Tag 56-57 / 09.06.-10.6.2013

In Dhaka kommen wir morgens früh um 7 Uhr an und man riecht
sofort den Unterschied. Abgase und Staub wirbeln durch die Luft. Die frische
Luft in Kuakata war auf jeden Fall angenehmer. Von der Hauptstraße am
Busbahnhof schnappen wir uns ein Taxi zu Nicole. Auch diesmal nicht ganz so
leicht ein Taxi zu erwischen, aber auf jeden Fall einfacher, als auf dem Hinweg
nach Kuakata. Bei Nicole angekommen, verabschieden wir uns von Nasir und freuen
uns auf den letzten Tag vor unserem Flug nach Nepal. Aber bevor es losgeht,
schlafen wir erst mal eine Runde, um uns ein wenig von der Busfahrt zu erholen.

Auf dem Plan steht nochmal die Altstadt Dhakas und als
Tagesaufgabe, der Kauf eines Lungis. Ein Lungi ist ein sehr praktisches Stück
Stoff, das Männer als Hosenersatz tragen. Besonders bei Rickshaw-Fahrern sehr beliebt,
weil es so luftig ist. Als wir durch die Straßen spazieren, saugen wir nochmal
die Eindrücke auf, um sie nicht so schnell zu verlieren. Old Dhaka ist schon
was Besonderes. Wieder sehen wir viele strahlende Kinder– besonders beim
Schwimmen im Badeteich sieht man viele lachende Gesichter. Sie springen um die
Wette, um uns zu beeindrucken und freuen sich, dass wir Fotos schießen und sie
ihnen zeigen. Plötzlich ruft ein Mann von seinem Balkon. Wir schauen hoch und
wundern uns ein wenig. Er fragt uns, wo wir her kommen und kurz darauf lädt er
uns zu sich ein. Wir zögern kurz, schauen uns an, aber als wir eine ältere Frau
auf dem Balkon sehen, die uns auch hochwinkt, entscheiden wir uns, es zu
probieren.

Wir gehen hoch und lernen Babu und seine Familie kennen. Uns
werden Früchte angeboten und wir erfahren von Babu, dass er schon viel im
Ausland gearbeitet hat. Wir unterhalten uns nett mit ihm und er erzählt, dass
seine Tochter vor kurzem geheiratet hat und demnächst die Heirat gefeiert wird.
Sie warten nur darauf, dass der frisch gebackene Ehemann von seinem
Auslandsstudium aus Schweden wiederkommt. Dann werden die Straßen rund um den
Teich mit Lichtern geschmückt und alle sind eingeladen. Auch wir werden
explizit eingeladen mit zu feiern. Wahrscheinlich werden wir den weiten Weg
nicht auf uns nehmen, aber vielleicht vertritt uns Nicole ja bei der
Hochzeitsfeier. smiley Bevor wir gehen, fragen wir noch, wo ich meinen Lungi herbekommen könnte. Die
Antwort ist: „Überall. Das ist doch kein Problem einen Lungi in Dhaka zu
finden, aber warte, ich habe noch welche.“ Kurze Zeit später stehen wir da und
halten alle irgendeinen Stoff in der Hand. Ich suche mir einen Lungi aus und
frage, wie viel ich ihm dafür geben kann. Die Antwort ist „Nichts! Es ist ein
Geschenk.“. Ich kann mir kein besseres Souvenir vorstellen und werde Babu schon
bald ein Foto mit meinem neuen Lungi zusenden.

Am Abend gehen wir mit Nicole in den Nordic Club. Sie hatte
uns schon vorher erzählt, dass es in Dhaka Clubs gibt, in die nur Westler gehen
dürfen. Den Dutch Club, German Club, Nordic Club und so weiter. Als wir das
hörten, fanden wir das komisch und irgendwie diskriminierend gegenüber den
Bangladeschern. Aber an diesem Abend wird uns klar warum es in Dhaka diese Clubs
gibt. Wir gehen zusammen mit Nicole hinter die Mauern des Nordic Club und sehen
nur noch westliche Gesichter. Es fühlt sich komisch an, aber es ist so ruhig
und man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Ein Tennis Platz, ein Pool und
westliches Essen – es ist eine Art Urlaub mitten in Bangladesch. Wir verstehen
schon nach 10 Tagen, warum Nicole ab und zu in die Clubs geht, um Kraft zu
tanken – wir würden es auch tun.

Am Tag unseres Abflugs nach Kathmandu wird gestreikt. Streik
bedeutet, es fahren so gut wie keine Autos, weil Menschen daran gehindert
werden sollen zur Arbeit zu gehen. Alles soll ruhen und so der Regierung
schaden. In einigen Stadtteilen, brennen dann auch Busse und es kommt zu
Gewaltausschreitungen. Für uns wohl kein so großes Problem, da der Weg von
Nicole zum Flughafen sicher ist. Wir kommen ohne Probleme und vor allem schnell
an, da kaum ein anderes Fahrzeug auf den Straßen ist.

AP