Tag 74-77 / 27.06.-30.06.2013

Wir kommen am frühen Nachmittag am Bahnhof in Agra an. Mit
einem Taxi fahren wir in die Nähe des Taj Mahals und zu einem Hotel, das wir
vorher rausgesucht hatten. Es ist für eine Nacht okay. Das liegt aber eher
daran, dass wir den Preis um mehr als die Hälfte drücken und wir keine große
Lust hatten bei ca. 40° Grad und gefühlter Luftfeuchtigkeit von 90% weiter zu
suchen. Also Rucksäcke im Zimmer abgelegt und auf die Suche nach etwas zu Essen
gemacht.

In der Nähe unseres Hotels ist eine Art Einkaufszentrum. Wir
hoffen auf Essensauswahl. Aber bis auf McDonald´s und ein bis zwei andere Läden
ist das Einkaufszentrum komplett leer. Wir haben keine Ahnung, ob das Center
erst vor kurzem gebaut wurde und die Läden noch nicht vermietet sind oder ob
die Läden bereits vermietet waren und inzwischen verlassen wurden. Denn in den
einzelnen Läden liegt – wie überall auf den Straßen – Müll, Müll, Müll, in
einigen auch Bauschutt. Insgesamt fällt auf, dass Agra kein richtiges
Stadtzentrum hat. Die Stadt besteht aus einigen Straßen, mit einigen
Restaurants vielen Straßenhändlern und unzähligen Hotels. Wir sind verwundert,
dass eine solche Stadt, die jährlich so viele Touristen empfängt, so wenig
bietet, um Touristen dort länger als einen Tag zu halten. Was es dort zu sehen
gibt, den Taj Mahal und das Agra Fort, kann man problemlos an einem Tag
besichtigen.

Nach einer ausgewogenen McDonald´s Mahlzeit klappern wir ein
paar weitere Hotels ab, um zu checken, ob wir für die weitern zwei Nächte, die
wir hier verbringen werden – haben leider kein Zugticket nach Varanasi vorher
bekommen – ein besseres Hotel finden. Finden wir. Auch hier begegnet uns auf
den Straßen das Gleiche wie in Delhi: „Where are you going, sir?“, „Hey madam,
you go wrong way.“ (auch wenn er keinen Schimmer hat, wo wir hingehen möchten), „Taxi?Rikscha?“. Wir gehen schnell zurück ins Hotel. Morgen ist früh aufstehen angesagt und dann Taj Mahal bei Sonnenaufgang anschauen.

Am nächsten Tag stehen wir um 5.15 Uhr auf, verlassen das
Hotel um 5.30 Uhr, um uns eine Rikscha zum Taj Mahal zu besorgen. Als wir das
Hotel verlassen, stellen wir fest, dass die Sonne schon aufgegangen ist (unser
Zimmer hatte kein Fenster nach außen). Määäähhhh… Doof. Wir beschließen
trotzdem zum Taj Mahal zu fahren und vor Ort zu entscheiden, ob wir hinein
gehen oder einen zweiten Versuch am nächsten Tag starten. Wach sind wir eh
schon. Am Taj Mahal angekommen, laufen uns erstmal jede Menge Affen über den
Weg und Kamele laufen uns entgegen. Vor den Eintrittsmauern sind wir schon von
dem beeindruckt, was wir von außen sehen können. Deswegen entscheiden wir uns morgen noch
früher aufzustehen und erneut herzukommen.

Wir nutzen den Vormittag und die noch nicht allzu hohen
Temperaturen und fahren zum Agra Fort. Auch hier gibt es wie in Kathmandu
unterschiedliche Eintrittspreise für Einheimische, Chinesen und die restlichen
Touristen… :/ Ist ja okay, wenn wir als Touristen das Doppelte oder sogar den
dreifachen Preis zahlen, aber das 10-fache?! Frech. Aber auch hier glaubt uns
keiner, dass wir aus China kommen, also zahlen wir den Westler-Preis. Das Agra
Fort, eine Festungs- und Palastanlage, gefällt total richtig gut. Wir haben
eine tolle Sicht auf das Taj Mahal. Die gleiche Aussicht, die der Mogul hatte,
der das Taj Mahal als Grabstätte für seine Lieblingsfrau bauen ließ und anschließend
von seinem Sohn vom Thron gestürzt und hier bis zu seinem Tod eingesperrt
wurde. Nette Familiengeschichte. 🙂

Nach unserem Agra-Fort Besuch fahren wir zurück ins Hotel
und „genießen“ unser kostenloses Frühstück. Die gekochten Eier sind von innen
schon schwarz… Lecker. Frühstück ist also schneller beendet, als wir dachten.
Schnell Sachen aus dem Zimmer holen und im neuen Hotel einchecken, das nur
einen kurzen Fußweg entfernt liegt. Da es in Agra nicht viel mehr zu sehen
gibt, bleiben wir in unserem Zimmer, holen Schlaf nach und genießen die
Klimaanlage. Abends möchten wir in einem Restaurant essen gehen, dass wir uns
auf Tripadvisor raus gesucht hatten. Als wir am Eingang stehen und nach einem
Tisch für zwei Personen fragen, erklären uns die Kellner, dass das Restaurant
geschlossen ist. Wir sind verwundert, weil wir Menschen sehen, die in dem
Restaurant sitzen und essen. Wir fragen also nach. Die Antwort: das Restaurant
ist heute nur für Chinesen geöffnet. Was zur Hölle…?! Wir schauen uns die Gäste
genauer an; tatsächlich nur Chinesen.
Racism eveywhere… Die Kellner geben uns die Adresse von einer weiteren Filiale,
die das Restaurant hat und fahren wir dorthin. Im Endeffekt war das Essen okay,
aber für indische Verhältnisse überteuert. Egal, Hauptsache keine faulen Eier.

Versuch den Taj Mahal bei Sonnenaufgang zu sehen, die
Zweite, beginnt für uns morgens um 4.15 Uhr. Als wir das Hotel verlassen, freuen
wir uns zu sehen, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Also schnell eine
Rikscha besorgen und zum Taj Mahal. Dort angekommen, geht die Sonne bereits
auf. Aber leider sehen wir wenig von dem Farbspiel, in dem das Taj Mahal so
wunderschön aussehen soll, weil es sehr wolkig ist. Lange traurig sind wir
deswegen nicht, der Taj Mahal als solches ist Entschädigung genug. Obwohl
unsere Begeisterungsfähigkeit für Sehenswürdigkeiten deutlich nachgelassen hat,
ist sie hier wieder angekurbelt. Dieses Gebäude ist unglaublich beeindruckend. Selbst
Andy, der seit Tagen über dieses Land flucht, gibt jetzt zu, dass die Reise
nach Indien sich gelohnt hat, nur um das Taj Mahal live sehen zu können. 🙂 Wir können gar nicht
so genau sagen, was so beeindruckend ist. Vielleicht, dass es so hell ist und
deswegen ohne prunkvolles Gold sehr edel wirkt? Vielleicht aber auch, weil es von
allen Seiten gleich aussieht, es ist vollkommen symmetrisch angelegt. Der
einzige Bruch der Symmetrie: im Inneren des Taj Mahals liegen zwei Särge, der
eine liegt genau in der Mitte (der Sarg der verstorbenen Lieblingsfrau des Moguls)
und links daneben liegt ein der Sarg des Moguls, der nach seinem Tod ebenfalls
dort beerdigt wurde. Später lesen wir, dass die verstorbene Frau des Königs ihn
auf dem Sterbebett darum gebeten hatte, für sie ein Grabmal bauen zu lassen,
das die Welt noch nicht gesehen hat. Das hat der König aber mal ernst genommen.

Wir verbringen unglaubliche 4 Stunden auf dem Gelände des
Taj Mahals, schauen einfach nur immer wieder auf dieses Gebäude und machen
einen Haufen (Quatsch)Fotos. Gegen 10 Uhr, als wir wirklich hungrig sind, das
Gelände sich mit immer mehr Indern füllt, die Fotos mit uns machen wollen und
vor allem die Temperaturen wieder drückend werden, fahren wir zurück ins Hotel.
Nach einem ausgiebigen Frühstücksbrunch legen wir uns wieder schlafen. Den Rest
des Tages verbringen wir abgesehen von einem kurzen Spaziergang zum Supermarkt,
im Hotel. Wir sind langsam müde uns mit den anstrengenden Menschen auf der
Straße auseinander zu setzen. 🙂

SP