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see you soon

Dhaka Teil 2

Bangladesch Posted on Tue, July 09, 2013 23:24:51

Tag 56-57 / 09.06.-10.6.2013

In Dhaka kommen wir morgens früh um 7 Uhr an und man riecht
sofort den Unterschied. Abgase und Staub wirbeln durch die Luft. Die frische
Luft in Kuakata war auf jeden Fall angenehmer. Von der Hauptstraße am
Busbahnhof schnappen wir uns ein Taxi zu Nicole. Auch diesmal nicht ganz so
leicht ein Taxi zu erwischen, aber auf jeden Fall einfacher, als auf dem Hinweg
nach Kuakata. Bei Nicole angekommen, verabschieden wir uns von Nasir und freuen
uns auf den letzten Tag vor unserem Flug nach Nepal. Aber bevor es losgeht,
schlafen wir erst mal eine Runde, um uns ein wenig von der Busfahrt zu erholen.

Auf dem Plan steht nochmal die Altstadt Dhakas und als
Tagesaufgabe, der Kauf eines Lungis. Ein Lungi ist ein sehr praktisches Stück
Stoff, das Männer als Hosenersatz tragen. Besonders bei Rickshaw-Fahrern sehr beliebt,
weil es so luftig ist. Als wir durch die Straßen spazieren, saugen wir nochmal
die Eindrücke auf, um sie nicht so schnell zu verlieren. Old Dhaka ist schon
was Besonderes. Wieder sehen wir viele strahlende Kinder– besonders beim
Schwimmen im Badeteich sieht man viele lachende Gesichter. Sie springen um die
Wette, um uns zu beeindrucken und freuen sich, dass wir Fotos schießen und sie
ihnen zeigen. Plötzlich ruft ein Mann von seinem Balkon. Wir schauen hoch und
wundern uns ein wenig. Er fragt uns, wo wir her kommen und kurz darauf lädt er
uns zu sich ein. Wir zögern kurz, schauen uns an, aber als wir eine ältere Frau
auf dem Balkon sehen, die uns auch hochwinkt, entscheiden wir uns, es zu
probieren.

Wir gehen hoch und lernen Babu und seine Familie kennen. Uns
werden Früchte angeboten und wir erfahren von Babu, dass er schon viel im
Ausland gearbeitet hat. Wir unterhalten uns nett mit ihm und er erzählt, dass
seine Tochter vor kurzem geheiratet hat und demnächst die Heirat gefeiert wird.
Sie warten nur darauf, dass der frisch gebackene Ehemann von seinem
Auslandsstudium aus Schweden wiederkommt. Dann werden die Straßen rund um den
Teich mit Lichtern geschmückt und alle sind eingeladen. Auch wir werden
explizit eingeladen mit zu feiern. Wahrscheinlich werden wir den weiten Weg
nicht auf uns nehmen, aber vielleicht vertritt uns Nicole ja bei der
Hochzeitsfeier. smiley Bevor wir gehen, fragen wir noch, wo ich meinen Lungi herbekommen könnte. Die
Antwort ist: „Überall. Das ist doch kein Problem einen Lungi in Dhaka zu
finden, aber warte, ich habe noch welche.“ Kurze Zeit später stehen wir da und
halten alle irgendeinen Stoff in der Hand. Ich suche mir einen Lungi aus und
frage, wie viel ich ihm dafür geben kann. Die Antwort ist „Nichts! Es ist ein
Geschenk.“. Ich kann mir kein besseres Souvenir vorstellen und werde Babu schon
bald ein Foto mit meinem neuen Lungi zusenden.

Am Abend gehen wir mit Nicole in den Nordic Club. Sie hatte
uns schon vorher erzählt, dass es in Dhaka Clubs gibt, in die nur Westler gehen
dürfen. Den Dutch Club, German Club, Nordic Club und so weiter. Als wir das
hörten, fanden wir das komisch und irgendwie diskriminierend gegenüber den
Bangladeschern. Aber an diesem Abend wird uns klar warum es in Dhaka diese Clubs
gibt. Wir gehen zusammen mit Nicole hinter die Mauern des Nordic Club und sehen
nur noch westliche Gesichter. Es fühlt sich komisch an, aber es ist so ruhig
und man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Ein Tennis Platz, ein Pool und
westliches Essen – es ist eine Art Urlaub mitten in Bangladesch. Wir verstehen
schon nach 10 Tagen, warum Nicole ab und zu in die Clubs geht, um Kraft zu
tanken – wir würden es auch tun.

Am Tag unseres Abflugs nach Kathmandu wird gestreikt. Streik
bedeutet, es fahren so gut wie keine Autos, weil Menschen daran gehindert
werden sollen zur Arbeit zu gehen. Alles soll ruhen und so der Regierung
schaden. In einigen Stadtteilen, brennen dann auch Busse und es kommt zu
Gewaltausschreitungen. Für uns wohl kein so großes Problem, da der Weg von
Nicole zum Flughafen sicher ist. Wir kommen ohne Probleme und vor allem schnell
an, da kaum ein anderes Fahrzeug auf den Straßen ist.

AP



Kuakata

Bangladesch Posted on Tue, July 09, 2013 23:07:21

Tag 54-55 / 07.06.-08.6.2013

Die Busfahrt nach Kuakata war für mich eine Nacht mit wenig
Schlaf. Zum einen, weil mein Körper noch nicht vollständig regeneriert war und
zum anderen, weil die Straßen Bangladeschs einen gut durchschütteln. Aber auch,
weil die Busfahrer ein wenig anders ticken – Überholen in der Kurve ist nicht
ungewöhnlich. Begeistert von den Fahrkünsten habe ich dann auch immer wieder
mal eine halbe Stunde einfach nur geguckt, was der Fahrer da eigentlich gerade
macht.

Allen Widrigkeiten zum Trotz sind wir morgens früh in
Kuakata angekommen. Direkt am Strand rausgeschmissen, begrüßen uns Ziegen, die
auf Liegestühlen ihr Leben genießen. Eine Unterkunft haben wir zu dem Zeitpunkt
noch nicht, daher machen wir uns kurz nach der Ankunft auf die Suche. Nasir,
kennt da jemanden, der jemanden kennt, der einen Cousin hat der schon mal in
Kuakata war… oder so ähnlich. Auf jeden Fall landen wir irgendwann in einem
Hotel und uns wird der VIP Room angeboten. Der Preis ist gut und unsere
Ansprüche für eine Nacht gering, daher stimmen wir alle zu. Vielleicht stimmen wir auch nur zu, weil wir
die ganze Nacht unterwegs waren und einfach nur Klarheit haben wollen…

Die Rucksäcke abgelassen, ein Nickerchen eingeschoben und
frisch gemacht. Als alle bereit waren zum Losgehen, hat der Monsun richtig
zugeschlagen. Also war Warten angesagt,
bis es zum Essen ging. Wenn es ums Essen geht, war mir das Warten relativ
egal, da es mir eh besser ging, wenn ich nicht gegessen habe. Aber Nicole,
Sonia und Nasir habe ich eine Mahlzeit gegönnt. Außerdem wollten wir doch etwas
unternehmen. Auch das ist bei starken Regenfällen anstrengender. Nach ca. einer
Stunde war das Wetter annehmbar, um los zu gehen. Etwas zu Essen zu finden, das
den Mindestanforderungen an Hygiene gerecht wurde, war dann die nächste
Herausforderung. Im Zweifel Früchte, die man schälen kann. Daher gab es Mangos
für Nicole und Sonia. Nasir ist furchtlos und bestellt sich eine richtige
Mahlzeit. Und ich verzichte komplett, bis ich gezwungen werde ein Bangladescher
Hausfrauen-Rezept gegen Magenprobleme einzunehmen – ich trinke meine erste
Kokosnussmilch direkt aus der Frucht. Genießen kann ich das nicht wirklich.

Als wir die Straßen Kuakatas – gefühlt waren es nur zwei –
nach Essen abgesucht haben, wurden wir von 2 Motorradfahrern begleitet. Die
beiden wollten uns gerne ihre Dienste anbieten. Nasir hat die Verhandlungen
geführt und schien zwischendurch genervt. Aber irgendwann hieß es dann, wir
fahren jetzt los. Also rauf auf das Motorrad. Nicole, Nasir steigen bei einem
Fahrer auf und Sonia und ich bei dem anderen. Natürlich trägt keiner von uns
einen Helm. Mit ihren indischen Maschinen zeigen Sie uns die Sehenswürdigkeiten
der Region. Buddhistische Tempel, Mangroven Wälder und andere. Wobei die
Menschen der Region, das Fahren auf den Wegen und Stränden und das Überqueren
von Flussästen auf Holzbooten, die wahren Attraktionen für uns sind. Zum
Abendessen gab es frisches Seafood am Strand. Mit drei Bleichgesichtern war das
Verhandeln um den Preis für Nasir gar nicht so leicht. Aber Nicole hat mit
ihren Bangla-Künsten tatkräftig unterstützt, auch wenn der Kuakata Akzent ihr
zu schaffen gemacht hat. Am Ende gab es auf jeden Fall leckeres Essen, auf das
auch ich nicht verzichten konnte. Entweder die Kokosnuss oder das Motorradfahren
und die frische Luft haben dazu geführt, dass ich mich deutlich besser fühlte. Der
Sonnenuntergang am Strand war ein schöner Ausklang des Ausfluges. Am späten
Abend sind wir nochmal auf die Straßen Kuakatas gegangen und haben uns weitere
Mangos geholt und unsere Rückreise arrangiert.

Am nächsten Morgen gab es ein leckeres Frühstück in einem
Hotel um die Ecke – das hat gut getan. Vom Frühstückstisch aus haben wir noch
das bezeichnende Plakat gesehen, das wahrscheinlich schon seit den 90ern da hängt:
„Visit Bangladesh – before tourists come“. Na dann mal los! Unsere Fahrer standen
schon bereit für einen weiteren Ausflug. Diesmal in die Region Sundarbans, wo
die größten Mangrovenwälder der Erde zu finden sind. Weitere Eindrücke von den
Menschen, vor allem viele lachende Gesichter und eine noch wildere
Motorradfahrt durch die Wege Bangladeschs haben diesen Tag geprägt. Dabei war
unser Fahrer so cool und wagemutig, dass es unmöglich war keinen Spaß zu haben.
Auch der zwischenzeitliche Regen hat ihm keine Probleme bereitet. Am späten
Abend hieß es dann wieder rein in den Bus und ab nach Dhaka!

Der Busfahrer war diesmal noch einen Tick wahnsinniger, als der
Busfahrer auf dem Hinweg. Und natürlich hieß es wieder durchgerüttelt werden
und kaum ein Auge zu kriegen. Dabei kann ich normalerweise überall schlafen…
Naja, so habe ich wenigstens die Fahrten mit der Fähre und die wahnsinnigen
Überholmanöver mitbekommen. Fazit: Auf jeden Fall ein richtig cooler Ausflug
mit Nicole und Nasir!

AP



Dhaka

Bangladesch Posted on Tue, July 09, 2013 21:04:14

Tag 47-53 / 31.05.-06.06.2013

Wenn wir jemandem, den wir unterwegs kennen gelernt haben,
erzählten, dass eines unserer Ziele auf der Reise Bangladesch sein wird, war
die häufigste Reaktion darauf „Wow… but
why?“. Wenn wir dann erzählten, dass wir dort unsere Freundin besuchen, die im
Januar nach Dhaka gezogen ist, folgte „Really? Why did she do that?“… Wir haben
knappe 10 Tage Zeit uns anzusehen, wie Nicole in diesem Land lebt und vor allem,
warum sie gern dort lebt. smiley

Unser Flieger sollte planmäßig um 20:20 Uhr Ortszeit in
Dhaka landen. Kurz vor der Landung meldet sich der Pilot: wir können nicht in Dhaka landen, da die Landebahn von einem beschädigten Flugzeug
versperrt sei. Deswegen müssten wir in einem nahe gelegenen Flughafen in Indien
zwischenlanden. Gegen 21 Uhr Ortszeit landen wir also in Kalkutta. Laut dem Piloten
werde die Beseitigung des beschädigten Flugzeugs in Dhaka ca. eine Stunde dauern. Klingt
undramatisch. Wir rufen Nicole kurz an und entschuldigen uns, dass sie noch
eine Stunde auf uns warten muss. Ihre Antwort: „Welcome to Bangladesh!“. Sie
überrascht wohl nichts mehr. smiley

Nach ca. einer Stunde meldet sich der Pilot erneut. Die Lage
in Dhaka sei zwar wieder in Ordnung, allerdings müsse unser Flugzeug noch
getankt werden. Er versichert aber, dass das in 10-15 Minuten passieren würde.
Nach einer Stunde gesteht er uns, dass unser Flugzeug die letzte Priorität auf
der Tankliste hätte, da wir außerplanmäßig in Kalkutta gelandet seien. Daher
wurden aus den 10-15 Minuten knappe drei Stunden… Und so ging es weiter. Immer wieder wird uns versichert,
es geht in 10-15 Minuten weiter. Nachdem unser Flugzeug betankt wurde, warten
wir „10-15 Minuten“ auf eine Bestätigung aus Dhaka, dann „10-15 Minuten“ auf
eine Bestätigung aus Singapur bis schließlich der Flughafen in Dhaka
geschlossen wurde. Ruhezeit von Mitternacht bis 4 Uhr, was man uns aber erst um
2 Uhr sagt. Aus „es geht jeden Moment weiter“ wurde letztendlich eine 7
stündige Geduldsprobe. Grrrrrrr!

In unserem Flugzeug sind schätzungsweise 200 Passagiere,
davon sind 5 Westler, uns eingeschlossen. Die restlichen Insassen sind
Bangladescher. Ein temperamentvolles Volk. Immer wieder steht einer auf und
fordert den Piloten auf, uns besser zu informieren, was das Problem sei. Warum
wir nicht weiter fliegen können. Sobald einer steht, trauen sich viele weitere
dazu. Es wird geschrien und gepöbelt – auf Bangla, Englisch können die
Wenigsten. Darum, wussten einige auch erst von unserem außerplanmäßigen Stopp,
als wir in Kalkutta gelandet sind. Durchsagen auf Bangla gab es nämlich nicht. Aber
sobald sie ihrem Ärger Luft gemacht haben, setzen sie sich wieder hin. Bis es wieder
von vorn anfängt.

Um ca. 4 Uhr erklärt uns der Pilot, dass wir nicht innerhalb
der nächsten Stunden nach Dhaka fliegen können, weswegen sich die Airline (Tiger
Airways) darum bemühen werde, für uns ein Hotel zu finden, in dem wir uns
ausruhen können, bis es endlich in Richtung Dhaka geht. Bis wir das Flugzeug
verlassen dürfen vergehen erneut 10-15 „Tigerminuten“, also eine gute Stunde. Vorher war uns das Verlassen des Flugzeuges
von dem Piloten und der Flugcrew verweigert worden. Das Einhalten dieses
Verbots wurde von indischen Soldaten, die vor dem Flugzeug standen,
kontrolliert.

Am Flughafen werden uns Transit-Visa ausgestellt, das heißt
wir dürfen den Gatebereich des Flughafens nicht verlassen. VOn wegen Hotel… Wir warteten am Flughafen; insgesamt 14 Stunden bis gegen 20 Uhr das
Boarding für unseren Flug nach Dhaka beginnt. Mit fast 26 Stunden Verspätung
landen wir schließlich am Samstag, 01.06.2013 gegen 22 Uhr in Dhaka. Was für
eine Reise! Leider ein verlorener Samstag, den wir hätten mit Nicole verbringen
können.

Vor dem Flughafen stehen Menschenmassen hinter einem Zaun.
Wenn man in Dhaka in den Flughafen will und kein Flugticket hat, zahlt man 200
Taka (2 Euro) Eintritt. So werden „Schaulustige“ fern gehalten. Nicole hat einen
Fahrer organisiert, der uns drei zu ihr nach Hause bringt. In Dhaka gelten
andere Regeln, nachts lieber nicht mit dem Taxi nach Hause fahren. Die Fahrt
ist schon besonders. Alles ist so anders, als das, was wir bisher gesehen
haben. Es ist chaotisch, aber es funktioniert dennoch. Bei Nicole angekommen, beschwert
sich der Fahrer über das Geld, was Nicole ihm zahlt. Da der Preis vorher
vereinbart wurde, ärgert sie sich und fängt an, mit ihm zu diskutieren – auf
Bangla! Wir sind schwer beeindruckt. In
der Wohnung sind wir einfach nur froh, dass wir duschen können und endlich ein
Bett haben.

Am nächsten Tag geht es in die Altstadt Dhakas. Der Weg
dorthin zeigt uns, wie chaotisch es wirklich ist. Die Fahrt vom Flughafen zu
Nicole war ein Witz dagegen. Heute ist richtig was los auf den Straßen. Fahrräder,
Rikshaws, CNGs, Busse, Autos, zwischendurch mal eine Pferde-Kutsche oder ein
Anhänger, der von einem Menschen gezogen wird – alles fährt, wie es will und
vor allem, wie es gerade passt. Ampeln gibt es kaum und die, die es gibt,
werden einfach nicht beachtet. Dennoch funktioniert es, irgendwie
beeindruckend. Aber ein großer Nachteil dieses Verkehrschaos ist der Stau. Wenn
jeder sich in die kleinste Lücke quetscht und niemanden vorbei lassen möchte,
blockieren sich die Fahrzeuge gegenseitig. In unserem CNG stauen sich die
Abgase der vielen Fahrzeuge. Angenehm ist anders. Und vor allem ist es
unglaublich heiß.

Wie kann man „Old Dhaka“ beschreiben? Es ist schwierig, weil
wir nichts Vergleichbares kennen. Es ist auf jeden Fall krass. In vielerlei
Hinsicht. Es gibt viele kleine Straßen, von denen ab und an mehrere kleinere
Gassen abgehen. Links und rechts aneinander gereiht liegen Kioske, Restaurants
und sämtliche Läden. Von dem Schneider, über den Früchte- und Gemüsehändler bis
hin zu Werkstätten ist alles, was man sich vorstellen kann, dabei. Die Straßen
sind auch hier voll. Rikshaws, CNGs, Motorräder, Kutschen bahnen sich ihren
Weg. Dazwischen immer mal wieder Ziegen und Kälber und Menschen, die
erstaunliches Gewicht auf ihrem Kopf balancieren oder Tiere in Käfigen tragen. Als
wir dort durch die Straßen laufen, fallen wir auf. Alle schauen uns an. Aber
nicht so, dass es unangenehm ist. Die Menschen sind interessiert. Uns begegnen viele,
die uns auf Englisch fragen, wie es uns geht, wo wir her kommen und wie wir
heißen. Vor allem die kleinen Kinder freuen sich uns zu sehen, lachen uns an.
Das Schöne ist, sie tun es ohne Hintergedanken. Niemand bettelt oder fragt uns
nach Geld – obwohl wir ihnen die Armut ansehen können. Machen wir ein Foto von
ihnen und zeigen es ihnen, sind sie zufrieden und lächeln uns glücklich an.
Unser kleines Highlight an dem Tag war eine Bootsfahrt über den Fluss Dhaleswari.
Charmant handelt Nicole den Bootsfahrer auf einen guten Preis herunter, damit
er uns 1 Stunde über den Fluss paddelt. Bangla lernen, lohnt sich. smiley Dhaka ist laut und
dreckig und chaotisch, aber die vielen freundlichen Menschen, die uns hier
begegnen machen diesen Ort besonders und irgendwie charmant. Uns gefällt es
hier.

Am nächsten Tag ist schon Montag, der 3. Juni. Unser erster
Hochzeitstag. Da Nicole tagsüber bei der Arbeit ist, erkunden wir die Umgebung
auf eigene Faust. Schnell merken wir, dass die Menschen in diesen Vierteln ein
wenig anders ticken. Nicole wohnt in einem der besseren Stadtteile Dhakas. Die
Menschen hier sind darauf eingestellt, dass wohlhabendere Menschen hier leben.
Und als Westler ist man hier wohlhabend. Es gibt mehr Menschen, die betteln.
Vor allem kleine Kinder, die einem hinterher laufen und andeuten, sie brauchen
Geld fürs Essen. Dabei versuchen sie direkt einen guten „Spendenbetrag“ auszuhandeln.
„Boss, please…“ Einige sind auch etwas forscher, laufen nicht nur hinterher,
sondern stellen sich uns in den Weg oder zerren an unserer Kleidung. Das geht vor
allem Sonia etwas nahe… Menschen ohne Fuß, Beine oder mit anderen Behinderungen,
extreme Armut – das gab es auch in der Altstadt Dhakas zu sehen, aber hier gibt
es weniger Lachen. Die Menschen sind bewusst in diesen feineren Stadtteilen,
weil sie wissen, dass hier mehr Geld zu holen ist. Als Ausländer sollte man
sich im Zweifel so verhalten, wie die Einheimischen. Das tun wir schon seit
Beginn der Reise. Daher wird Menschen, die betteln, kein Geld gegeben. Unser
Prinzip ist einfach, fragt man uns nach Essen, Trinken oder Schlafen, sind wir
gerne bereit zu helfen. Fragt man uns nach Geld, gibt es leider nichts. Auch wenn es
schwer fällt.

Abends gibt es für Sonia eine Überraschung, die Nicole und
Andy gemeinsam organisiert haben. Wäre hätte das vor zehn Jahren gedacht, dass wir
bei Nicole in Bangladesch sind und sie Andy hilft, Sonia zu überraschen? Eindeutig
niemand! Die Überraschung ist aber eindeutig gelungen. Ein richtig gutes
italienisches Essen (nach 2 Monaten Asien der pure Genuss) bei Kerzenlicht auf
einer Dachterrasse. Kitschig ja, aber auch verdammt cool! smiley

Der Tag nach dem Hochzeitstag verlief relativ unspektakulär.
Um uns vor der Hitze zu schützen, verbringen wir den Tag zu Hause unter dem
Ventilator. Im Nachhinein eine gute Entscheidung. Später erzählt uns Nicole, es
war einer der heißesten Tage überhaupt. Am Abend gab es dann das Highlight des
Tages: Games Night! Einige Expats – Ausländer, die in Bangladesch arbeiten –veranstalten
jeden Dienstag gemeinsam einen
Spieleabend. Weil das obligatorisch zu Nicoles Woche dazu gehört, nimmt sie uns
mit. Und das hat richtig Spaß gemacht. So sehr, dass wir zwei auch so einen
Abend einführen wollen, sobald wir
zurück sind. Aber erst mal müssen wir uns auch so eine große Spielesammlung
anlegen. Mit unserem Mensch-ärgere-dich-nicht und Scrabble kommen wir da nicht
weit. Leider hat der Abend ein kränkelndes Ende. Andy bekommt Fieber und fühlt
sich extrem schlecht. Dehydriert, was Falsches gegessen, Vitaminmangel, krank
vom ganzen Staub und den Abgasen, Malaria, Dengue? Keine Ahnung. Auf jeden Fall
nicht schön.

Der Mittwoch verlief daher im Zeichen, des Genesens. Einfach
nur gesund werden, schließlich haben wir am Wochenende etwas vor. Gemeinsam mit
Nicole und Nasir, einem Arbeitskollegen Nicoles, wollen wir nach Kuakata. In
den Süden Bangladeschs. Der Bus geht schon um 18 Uhr am Donnerstagabend los.
Eigentlich wollten wir uns zu der Zeit mit Minhaz, unserem Sitznachbarn im
Flugzeug und neuen Freund treffen. Auch wenn es Andy noch nicht besser geht, verlegen
wir das Treffen spontan auf Donnerstagvormittag – Minhaz geht deswegen später
zur Arbeit. Andy hilft nur nix Essen und viel Wasser trinken.

Nachmittags geht es dann mit dem Taxi zum Busbahnhof. Dabei ist
es gar nicht mal so leicht eines zu bekommen. Wir stehen da mit unseren großen
Rucksäcken und warten in der brütenden Hitze (um die 40° C) auf ein Taxi, das bereit ist, uns
mitzunehmen. Irgendwann bekommen wir dann endlich eins.
Unter anderem, weil fremde Passanten Mitleid mit uns haben und auf den
Taxifahrer einreden, er solle uns mitnehmen. Die Menschen in Bangladesch sind nett. smiley Die Taxis haben in der Regel
keinen Kofferraum, daher sitzen wir zu dritt hinten und jeder mit seinem Rucksack auf dem Schoß. Solange das Taxi fährt ist die Hitze erträglich,
Fahrtwind weht durch die offenen Fenster; sobald es steht, ist es kaum
auszuhalten. Und Stehen im Straßenverkehr Bangladeschs ist nicht ungewöhnlich.
Am Ende erreicht man aber immer sein Ziel. Wir stehen also auf dem Busbahnhof
und realisieren, dass wir alleine niemals den richtigen Bus gefunden hätten. Es
ist einfach nur ein riesiger Platz, auf dem wirklich viele Busse und Menschen
stehen. Nasir fragt sich durch und wir erreichen unseren Bus. Ein riesiger
Sprung in der Frontscheibe –Carglas repariert, Carglas tauscht aus… NICHT – und
ein wenig Zweifel am technischen Zustand des Busses. Aber es wird schon gut
gehen. Kaum sitzen wir auf unseren Plätzen hören wir, wie der Passagier, der
hinter Nicole sitzt, in den Bus auf den Boden rotzt. Jetzt denken auch wir:
welcome to Bangladesch! smiley Vor uns liegen 320 km bzw. 12 Stunden Fahrt mit mehreren Fährüberführungen… Und
das ohne Klimaanlage.

SP & AP