trekkingtour dort. Manchmal ist
das nicht ganz einfach, Stromausfälle gibt es mehrmals täglich. Und ohne Strom,
kein WLAN. Aber selbst mit Strom, ist das Internet seeeeeehr langsam. Wir
brauchen viel Geduld, weichen teilweise auch auf Cafés in Thamel aus um das
WLAN dort zu nutzen.

Wenn wir in Thamel herumlaufen, werden wir oft angesprochen
und mit „namaste“ begrüßt. Die Menschen sind sehr freundlich. Einige aber nur,
bis sie merken, dass du nichts kaufen möchtest. 🙂 Da zurzeit keine Saison ist, sind die Straßen relativ leer und man kann mit den
Verkäufern gute Preise aushandeln. Denn wenn sie es uns nicht verkaufen, haben
sie nicht mehr so viele Kunden zur Auswahl. 🙂 Das macht es für uns angenehm.
Besonders häufig, egal zu welcher Tageszeit, hört man hier auf den Straßen auch ein
geflüstertes „Smoke? Smoke?“. Etwas weniger offensichtlicher gibt es auch die Tarnung:
„Sir, you need a taxi?“. Auf die Antwort
„No, thank you.“, folgt dann ein „Smoke?“.

An einem Nachmittag beschließen wir uns Kathmandu auch
außerhalb von Thamel anzuschauen. Schließlich wollen wir auch Nepalis in ihrem
richtigen Umfeld sehen und nicht nur die Touristengegend. Wir laufen durch die
Straßen, landen auf einem riesigen Markt, gehen an einigen Tempeln vorbei. Die
Stadt ist nicht sehr groß, so viel zu schauen gibt es nicht. Was uns allerdings
auffällt, ist, dass es hier auch reichlich Obdachlose und Bettler gibt, ähnlich
wie in Bangladesch. Sie fragen gezielt nach Geld. Wenn wir ihnen Essen oder
Getränke anbieten, lehnen sie ab; sie
möchten nur Geld. Schade, denn das verteilen wir nicht. Besonders traurig ist
es, wenn uns Kleinkinder, bis auf eine Unterhose völlig unbekleidet, anbetteln
und sie immer wieder einen rückversichernden Blick auf ihre Eltern werfen, die
meist wenig entfernt auf der anderen Straßenseite stehen. Auch sie nehmen kein Essen an, sondern nehmen
nur „money“. Sie können kaum sprechen, aber das eine Wort kennen sie, auch auf
Englisch.

Nach vier Tagen Kathmandu, in denen wir vor allem die
angenehmen Temperaturen unter 30° Grad genossen haben, starten wir am
14.06.2013 um 7 Uhr morgens (uff…) unsere Busfahrt nach Pokhara.

SP



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