Tag 54-55 / 07.06.-08.6.2013

Die Busfahrt nach Kuakata war für mich eine Nacht mit wenig
Schlaf. Zum einen, weil mein Körper noch nicht vollständig regeneriert war und
zum anderen, weil die Straßen Bangladeschs einen gut durchschütteln. Aber auch,
weil die Busfahrer ein wenig anders ticken – Überholen in der Kurve ist nicht
ungewöhnlich. Begeistert von den Fahrkünsten habe ich dann auch immer wieder
mal eine halbe Stunde einfach nur geguckt, was der Fahrer da eigentlich gerade
macht.

Allen Widrigkeiten zum Trotz sind wir morgens früh in
Kuakata angekommen. Direkt am Strand rausgeschmissen, begrüßen uns Ziegen, die
auf Liegestühlen ihr Leben genießen. Eine Unterkunft haben wir zu dem Zeitpunkt
noch nicht, daher machen wir uns kurz nach der Ankunft auf die Suche. Nasir,
kennt da jemanden, der jemanden kennt, der einen Cousin hat der schon mal in
Kuakata war… oder so ähnlich. Auf jeden Fall landen wir irgendwann in einem
Hotel und uns wird der VIP Room angeboten. Der Preis ist gut und unsere
Ansprüche für eine Nacht gering, daher stimmen wir alle zu. Vielleicht stimmen wir auch nur zu, weil wir
die ganze Nacht unterwegs waren und einfach nur Klarheit haben wollen…

Die Rucksäcke abgelassen, ein Nickerchen eingeschoben und
frisch gemacht. Als alle bereit waren zum Losgehen, hat der Monsun richtig
zugeschlagen. Also war Warten angesagt,
bis es zum Essen ging. Wenn es ums Essen geht, war mir das Warten relativ
egal, da es mir eh besser ging, wenn ich nicht gegessen habe. Aber Nicole,
Sonia und Nasir habe ich eine Mahlzeit gegönnt. Außerdem wollten wir doch etwas
unternehmen. Auch das ist bei starken Regenfällen anstrengender. Nach ca. einer
Stunde war das Wetter annehmbar, um los zu gehen. Etwas zu Essen zu finden, das
den Mindestanforderungen an Hygiene gerecht wurde, war dann die nächste
Herausforderung. Im Zweifel Früchte, die man schälen kann. Daher gab es Mangos
für Nicole und Sonia. Nasir ist furchtlos und bestellt sich eine richtige
Mahlzeit. Und ich verzichte komplett, bis ich gezwungen werde ein Bangladescher
Hausfrauen-Rezept gegen Magenprobleme einzunehmen – ich trinke meine erste
Kokosnussmilch direkt aus der Frucht. Genießen kann ich das nicht wirklich.

Als wir die Straßen Kuakatas – gefühlt waren es nur zwei –
nach Essen abgesucht haben, wurden wir von 2 Motorradfahrern begleitet. Die
beiden wollten uns gerne ihre Dienste anbieten. Nasir hat die Verhandlungen
geführt und schien zwischendurch genervt. Aber irgendwann hieß es dann, wir
fahren jetzt los. Also rauf auf das Motorrad. Nicole, Nasir steigen bei einem
Fahrer auf und Sonia und ich bei dem anderen. Natürlich trägt keiner von uns
einen Helm. Mit ihren indischen Maschinen zeigen Sie uns die Sehenswürdigkeiten
der Region. Buddhistische Tempel, Mangroven Wälder und andere. Wobei die
Menschen der Region, das Fahren auf den Wegen und Stränden und das Überqueren
von Flussästen auf Holzbooten, die wahren Attraktionen für uns sind. Zum
Abendessen gab es frisches Seafood am Strand. Mit drei Bleichgesichtern war das
Verhandeln um den Preis für Nasir gar nicht so leicht. Aber Nicole hat mit
ihren Bangla-Künsten tatkräftig unterstützt, auch wenn der Kuakata Akzent ihr
zu schaffen gemacht hat. Am Ende gab es auf jeden Fall leckeres Essen, auf das
auch ich nicht verzichten konnte. Entweder die Kokosnuss oder das Motorradfahren
und die frische Luft haben dazu geführt, dass ich mich deutlich besser fühlte. Der
Sonnenuntergang am Strand war ein schöner Ausklang des Ausfluges. Am späten
Abend sind wir nochmal auf die Straßen Kuakatas gegangen und haben uns weitere
Mangos geholt und unsere Rückreise arrangiert.

Am nächsten Morgen gab es ein leckeres Frühstück in einem
Hotel um die Ecke – das hat gut getan. Vom Frühstückstisch aus haben wir noch
das bezeichnende Plakat gesehen, das wahrscheinlich schon seit den 90ern da hängt:
„Visit Bangladesh – before tourists come“. Na dann mal los! Unsere Fahrer standen
schon bereit für einen weiteren Ausflug. Diesmal in die Region Sundarbans, wo
die größten Mangrovenwälder der Erde zu finden sind. Weitere Eindrücke von den
Menschen, vor allem viele lachende Gesichter und eine noch wildere
Motorradfahrt durch die Wege Bangladeschs haben diesen Tag geprägt. Dabei war
unser Fahrer so cool und wagemutig, dass es unmöglich war keinen Spaß zu haben.
Auch der zwischenzeitliche Regen hat ihm keine Probleme bereitet. Am späten
Abend hieß es dann wieder rein in den Bus und ab nach Dhaka!

Der Busfahrer war diesmal noch einen Tick wahnsinniger, als der
Busfahrer auf dem Hinweg. Und natürlich hieß es wieder durchgerüttelt werden
und kaum ein Auge zu kriegen. Dabei kann ich normalerweise überall schlafen…
Naja, so habe ich wenigstens die Fahrten mit der Fähre und die wahnsinnigen
Überholmanöver mitbekommen. Fazit: Auf jeden Fall ein richtig cooler Ausflug
mit Nicole und Nasir!

AP