Tag 57-60 / 10.06.-13.06.2013

Wir fliegen mit der vertrauenerweckenden Biman Airline von Dhaka nach Nepal, landen pünktlich gegen 11.10 Uhr und sicher in
Kathmandu. Der Pick-Up-Service unseres Hotels steht schon bereit. In dem Auto
sitzen zwei Männer – der Fahrer und ein weiterer, der sich nicht vorstellt, von
dem wir zunächst ausgehen, dass er der Hotelmitarbeiter ist, mit dem wir
gemailt hatten. Er ist sehr nett, verwickelt uns in ein Gespräch und langsam
merken wir, dass er gar kein Hotelmitarbeiter ist, sondern ein Mitarbeiter einer tourist agency. Ehe wir uns versehen, sind wir für den nächsten Morgen in unserer
Hotel Lobby mit ihm verabredet; er möchte uns gern ein Angebot für eine
Trekkingtour machen. :/

Auf der Fahrt zu unserem Hotel stellen wir fest, dass es hier
ähnlich zu Bangladesch ist. Auch hier fahren Autos, Rikschas, Motorräder völlig
durcheinander. Hupen im Sekundentakt. Das Hupen ist hier kein Warnsignal,
sondern eher eine Info: „Vorsicht, jetzt komme ich.“ Bei einer Bremsung, kann unser
Fahrer nicht rechtzeitig ausweichen und fährt einen Motorradfahrer an. Der
schaut nur kurz hinten auf sein Motorrad, ob alles in Ordnung ist und fährt
dann einfach weiter. So läuft das hier. smiley Trotzdem sind wir uns einig, mit dem Verkehrsaufkommen in Dhaka kann es
Kathmandu nicht aufnehmen. Dafür geht es
zu schnell voran und ist zu geordnet, es ist eher „Dhaka light“.

Das Auswärtige Amt empfiehlt Ausländern sich aus
Sicherheitsgründen eine Unterkunft in Thamel, dem Touristenstadtteil
Kathmandus, zu suchen. Wir gehen dieser Empfehlung nach. Für 16 USD schlafen wir in einem Hotel in
einem Doppelzimmer mit eigenem Bad. In Singapur haben wir mehr als das pro
Person gezahlt – für ein 12-Bett-Zimmer. Thamel ist komplett auf Touristen
ausgerichtet. Es gibt nebeneinander, eng an eng, unzählige Hotels, Restaurants,
Bars, Cafés, Reisebüros, Kioske und kleine Läden, in denen (handgemachte)
Souvenirs, Trekkingsachen, Kleidung usw. gekauft werden können.

Unseren ersten Tag in Kathmandu verbringen wir nach einem
kurzen Rundgang in Thamel hauptsächlich im Hotelzimmer. Wir erholen uns von den
krassen Temperaturen in Bangladesch; wir fühlen uns beide nicht sonderlich fit,
sind müde und haben Magenbeschwerden. 🙁 Wir nutzen die Zeit, um zu planen, wie wir unsere zwei Wochen in Nepal
verbringen möchten. Wir entscheiden uns
für eine 5-tägige Trekkingtour im Annapurna Himalaya. Die Tour soll in Pokhara
starten, einer Stadt, ca. 200 km von Kathmandu entfernt.

Am nächsten Morgen empfängt uns der komische Mensch vom
Vortag, wie verabredet, in unserer Hotellounge. Wir erzählen ihm, für was wir
uns entschieden haben und er versichert uns ein gutes Angebot zu machen. Wir
begleiten ihn in sein Büro. Ein kleiner
schäbiger Raum, in dem ein abgelaufenes Zertifikat an der Wand hängt. Hmmm… Der
Typ und ein weiterer Kollege versuchen so krampfhaft nett zu sein und uns einen
„good price including all service“ zu machen, dass es schon unangenehm ist. Sie
machen uns ein Angebot, dass uns teuer vorkommt. Wir wollen uns
Alternativangebote einholen und sagen dem Typen, dass wir frühstücken gehen
werden und uns dann entscheiden. Da er natürlich einen guten Ort zum
Frühstücken kennt, kommt er mit uns. -.- Während des Frühstücks versucht er Vertrauen
aufzubauen, in dem er viele Fragen über uns stellt und krampfhaft freundlich
lächelt. Immer wieder sagt er so etwas wie „I like you guys, you are so nice. I
even told my wife yesterday about you. You look so happy together“. Es geht so
weit, dass er uns zu sich nach Hause zum Abendessen einlädt. Er habe eine
kleine Tochter, das wäre bestimmt eine nette Runde. Es ist schwer zu sagen, ob
er wirklich einfach nur nett ist oder nur so tut… Zwischendurch geht er immer
wieder mit seinem Preis für die Trekkingtour runter. Er scheint wirklich
verzweifelt zu sein und will unbedingt diesen Deal mit uns machen. Als er uns
irgendwann fragt, ob unsere Ringe aus Weißgold sind, steht fest: egal, ob er
nett ist oder nicht, er ist ein Freak. Wir wimmeln ihn nach dem Frühstück ab
und sagen ihm, dass wir uns abends entscheiden und ihm eine Antwort geben.

Den restlichen Vormittag und Mittag verbringen wir damit in
Thamel uns Gegenangebote einzuholen. Wir stellen fest, dass das Angebot, das
uns von dem Komischen gemacht wurde, gar nicht schlecht ist. Dennoch wollen wir
es nicht annehmen. Er ist komisch und Komische bekommen kein Geld von uns. Zurück
im Hotel legen wir uns hin, wir sind immer noch nicht ganz fit. Am späten
Nachmittag klingelt das Telefon in unserem Zimmer. Wir sind uns sicher, wer das
ist und gehen nicht ran. Kurz danach klopft es an unserer Tür. Dass der Freak
weiß, wo wir wohnen, macht die Sache nicht angenehmer. Wir sind genervt von ihm
und davon, dass er uns nicht in Ruhe lässt. Wir beschließen in sein Büro zu
gehen und ihm endgültig abzusagen. Beschlossen, getan.

In den nächsten zwei Tagen kümmern wir uns allein um unsere
Busfahrt nach Pokhara, um ein Hotel und unsere Trekkingtour dort. Manchmal ist
das nicht ganz einfach, Stromausfälle gibt es mehrmals täglich. Und ohne Strom,
kein WLAN. Aber selbst mit Strom, ist das Internet seeeeeehr langsam. Wir
brauchen viel Geduld, weichen teilweise auch auf Cafés in Thamel aus um das
WLAN dort zu nutzen.

Wenn wir in Thamel herumlaufen, werden wir oft angesprochen
und mit „namaste“ begrüßt. Die Menschen sind sehr freundlich. Einige aber nur,
bis sie merken, dass du nichts kaufen möchtest. 🙂 Da zurzeit keine Saison ist, sind die Straßen relativ leer und man kann mit den
Verkäufern gute Preise aushandeln. Denn wenn sie es uns nicht verkaufen, haben
sie nicht mehr so viele Kunden zur Auswahl. 🙂 Das macht es für uns angenehm.
Besonders häufig, egal zu welcher Tageszeit, hört man hier auf den Straßen auch ein
geflüstertes „Smoke? Smoke?“. Etwas weniger offensichtlicher gibt es auch die Tarnung:
„Sir, you need a taxi?“. Auf die Antwort
„No, thank you.“, folgt dann ein „Smoke?“.

An einem Nachmittag beschließen wir uns Kathmandu auch
außerhalb von Thamel anzuschauen. Schließlich wollen wir auch Nepalis in ihrem
richtigen Umfeld sehen und nicht nur die Touristengegend. Wir laufen durch die
Straßen, landen auf einem riesigen Markt, gehen an einigen Tempeln vorbei. Die
Stadt ist nicht sehr groß, so viel zu schauen gibt es nicht. Was uns allerdings
auffällt, ist, dass es hier auch reichlich Obdachlose und Bettler gibt, ähnlich
wie in Bangladesch. Sie fragen gezielt nach Geld. Wenn wir ihnen Essen oder
Getränke anbieten, lehnen sie ab; sie
möchten nur Geld. Schade, denn das verteilen wir nicht. Besonders traurig ist
es, wenn uns Kleinkinder, bis auf eine Unterhose völlig unbekleidet, anbetteln
und sie immer wieder einen rückversichernden Blick auf ihre Eltern werfen, die
meist wenig entfernt auf der anderen Straßenseite stehen. Auch sie nehmen kein Essen an, sondern nehmen
nur „money“. Sie können kaum sprechen, aber das eine Wort kennen sie, auch auf
Englisch.

Nach vier Tagen Kathmandu, in denen wir vor allem die
angenehmen Temperaturen unter 30° Grad genossen haben, starten wir am
14.06.2013 um 7 Uhr morgens (uff…) unsere Busfahrt nach Pokhara.

SP